Wird vorsichtiger gefahren? Zumindest gibt es weniger schwere Unfälle. Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Im Jahr 2022 gab es mehr Verletzte und Tote im Straßenverkehr als im Jahr zuvor. Aber die Zahl der Unfälle sank. Was die die Statistik sonst noch sagt.

Auf den Esslinger Straßen hat es im vergangenen Jahr mehr Tote, mehr Schwerverletzte und auch mehr Leichtverletzte gegeben als im Vorjahr. Insgesamt zählte die Polizei drei Todesfälle – im Jahr zuvor war es einer. Schwerverletzte gab es 37 – im Vorjahr 27. Dazu kommen 211 Leichtverletzte. Ein Jahr davor waren es 199. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass 2021 noch aufgrund der Corona-Pandemie ein Ausnahmejahr war, wo es zeitweise so gut wie gar keinen Verkehr gab.

 

Die Statistik, die der Leiter des Polizeirevier Esslingens Rochus Denzel Stadträten im Esslinger Sozialausschuss vorstellte, weist nicht nur eine höhere Zahl an Verletzten auf. Es gibt auch einen sehr starken Anstieg der Unfälle in der Stadt. Hier muss man allerdings näher hinschauen, so Denzel. Auf den zweiten Blick relativiert sich diese Statistik nämlich. Auf dem Papier zählte die Polizei im Jahr 2020 969 Unfälle, ein Jahr später schon 2021 Unfälle und 2022 sogar 2718 Unfälle. Dieser rasante Anstieg hängt mit der Zählweise zusammen. Wie Denzel erläuterte, wurden seit 2021 auch so genannte Kleinstunfälle in die Statistik aufgenommen. Hätte man ohne Kleinstunfälle weiter gezählt, also so wie vor 2021, dann wären die Zahlen zurückgegangen: 885 im Coronajahr 2021 und 957 im vergangenen Jahr.

Unterm Strich lässt sich also sagen: Weniger schwere Unfälle, aber mehr Verletzte und Tote. Aber wo kracht es am häufigsten in der Stadt? Tatsächlich gibt es nicht den einen Gefahrenpunkt schlechthin. Die Unfälle passieren über die gesamte Stadt verteilt vor allem in Kreisverkehren, auf Parkplätzen und in Einmündungen. Etwas unsicherer als andere Straßen sind unter anderem die Vogelsangbrücke und der Altstadtring im Bereich Maillestraße/Kiesstraße.

Weniger Parkverstöße

Interessant ist der Blick auf die so genannten Ordnungsverstöße: falsches Parken und Geschwindigkeitsübertretungen. Parkverstöße sind seit 2020 zurückgegangen von 62 211 auf 47 102 im Jahr 2021 und 41 011 im Jahr 2022. Denzel erkennt hier eine „Folge gestiegener Bußgelder“. Allerdings wäre es dann auch logisch, wenn die Geschwindigkeitsverstöße abnähmen, die aber tatsächlich rasant gestiegen sind. Von 2020 auf 2021 gingen sie zunächst einmal nach unten (von 93 062 auf 84 072), dann aber schnellten sie auf 134 527 hoch. Die Vermutung, ob dies an häufigeren Kontrollen liegt, konnte Denzel nicht bestätigen.

Doch nicht jeder, der geblitzt wird, bekommt auch ein Knöllchen zugeschickt. Fahrradfahrer beispielsweise sind fein raus. Denn die in Esslingen eingesetzten technischen Überwachungsgeräte erfassen nur motorisierte Fahrzeuge mit Kennzeichen: „Für das Bußgeldverfahren wegen eines Geschwindigkeits,- Rotlicht- oder Mobiltelefonverstoßes ist grundsätzlich das Kennzeichen für die nachstehende Ermittlungsarbeit erforderlich“, klärte unlängst Marion Koch vom städtischen Ordnungsamt auf. Davon kommen auch alle, wenn das Kennzeichen unleserlich ist: Ein Verfahren wird hier erst gar nicht eingeleitet.

Plötzlich tauchen Schrottautos auf

Auch an einer anderen Stelle sind die Zahlen nach oben geschossen: Obwohl es weniger Parkverstöße gibt, wird mehr abgeschleppt. Sogenannte Abschleppfälle sind von 2021 auf 2022 um mehr als fünfzig Prozent von 1100 auf 1713 gestiegen. Auch so genannte Schrottfahrzeuge sind in die Statistik eingegangen, das sind Autos, die in der Regel nicht mehr einsatzbereit sind und einfach irgendwo abgestellt werden. 23 Mal wurden solche Autos registriert. In den Vorjahren 2021 und 2020 wurde kein einziges Schrottauto gefunden.