Senioren verursachen überdurchschnittlich viele Unfälle: So auch Mitte September in der Myliusstraße in Ludwigsburg. Eine Frau wurde dabei schwer verletzt. Foto: factum/Granville

Im Jahr 2014 hat es im Landkreis 15 000-mal gekracht, die aktuelle Zwischenbilanz der Polizeistatistik bestätigt den negativen Trend. Risikogruppen sind vor allem die Fahranfänger – und Senioren über 65.

Kreis Ludwigsburg - Das Jahr 2014 war aus der Perspektive von Roland Eisele kein gutes Jahr. Denn was der Vizepräsident des Polizeipräsidiums Ludwigsburg dem Kreistagsausschuss mitzuteilen hatte, war alles andere als erfreulich. Wieder einmal ist die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Ludwigsburg gestiegen. Insgesamt krachte im vergangenen Jahr 15 276-mal Karosserieblech auf Karosserieblech und damit so häufig wie noch nie seit 2005. In dieser Dekade ist die Zahl der Unfälle um rund ein Drittel gestiegen, 2004 lag sie sogar noch unter der Marke von 10 000.

Immerhin: ein Wert ist gesunken – bei den Kollisionen wurden weniger Personen verletzt als 2013. Auch starben mit 13 Personen weniger Verkehrsteilnehmer als noch in jenem Jahr.

Mehr Unfälle – und immer mehr Autos im Landkreis

Doch Eisele überbrachte den Kreisräten eine weitere schlechte Nachricht: Eine Besserung sei wohl nicht in Sicht. Zwar hat die Polizei für das aktuelle Jahr noch keine detaillierte Statistik herausgegeben, doch die Zwischenbilanz verheißt nichts Gutes. Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums, zu dem auch der Landkreis Böblingen gehört, gab es in diesem Jahr bisher rund fünf Prozent mehr Unfälle, insgesamt rund 22 000. Dabei wurden bei 2302 Zusammenstößen 2994 Personen verletzt – eine Zunahme um gut sieben Prozent im Vergleich zum seitherigen Rekordjahr 2014.

Die Gründe für die immer weiter steigenden Unfallzahlen sind laut der Polizei höchst unterschiedlich. Eine Ursache könnte sein, dass immer mehr Autos auf den Straßen im Kreis unterwegs sind. Gewissermaßen parallel zu den Unfallzahlen ist die Menge der angemeldeten Pkw im Landkreis Ludwigsburg in den vergangenen Jahren weiter gewachsen, auf inzwischen mehr als 400 000 – das sind rund 50 000 Autos mehr als noch im Jahr 2007. Aber auch die Art und Weise, wie gefahren wird, verursacht immer wieder Unfälle. Zu dichtes Auffahren und zu hohe Geschwindigkeit sind laut Polizei zwei der Hauptursachen für Unfälle, bei denen Personen verletzt würden. Rein statistisch die meisten Crashs entstünden aber, weil Autofahrer die Vorfahrtsregeln missachten würden. Rund ein Fünftel aller Zusammenstöße passieren aus diesem Grund.

Polizei will mehr Präventionsarbeit leisten

Bei der Polizei stehen dabei vor allem zwei Fahrergruppen im Fokus. „Eine Risikogruppe sind Fahranfänger und junge Erwachsene“, sagt Roland Eisele. Die andere sind Verkehrsteilnehmer über 65 Jahre. Beide, das zeigt die Statistik deutlich, verursachen besonders viele Unfälle, bei den Senioren ist der Trend sogar landesweit stark ansteigend. „Wir müssen immer mehr Präventionsarbeit leisten“, sagt der Vize-Polizeipräsident. Neben der Aufklärung gibt es im Landkreis seit diesem Herbst ein Pilotprojekt. Senioren, die freiwillig ihren Führerschein abgeben, erhalten dafür ein kostenloses VVS-Jahresticket für das gesamte Netz.

Den Trend zu mehr Unfällen umkehren wollen auch die Straßenplaner im Landratsamt. So haben sie einen Unfallschwerpunkt, die Kreuzung auf der Schillerhöhe, mittlerweile entschärft. Seitdem es dort einen Kreisel gibt, passieren nach den Erfahrungen der Polizei kaum noch Unfälle.