Wer wollte, konnte seine Sprachkenntnisse proben. Die Händler kamen alle aus Frankreich. Foto: Horst Rudel

Das große Angebot beim verkaufsoffenen Sonntag lockt trotz des schlechten Wetters etliche Besucher an.

S-Ost - Comté-Käse, Hirschsalami und ein guter Bordeaux schmecken auch im Regen. „Wer jetzt sagt, die Eröffnung unseres französischen Marktes habe ein schlechtes Timing, dem widerspreche ich“, sagte der Bezirksvorsteher Martin Körner von Stuttgart-Ost am Sonntag auf der Wendeplatte im Kreuzungsbereich zwischen Gablenberger Hauptstraße und Wagenburgstraße. Hier fand im Rahmen des verkaufsoffenen Sonntags der erste „Marché français“ statt, ein Markt mit Händlern von der Bretagne bis zur Provence, die das ganze Jahr über durch Deutschland touren. „Und der Termin ist perfekt“, sagte Körner. Denn schließlich sei der heilige Sankt Martin, dem traditionell am 11. November gedacht wird, ja selbst ein Franzose gewesen, aus der Stadt Tours.

Eine zweite Tradition verbindet den Sankt-Martinstag mit dem verkaufsoffenen Sonntag in Stuttgart-Ost: „Der 11. November war schon vor Jahrhunderten der Zahltag. Da wurde der Zehnt entrichtet und viele Angestellte bekamen ihren Lohn“, sagte Körner – das Geld gaben die Menschen anschließend bei ihren Händlern aus. Also doch ein gutes Timing. Den heutigen Einzelhändlern dankte Körner für ihr Engagement. „Sie sind sehr wichtig für Gablenberg und wir brauchen Sie hier!“

Hohe Mieten schrecken Händler ab

Solche Reden hört Peter Metzler, der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Gablenberg, zwar gern. Doch um die Situation der Einzelhändler steht es seiner Meinung nicht allzu gut, erzählt er in seinem Ausstattungsgeschäft. „Wenn hier ein Bäcker schließt, kommt keiner mehr nach.“ Ein Grund seien sicher auch die hohen Mieten, sagt er. Der verkaufsoffene Sonntag, den der Verein zweimal im Jahr veranstaltet, soll einerseits den Händlern helfen und andererseits den Gablenbergern etwas bieten, vor allem den Familien – denn sonntags könnten alle gemeinsam einkaufen gehen.

Tatsächlich tummelten sich viele Familien mit ihren Kindern an den Ständen des aufgebauten Krämermarktes und in den Geschäften. Die geplante Schau-Übung des Technischen Hilfswerks fiel erstmal ins Wasser, aber geboten wurde trotzdem einiges: eine Musik-Bühne, ein Boule-Turnier, Ponyreiten für die Kinder, der französische Markt, eine Restauratoren-Ausstellung.

Bettina Sokol ist begeistert von dem Angebot. Und sie muss es wissen: Verkaufsoffene Sonntage sind ihr Hobby, sie ist extra aus Hausen nach Gablenberg gefahren. Im Muse-O lässt sie sich von Matthias Metzler, dem Sohn des Gewerbevereinsvorsitzenden Metzler, zeigen, wie man ein Sitzmöbel neu polstert. In den Räumen des Museums präsentieren Restauratoren ihre Arbeit, von der Porzellan- über Gemälde- bis zur Möbelrestaurierung. Bettina Sokol legt gleich selbst Hand an: Mit zwei Stichen näht sie eine der großen Polsterfedern an einem alten Sofa fest. Danach will sie die Gablenberger Hauptstraße entlangschlendern, auch bei Regen.

„Die Stadtteile haben es schwer heutzutage“, sagt Bettina Sokol. „Aber“, prognostiziert Bezirksvorsteher Körner, „das Wetter wird besser!“ Familie Metzler hofft, dass seine Prognose auch für das Klima im Gablenberger Einzelhandel gilt.