Lieber selbstständig: Erfolgsdruck und wechselnde Strategien vergraulen Mitarbeiter.

Frankfurt/Stuttgart - Regelmäßig testet die Stiftung Warentest die Beratung durch die Banken - in der Regel mit verheerendem Ergebnis. Doch nicht nur Bankkunden haben Grund zur Unzufriedenheit. Zunehmend äußern auch die Berater selbst ihren Unmut über den Verkaufsdruck.

Banken unterteilen ihre Kunden in verschiedene Kategorien - ganz oben in der Gunst rangieren vermögende Privatkunden und Mittelständler mit gut gehenden Unternehmen. Darunter sind die normalen Kunden angesiedelt. Eine solche Hierarchie gibt es auch bei den Beratern - diejenigen, die eine halbe Million Vermögen oder mehr verwalten, stehen über denen, die normale Kunden beraten. Dennoch wächst nun auch unter den Beratern der besseren Kunden der Unmut über die Arbeitsbedingungen, die durch ständig wachsenden Erfolgsdruck geprägt sind. Immer mehr springen ab und suchen ihr Heil in der Selbstständigkeit. Offenbar mit Erfolg: Wegen der persönlichen Beziehungen gelingt es vielen Beratern, ihre Kunden mitzunehmen.

So haben drei erfahrene Berater der Deutschen Bank in Frankfurt eine eigene Vermögensberatung gegründet, die bereits mehr als 100 Millionen Euro verwaltet. Andere haben sich kleinen etablierten Vermögensverwaltern angeschlossen. Dabei ist in Frankfurt immer wieder zu hören, dass Strategieänderungen beim bisherigen Arbeitgeber den Ausschlag gegeben haben. Ein renommiertes Haus etwa hat 2009 entschieden, dass alle Kunden mit einem Anlagevermögen unter einer Million Euro aus der Bank gedrängt werden sollen. Zugleich wächst der Druck auf die Berater. Sie müssen ihrem Teamleiter jeden Abend berichten, wie viele Kundengespräche sie geführt, und wie viel Provision sie erwirtschaftet haben.

Zuvor hatten bereits die Berater normaler Kunden ihrem Ärger Luft verschafft. Bei einer Umfrage der Gewerkschaft Verdi forderten 95,2 Prozent von 5541 Teilnehmern, "kundenbedarfsgerechte Beratung statt Verkauf auf Teufel komm raus" anzubieten. Dabei gab es kaum Unterschiede zwischen den Bankengruppen. Bei den Privatbanken unterstützten 96,3 Prozent die Forderung, bei den Sparkassen und den Genossenschaftsbanken jeweils 94,3 Prozent.

Anders als bei Beratern für vermögende Kunden gibt es bei normalen Beratern aber keine Kündigungswelle. Dies liegt daran, dass vermögende Kunden bereit sind, für Beratung und Vermögensverwaltung jährlich bis zu 1,5 Prozent der angelegten Summe zu bezahlen, während die normalen Privatanleger meist auf einer kostenlosen Beratung bestehen. Somit fehlt vielen Beratern die berufliche Alternative.