Das Pfarrhaus ist statisch gesichert. Ein neuer Besitzer wird gesucht. Foto: factum/Bach

Die Enttäuschung ist groß im Ditzinger Stadtteil. Die Protestanten hätten ihren Anteil gehabt, um das Pfarrhaus zu sanieren. Mit den Zuschüssen der Landeskirche wäre die Kernsanierung möglich gewesen. Doch dann wurden die Anträge nicht bewilligt.

Ditzingen - Es hat nicht sollen sein. Eine Viertelmillion hatte die evangelische Kirchengemeinde zusammen. Doch am Ende reichte es nicht. Der Kirchengemeinderat beschloss Ende Februar den Verkauf des Pfarrhauses. „Es ist eine tiefe Betroffenheit im gesamten Kirchengemeinderat da, weil er die Entscheidung so nie treffen wollte“, sagen unisono der geschäftsführende Pfarrer Frank Dettinger und die Kirchengemeinderatsvorsitzende Sabine Gommel. Am Ende fehlte letztlich genau die Summe zur Kernsanierung des Hauses, die mit Hinweis auf den Pfarrplan 2024 verweigert wurde. „Es ist tragisch, dass genau die andere Hälfte des Gesamtbetrags durch Zuschüsse von Seiten des Kirchenbezirks und der Landeskirche hätte fließen können, dass unsere Anträge dort aber abgelehnt worden sind“, sagen Gommel und Dettinger. „Seit der Ablehnung der Zuschüsse stand man im Regen“, beschreibt Dettinger die Situation.

Im Ort ist die Entscheidung längst bekannt. „Die Enttäuschung ist groß“, berichten Dettinger und Gommel. Immerhin waren in Schöckingen 80 000 Euro für die Erhaltung des Stadtbild prägenden Gebäudes gesammelt worden, sie werden nun zurückbezahlt. Weit mehr als die gut 800 Mitglieder zählende Kirchengemeinde fühlen sich dem Haus verbunden. Das mehr als 400 Jahre alte, prägende Fachwerkhaus im Ortskern ist das Geburtshaus von Christoph Dionysius Seeger, dem geistigen Vater der hohen Carlsschule, die Herzog Carl Eugen 1770 auf der Solitude einrichtete.

Bittere Entscheidung

Umso bitterer ist die Entscheidung für alle Beteiligten, weil die Zuschüsse von Landeskirche und Kirchenbezirk in Höhe von rund einer Viertelmillion Euro ja tatsächlich auch geflossen wären – wenn nicht der Pfarrplan 2024 greifen würde, wie ihn die Landeskirche nun beschließen will. Der sieht laut Dettinger eine Reduzierung der Schöckinger Pfarrstelle um 25 Prozent auf 50 Prozent vor. Damit entfällt die Residenzpflicht des Pfarrers. Er muss also nicht mehr am Dienstort wohnen. Der Pfarrplan bekräftigte die Argumente der Zuschussgeber: Sie hielten den hohen Einsatz von Steuern für eine Pfarrwohnung laut Dettinger für unverantwortlich.

Nach der Absage der Zuschussgeber hatten die Schöckinger alle Alternativen diskutiert: Sie hatten die Modernisierungspläne des Architekten extern prüfen lassen, hatten eine Kreditaufnahme überlegt, auch die Verschiebung der Kernsanierung. Es half alles nichts. Die Arbeit des Architekten wurde bestätigt, der Kredit wäre zu hoch gewesen für eine Gemeinde mit Jahreseinnahmen von gerade einmal 80 000 Euro. Und die begonnene Sanierung des Kulturdenkmals kann wegen des maroden Fachwerks nicht ausgesetzt werden, wenn das inzwischen wenigstens statisch gesicherte Haus erhalten werden soll. Das freilich ist nun das erklärte Ziel aller Beteiligten. Außerdem soll es nur an einen Käufer veräußert werden, der die Interessen der Gemeinde wahrt: Im Gebäude sollen sich auch weiterhin Pfarrbüro und Dienstzimmer des Pfarrers befinden. Der Kauferlös dürfe laut Dettinger wiederum nur für größere werterhaltende Arbeiten verwendet werden

Landeskirche denkt langfristig

Dettinger kann die langfristige Perspektive der Landeskirche nachvollziehen. Doch der nach dem Weggang von Matthias Hanßmann geschäftsführende Pfarrer steht der Gemeinde nahe – und die hat nur bedingt Verständnis für die weitere Entscheidung des Kirchenbezirksausschusses: Der signalisierte nach seiner Zuschussabsage zugleich, einen hohen Mietkostenanteil der künftigen Pfarrwohnung zu tragen.