Foto: SWR

SWR will Senderprofil weiter schärfen und setzt einen Schwerpunkt auf die Regionalität.

Stuttgart - Lange Zeit war das TV-Programm des Südwestrundfunks unter den ARD-Dritten weit abgeschlagen. Vor einem Jahr startete der Sender eine Qualitäts- und Verjüngungsoffensive - die erste Zwischenbilanz fällt positiv aus.

"Wenn wir nichts machen, werden wir gemeinsam mit unseren Stammzuschauern in Rente gehen." Der Satz datiert vom März 2010 und stammt von Peter Boudgoust. Der Intendant des Südwestrundfunks brachte damals auf den Punkt, was im Sender längst allen klar war: Der zweitgrößte ARD-Sender müsse sein Programm verjüngen, moderner gestalten, unverwechselbarer werden und deshalb zum Beispiel die Zahl der Moderatoren deutlich reduzieren, und, und, und. Nun, ein Jahr später, scheint der intern nicht unumstrittene Reformprozess erste Erfolge zu bringen.

"Wir sind ein gutes Stück vorangekommen", bilanzierte der SWR-Chef am Mittwoch bei der Jahres-Pressekonferenz des Senders in Stuttgart den bisherigen Strategieprozess. Das Ziel, alle elektronischen Medienbereiche - also Hörfunk, Fernsehen und das Internet - schneller mit aktuellen Informationen zu bedienen, werde zunehmend erreicht. Gerade im Bereich der so genannten "digital natives" - also der SMS- und Twittergeneration - sei der SWR mit entsprechenden Szenenachrichten inzwischen deutlich präsenter als in der Vergangenheit.

Ein Problem aber bleibt: Der Altersschnitt des SWR-Fernsehpublikums liegt nach 63 Jahren im Vorjahr nun sogar bei 64 Jahren, das SWR-Dritte ist unter den ARD-Dritten noch immer Fünfter. Boudgoust weiß, dass ein Programmumbau also Risiken hat, wenn er einerseits neue, jüngere Zuschauer gewinnen will, andererseits aber die älteren Stammzuschauer nicht vertrieben werden sollen. Ein erster Schritt für mehr Zuschauerbindung soll nun eine klarere Programmstruktur bringen. 30 Sendeplätze seien "überarbeitet worden", so der Intendant. Der Montag ist künftig für die Unterhaltung reserviert, der Dienstag für den Fernsehfilm, der Mittwoch für die Doku-Serie, der Donnerstag für die Kultur, der Freitag nach dem "Nachtcafé" für Kabarett und Comedy. "Dem ganzen SWR-Fernsehen wird damit ein frischeres Erscheinungsbild gegeben", betonte Boudgoust.

Bei den Nachrichten kehrt der SWR zu seinen Wurzeln zurück. Nachdem die Zuschauer kaum zwischen Landesschau und Nachrichtensendungen wie Baden-Württemberg aktuell unterscheiden könnten, erhielten die Sendungen künftig den einheitlichen Namen "Landesschau" und "Landesschau aktuell". Das sei "die ,Tagesschau' für unser Land. Wir kommen dorthin zurück, wo wir angefangen haben." Boudgoust kündigte zugleich an, dass der öffentlich-rechtliche Sender künftig seine Berichterstattung aus den Regionen im Südwesten weiter ausbauen will: "Regionalität und Aktualität ist unsere DNA. Für mich hat Regionalität nichts mit Provinzialität zu tun."

Als Beispiele für die neuen inhaltlichen Schwerpunkte nannte der Intendant eine geplante Dokuserie über Patchworkfamilien (ab Juni), ein 24-Studen-Experiment "Weihnachten im Südwesten" sowie neue Folgen der Serie "Knochen-Docs". Aber auch im Ersten will der SWR in diesem Jahr wieder mitmischen. Beispiele aus der Programmplanung sind ein Dokumentarfilm für die ARD im Sommer mit dem Titel "Hauptstadt des Widerstands" (über das Phänomen Stuttgart 21) und als Beitrag zur ARD-Themenwoche "Der mobile Mensch" der Fernsehfilm "Carl & Bertha" über die Erfindung und Durchsetzung des Motorwagens und der damit verbundenen Liebesgeschichte des Ehepaars Benz.