Paul Achleitner, Chefkontrolleur der Deutschen Bank, ist der Spitzenverdiener unter den Aufsichtsräten Foto: dpa

Immer mehr Unternehmen zahlen den Aufsichtsräten feste Bezüge – das sei nicht nachvollziehbar, meinen Berater.

Frankfurt - Die Chefkontrolleure der 30 größten deutschen Börsenunternehmen, die im Deutschen Aktienindex (Dax) notiert sind, werden bei ihrer Vergütung immer weniger vom Unternehmenserfolg abhängig. Der Anteil der Festvergütung steige kontinuierlich, wie die Beratungsgesellschaft HKP in ihrer jüngsten Auswertung der Geschäftsberichte festgestellt hat. Fast zwei Drittel der Dax-Unternehmen zahlen ihren Aufsichtsräten von diesem Jahr an sogar ausschließlich einen Festbetrag. Für HKP-Partner Joachim Kayser hat dies allerdings nicht nur Vorteile. „Bei der Umstellung auf Festvergütung werden unpassende Wirkungsmechanismen nicht hinreichend bedacht: In schlechten Zeiten werden alle Mitarbeiter eines Unternehmens die Konsequenzen in ihrer Vergütung spüren, allein die Aufsichtsräte wird es nicht treffen. Das ist nicht nachvollziehbar.“

Die HKP-Experten halten daher einen anderen Weg für besser: langfristige Aktienkaufverpflichtungen. Die Kombination aus Festbezügen und Aktienkaufverpflichtungen sei der zukunftsweisende Weg, Kontrollaufgabe und Strategiebegleitung gleichermaßen zu honorieren, meint Partnerin Regine Siepmann. Eine solche Umstellung planen aktuell BASF und Daimler. 2016 galt das Prinzip unter anderem bereits bei Bayer, Linde und RWE.

Die Bezüge sind 2016 durchschnittlich um 8,3 Prozent auf 386 000 Euro gestiegen

Grundsätzlich aber können die Aufsichtsratsvorsitzenden mit ihrer Vergütung zufrieden sein. Nach einem Rückgang in 2015 sind die Bezüge im vergangenen Jahr durchschnittlich um 8,3 Prozent auf 386 000 Euro gestiegen. Der Anstieg sei aber auf vereinzelt höhere variable Bezüge sowie Wechsel auf der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden und einen Index-Wechsel zurückzuführen, schränken die Experten ein. Auf vergleichbarer Basis betrage der Anstieg vier Prozent.

Unangefochten an der Spitze steht bei den Gesamtvergütungen erneut der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank. Paul Achleitner erhielt der Studie zufolge 800 000 Euro, ein Prozent weniger als im Jahr 2015. Im internationalen Vergleich rangiert er damit auf Platz 13. An den Rekordwert einer Aufsichtsratsvergütung in Deutschland – 2014 erhielt der Chefaufseher von Volkswagen 1,48 Millionen Euro – dürfte in den kommenden Jahren wohl kein Manager mehr heranreichen. Rang zwei im DAX-Vergleich hinter Achleitner belegt 2016 Norbert Reithofer, der für seine Aufsichtstätigkeit bei BMW 610 660 Euro erhielt, auf Platz drei folgt der Siemens-Chefaufseher Gerhard Cromme mit 605 000 Euro.

Ein Vorstandschef erhält im Schnitt gut das 14-fache dessen, was ein Chefaufseher verdient

Im internationalen Vergleich hinken die deutschen Kontrolleure allerdings hinterher, auch wenn die Systeme nicht vergleichbar seien. Die Schweizer Verwaltungsratspräsidenten etwa, die deutlich mehr verdienen, haben in der Regel einen Vollzeitjob bei dem Unternehmen. Die Chefaufseher von Nestlé (5,4 Millionen Euro), UBS (5,2 Millionen Euro), Roche (4,1 Millionen Euro) und Novartis (3,5 Millionen Euro) rangierten an der Spitze.

In Deutschland haben sich der Studie zufolge die durchschnittlichen Direktvergütung eines Dax-Vorstandsvorsitzenden und jene eines Dax-Aufsichtsratsvorsitzenden seit Jahren weitgehend parallel entwickelt, stellten die Berater fest. Eine Vergütung auf Augenhöhe für Aufsichtsratsvorsitzende gebe es aber weiterhin nicht, kritisierte Kayser. Ein Vorstandsvorsitzender erhalte im Schnitt gut das 14-fache dessen, was ein Chefaufseher verdiene.