Hoch hinaus über den Festplatz im Kettenkarussell. Foto: Geronimo Schmidt

Ein Nachmittag im Vergnügungspark auf dem Pferdemarkt. Die Vorfreude ist groß, doch das Budget im Geldbeutel ist begrenzt. Was ist damit möglich? Wir haben eine Familie begleitet.

Yannik lässt sich von dem kühlen Nass nicht abhalten. Karussell will er fahren, jetzt gleich, als erstes. Der Vierjährige ist ungeduldig. 2,50 Euro kostet der Chip. Seine Mutter zögert nicht, schließlich hat sie die Karussellfahrt schon vor vielen Tagen ihrem Sohn versprochen, eben seit jenem Moment, als er erfuhr, dass die Familie plant, an diesem Dienstag auf den Rummel zu gehen. Das Karussell dreht sich, die erste Runde geht zu Ende, Yannik will ein zweites Mal.

 

Yannik ist mit dem Bruder und seinen Eltern gekommen

Yannik ist mit seinen Eltern und seinem fünfjährigen Bruder gekommen. Das Budget für diesen Nachmittag ist begrenzt. Ganz grundsätzlich stellt sich da die Frage: was ist für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern möglich, der 50 Euro zur Verfügung stehen? Der Festplatz ist gut bestückt. Yanniks älteren Bruder zieht es zu den Crazy Cars, die Autos fahren in einer simulierten Berg- und Talfahrt im Kreis, auch diese Fahrt kostet 2,50 Euro.

Das Fahrgeschäft „Crazy Cars“ ist eines von fünf, das die Großfamilie Roschmann in diesem Jahr auf dem Rummel verantwortet. Dazu gibt es zehn Fahrgeschäfte von anderen Anbietern. Mark Roschmann organisiert das Treiben auf dem Festplatz. Eigentlich, sagt er, müsste das Kinderkarussell aus wirtschaftlicher Betrachtung heraus 3,50 Euro kosten. Aber „seit 2018 ist der Fahrpreis konstant“, sagt der Schausteller in vierter Generation. Er kalkuliere lieber über die Masse. Daraus ergeben sich auch die anderen Preise, die sich an Familien mit zwei oder drei Kindern richten: Vier Chips für acht Euro, sechs für zehn.

Die Familien im Blick

„Wir achten auf die Preise“, sagt Roschmann. Eine Bratwurst für sieben Euro? Auf dem Rummel anlässlich des Pferdemarkts undenkbar – „das würde ich auch selbst nicht zahlen“, sagt Roschmann, dessen Urgroßvater Paul Rebmann einst die familiäre Schausteller-Tradition einst begründete. Bewerbungen von Anbietern mit derlei hohen Preisen würden abgelehnt.

Yannik zieht es derweil weiter, inzwischen treibt ihn der Hunger. Der Duft von Bratwurst, Pommes, Crêpes und gebrannten Mandeln wird zu einem den Rummelplätzen eigenem Mix. Yannik und sein Bruder entscheiden sich beide für Pommes, 4,50 Euro kostet die Portion. Dazu für ein Wasser und eine Limonade, für jeweils 3,50 Euro. Ihre Eltern entscheiden sich für Langos – 5,50 Euro – beziehungsweise einen süßen Crêpe für vier Euro. Auch sie nehmen jeweils noch ein kleines Wasser dazu.

Bleiben noch zwölf Euro. Yanniks Bruder ist von den Boxautos angetan. 3,50 Euro kostet die Fahrt. Er selbst entscheidet sich erneut für die Crazy Cars. Macht für die beiden Fahrgeschäfte weitere 5,50 Euro.

Was könnte man für die verbliebenen 6,50 Euro machen? Gebrannte Mandeln für 4,50 Euro kaufen? Doch Yannik mag sie nicht. Er entscheidet sich für ein Lebkuchenherz. Macht drei Euro. Sein älterer Bruder will einen süßen Crêpe, vier Euro. Oder doch lieber eine Tüte Fruchtgummi? Sie wäre etwas günstiger, aber die Mutter lässt ihm die Wahl. Und die Wahl fällt sichtlich schwer. Am Ende hat die Familie an diesem Tag 50,50 Euro ausgegeben.