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Dem Autobauer aus München machen vor allem der Brexit, Rückrufe und Handelskonflikte zu schaffen. Der Gewinn ist um rund ein Viertel eingebrochen.

München - Schlechte Nachrichten durfte man nach der Prognosekorrektur von Ende September erwarten. Nun ist der Gewinneinbruch bei BMW im dritten Quartal mit rund einem Viertel auf noch 1,4 Milliarden Euro nach Steuern aber noch kräftiger ausgefallen als allgemein erwartet. Entwarnung konnten BMW-Chef Harald Krüger und Finanzvorstand Nicolas Peter bei der Vorlage eines Zwischenberichts in München zudem nicht geben. Anhaltende Belastungen bis ins erste Halbjahr 2019 hinein seien nicht auszuschließen, räumte Peter ein. Krüger zählt dazu auch „einen harten Brexit oder Schlimmeres“ im nächsten Frühjahr. Das gehe hin bis zu einem Versorgungsstopp britischer Fabriken der dortigen Töchter Mini und Rolls-Royce.

Geschlossen unter Druck sind derzeit alle deutschen Premiumhersteller von Audi über Daimler bis BMW. Aber die Münchner sind von einigen Verwerfungen der Branche besonders betroffen. Das wäre 2019 ein harter Brexit, weil BMW vom Premiumtrio auf der Insel bei weitem am stärksten engagiert ist und sogar schon Komponentenzulieferungen aus der Luft in den Katalog seiner Brexit-Notfallpläne aufgenommen hat. Aktuell leiden die Münchner am relativ stärksten unter dem US-chinesischen Handelskrieg, weil sie so viele Autos von den USA nach China exportieren wie kein Konkurrent.

Hausgemachte Probleme und externe Preiskämpfe

Dazu kommen bei BMW jüngste Rückrufe von 1,6 Millionen Autos wegen fehlerhafter Abgasrückführung als hausgemachtes Problem und extreme Preiskämpfe, die von der Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP ausgelöst worden sind. Zwar hat sich BMW dafür anders als mancher Konkurrent – allen voran VW – rechtzeitig Prüfstandskapazitäten gesichert. Von Rabattschlachten, die im Premiumsegment vor allem auf das Konto von Audi gehen, bleiben aber auch die Münchner nicht verschont. „Wir gehen nicht jeden Preiskampf mit“, erklärte Peter. Um das zu können, hat aber BMW jüngst die Fertigung gedrosselt. Rabatte von bis zu 40 Prozent gibt aber auch BMW zumindest auf einzelne Modelle.

Unter dem Strich sind die Auslieferungen im weißblauen Konzern nach neun Monaten 2018 nur noch um gut ein Prozent auf über 1,8 Millionen Autos der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce gewachsen. Der Umsatz ist um gut ein Prozent auf 72,5 Milliarden Euro abgebröckelt, der Gewinn nach Steuern um knapp neun Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.

Jeder Premiumhersteller trägt sein spezielles Päckchen

Für die Rendite im reinen Automobilbau bedeutet das einen Rückgang von 9,4 auf 7,6 Prozent nach neun Monaten 2018. Im dritten Quartal allein waren es gar nur noch 4,4 Prozent. Da ist es kein Trost, dass Konkurrent Audi noch schlechter dasteht. Die VW-Tochter kommt bei dieser in der Branche viel beachteten Kennziffer auf 0,8 Prozent im dritten Quartal und 6,5 Prozent nach neun Monaten. Darin eingerechnet sind allerdings auch 800 Millionen Euro Bußgeld für Abgasbetrügereien an die deutsche Staatskasse – ein einmaliger Effekt. Am relativ besten da steht beim Geldverdienen aus dem deutschen Premiumtrio noch Daimler. Die Stuttgarter haben nach zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr nach neun Monaten immerhin noch 7,9 Prozent Rendite erreicht bei 6,3 Prozent im dritten Quartal.

Jeder des Premiumtrios trägt aktuell sein spezielles Päckchen. Was für BMW der Brexit und Handelskonflikte sind, ist für Audi der Abgasbetrug und das WLTP-Problem unter dem auch Daimler stärker als die Münchner leidet. Bei den Stuttgartern ist zudem noch offen, was fragwürdige Abgaspraktiken am Ende des Tages in den USA kosten werden. Damit steht ausgerechnet eine deutsche Vorzeigebranche vor anhaltend ungewissen Zeiten. Im Fall von BMW hat das aktuell für einen Rückgang der Aktie um zeitweise gut zwei Prozent auf unter 76 Euro gesorgt. Damit war das Papier nur eines von drei Verlierern im deutschen Leitindex Dax. „Negative Überraschungen bei der Vorlage der Jahreszahlen sollten nicht verwundern“, sagt NordLB-Autoanalyst Frank Schwope. BMW rechnet bislang mit leicht steigendem Absatz, minimal rückläufigem Umsatz und einem Gewinnschwund von bis zu einem Zehntel.