Zur Zeit müssen sich Hundebesitzer im Degerlocher Ramsbachtal in Acht nehmen. Zuletzt sind dort zwei Vierbeiner vergiftet worden. Foto: Archiv Michael Steinert

Im Ramsbachtal sind zwei Hunde vergiftet worden. Einer ist an dem Giftköder verendet, den er gefressen hat. In den vergangenen Jahren ist es im Ramsbachtal immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Hundehaltern und anderen Nutzern der Grundstücke gekommen.

Degerloch - Die Frau steht noch unter Schock. „Es ist undenkbar für mich, dass jemand ein unschuldiges Geschöpf tötet“, sagt die Schönbergerin. Ihr ist anzumerken, wie sehr sie die Ereignisse mitgenommen haben. Ihr Hund, ein dreijähriger Airdale Terrier namens Malty, wurde vor drei Wochen vergiftet.

„Ich war mit dem Tier im Degerlocher Wald unterwegs“, berichtet die Frau. Der angeleinte Hund habe sich losgerissen und sei in Richtung Ramsbachtal gerannt. Nach einer Viertelstunde sei das Tier wieder aufgetaucht. Es habe auf etwas herumgekaut, „was es genau war, habe ich nicht erkannt“, berichtet die Frau.

Verdächtige Fleischstücke

Im Verlauf der nächsten Tage habe der Hund zunächst klare Flüssigkeit, später Blut erbrochen. Er sei immer langsamer in seinen Bewegungen geworden. Trotz mehrerer Besuche bei Tierärzten habe niemand etwas ausrichten können. „Irgendwann lag er in einer Blutlache, und es war zu spät“, erzählt die Frau. Die Diagnose der Tierärzte nach dem Tod des Tieres war eindeutig: „Sie bestätigten, dass es sich um Rattengift gehandelt hat. Der Hund ist innerlich verblutet“, sagt die Schönbergerin.

Ein weiterer Hundehalter aus Schönberg berichtet davon, dass sein vierjähriger Jagdhund vor sieben Wochen ebenfalls im Ramsbachtal einen Giftköder gefressen habe. Im Gegensatz zu dem Airdale Terrier der anderen Hundehalterin hatte sein Tier aber Glück. „Ich habe schon lange Hunde, deshalb habe ich die Symptome wie Lethargie und eine trockene, heiße Schnauze gleich erkannt“, sagt der Mann. Ein Tierarzt habe den Hund sofort mit entsprechenden Medikamenten behandelt und das Tier so retten können. Trotzdem hat der Hund nur knapp überlebt, „und das auch nur, weil er so eine gute Konstitution hat“, sagt der Hundehalter.

Doch nicht nur im Ramsbachtal sind vergiftete Köder im Umlauf – dies offenbar zumeist am Wasser, wo sich die Hunde zum Trinken aufhalten. Auch am Frauenkopf seien verdächtige Fleischstücke aufgetaucht. Seine Frau habe diese beim Spaziergang mit dem Hund entdeckt, berichtet Christian Müller, der ebenfalls in Schönberg lebt. Er ist sich sicher: „Zwischen Degerloch, Hoffeld und Schönberg treibt ein grausamer Hundehasser sein Unwesen.“

Langjähriger Konflikt

In den vergangenen Jahren ist es im Ramsbachtal immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Hundehaltern und anderen Nutzern der Grundstücke gekommen. Hunde waren in diesem Zusammenhang häufig Zielscheibe illegaler Aktionen. So wurde etwa schon 2003 in einem Forum für Hundehalter im Internet vor Giftködern gewarnt. Und 2011 legten Unbekannte Nagelbretter aus. Die Bretter stellte die Polizei damals sicher. Seither habe es zahlreiche Vergiftungsfälle gegeben, von denen er sicher wisse, sagt Christian Müller.

Landwirte und Spaziergänger andererseits beschweren sich seit Jahren über die Rücksichtslosigkeit vieler Hundehalter. Die ließen ihre Tiere auf die Wiesen koten, ohne die Hinterlassenschaften einzusammeln, und zeigten sich auch sonst uneinsichtig, was etwa das Anleinen der Tiere angehe, so lautet der Vorwurf.

„Trotzdem rechtfertigt das nicht die Vergiftungen“, sagt der Mann, der kürzlich fast seinen Hund verloren hat. Tatsächlich gilt das Vergiften von Tieren als Tierquälerei, betont Hans-Jörg Longin, der Leiter des städtischen Vollzugsdienstes im Ordnungsamt. „Das ist eine Straftat, deshalb ist die Polizei zuständig“, sagt er. Von den aktuellen Vorfällen sei bisher nichts zu ihm und seinen Mitarbeitern vorgedrungen.

Hundehalter wollen nicht mehr im Ramsbachtal spazieren gehen

Auch bei der Polizei ist über die jüngsten Vorfälle nichts bekannt geworden. „Für das gesamte Jahr 2013 liegt uns keine Anzeige vor“, sagt der Polizeisprecher Thomas Geiger. Ohnehin seien Gerüchte über das, was im Ramsbachtal vor sich gehe, weit verbreitet. So wird etwa immer wieder die Geschichte über einen Landwirt kolportiert, der Hunde absichtlich mit dem Auto überfahre. Nachweisen lassen hat sich das indes nie. Sogar von einem Vorfall, bei dem auf Hunde geschossen worden sein soll, ist die Rede. Dazu sagt Geiger: „Über Schießereien oder überfahrene Hunde ist uns nichts bekannt.“ Er empfiehlt den aktuell betroffenen Hundehaltern, auf jeden Fall bei der Polizei Anzeige zu erstatten.

Hans-Jörg Longin stellt in Aussicht, dass der städtische Vollzugsdienst verstärkt ein Auge auf das Ramsbachtal habe – „trotz unserer personellen Malaise“. Für die Hundehalter, deren Tiere zuletzt so gelitten haben, ist das wenig tröstlich. Sie sagen übereinstimmend, dass sie mit ihren Hunden nicht mehr im Ramsbachtal spazieren gehen. Die Frau, die ihren Hund durch die Vergiftung verloren hat, wünscht sich nur eins: „Beide Seiten sollten sich verständigen und gegenseitig Rücksicht nehmen. Dieser Hass ist doch schlimm.“