In Baden-Württemberg seien Salafisten nicht nur in größeren Städten anzutreffen, sondern sie entfalteten ihre Aktivitäten auch in Mittel- oder Kleinstädten, sagte Innenminister Reinhold Gall. Foto: dpa

In Syrien kämpfen Islamisten aus Baden-Württemberg gegen das Assad-Regime. Verfassungsschützer sehen das als Zeichen der Radikalisierung und schließen nicht aus, dass die Kämpfer auch in Deutschland Anschläge verüben könnten.

In Syrien kämpfen Islamisten aus Baden-Württemberg gegen das Assad-Regime. Verfassungsschützer sehen das als Zeichen der Radikalisierung und schließen nicht aus, dass die Kämpfer auch in Deutschland Anschläge verüben könnten.

Stuttgart  - Sicherheitsbehörden sind besorgt über eine zunehmende Radikalisierung der islamistischen Szene in Deutschland. Einige Mitglieder seien so weit radikalisiert, dass sie zum Kämpfen nach Syrien reisten und sich dort islamistischen Kampfeinheiten anschlössen. „Aus Baden-Württemberg halten sich rund zehn Personen in Syrien auf. Mit einer nicht näher einschätzbaren Dunkelziffer ist zu rechnen“, sagte Innenminister Reinhold Gall (SPD).

Ein besonderes Auge haben Verfassungsschützer im Südwesten auf radikale Salafisten geworfen. „Salafistische Bestrebungen spielen in den größeren Städten eine zunehmende Rolle. Die Mitglieder sind aktiver als es uns gefallen könnte“, sagte der Islamismusfachmann vom Landesamt für Verfassungsschutz, Landolin Müller. Die Salafisten sind eine kleine Bewegung im Islam, die eine strenge „islamische Ordnung“ durchsetzen will.

Der Krieg in Syrien habe für Islamisten eine hohe Bedeutung, sagte Gall. „Syrien kann als Krisenherd mit unvergleichlich stärkerer Anziehungskraft als alle bisherigen Kampfgebiete in islamischen Regionen bezeichnet werden.“ Nach Schätzungen des International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR) befänden sich bis zu 11.000 internationale Kämpfer in Syrien. Aus Deutschland seien über 240 Personen nach Syrien ausgereist.

Salafisten in größeren Städten Baden-Württembergs

In Baden-Württemberg hatte die Polizei erst kürzlich zwei Salafisten daran gehindert, Kriegsgerät aus Deutschland nach Syrien zu schaffen. Die 23 und 37 Jahre alten Männer wurden Mitte November auf einem Rasthof an der Autobahn 8 in Richtung München festgenommen.

Zuletzt hätten sich im Bundesgebiet auch junge Frauen nach Syrien abgesetzt - auch aus Baden-Württemberg -, um die islamistischen Kämpfer dort zu unterstützen, sagte Müller. Die Frauen seien auch bei Facebook sehr aktiv. Dort posteten sie nicht nur Zitate aus ideologischen Schriften oder aus religiösen Werken, sondern unterstützen aktiv den „Dschihad“.

Der Verfassungsschutz ist über diese islamitischen Kämpfer auch deshalb besorgt, weil nicht auszuschließen sei, dass sie nach ihrer Rückkehr auch in Deutschland Anschläge verüben.

In Baden-Württemberg seien Salafisten nicht nur in größeren Städten anzutreffen, sondern sie entfalteten ihre Aktivitäten auch in Mittel- oder Kleinstädten, sagte Gall. „Wir haben es mit verschiedenen Szenen und Milieus zu tun, deren Einstellungen vom Befürworten von Gewalt bis hin zu Gewaltbereitschaft samt deren Ausübung zunächst im Ausland reichen.“

Doch es gebe auch über die Bundesländer hinweg Veränderungen. „Eine relative Anziehungskraft auf die Szenen geht derzeit von Nordrhein-Westfalen aus. In der Vergangenheit sind besonders aus der Region Ulm/Neu-Ulm Salafisten - mit einiger Wahrscheinlichkeit wegen des kontinuierlichen Fahndungsdrucks - in dieses Bundesland ausgewichen“, sagte der Minister. Ulm galt lange als ein Schwerpunkt der Salafisten in Deutschland.