Abstruser Trick: Zwei Männer wollten laut Anklage einem Autohändler wertloses Papier als Geld unterjubeln. Foto: dpa

Mit einem abstrusen Trick wollten zwei Männer aus Afrika einen Autohändler um 100 000 Euro bringen. Er hat aber die Polizei verständigt.

Böblingen - Einem Böblinger Autohändler kam das Geschäft gleich spanisch vor: Im vergangenen Juni tauchten zwei Männer aus Kamerun bei ihm auf und wollten Geld in seine Firma investieren – aber erst, wenn er ihnen 140 000 Euro in bar zur Verfügung stellen würde. Die Summe benötigten sie angeblich, um ihre Euro-Scheine im Wege eines Wash-Wash-Verfahrens zu entfärben. Der Autohändler schaltete die Polizei ein – und bei der für den 24. Juni vereinbarten Geldübergabe wurden die beiden Geldwäscher festgenommen. Bei ihnen wurden auch vier mit dem Tintenstrahldrucker gefälschte 500-Euro-Scheine gefunden. Wegen gemeinschaftlichen Betrugs in Tateinheit mit Geldfälschung sind sie am Donnerstag vor dem Böblinger Amtsgericht angeklagt worden.

Die Angeklagten sitzen in Untersuchungshaft

Die beiden Angeklagten, Jahrgang 1992 und 1979, sitzen seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft. Sie stammen laut Staatsanwalt aus Kamerun, sind spanische Staatsbürger und haben in Deutschland keinen festen Wohnsitz. Dem Böblinger Autohändler erzählten sie laut Anklage eine unglaubliche Geschichte. Neben der versprochenen Investition stellten sie in Aussicht, ihm einen Oldtimer abzukaufen – für den Vater eines der beiden Afrikaner, der Diplomat im Kongo sei. Ihr Geld komme per Kurier aus Frankreich, aus Sicherheitsgründen seien die Scheine gefärbt. Mittels des Wash-Wash-Verfahrens würde die Farbe entfernt werden können, sollen die Angeklagten erklärt haben. An einem 500- und an einem 100-Euro-Schein demonstrierten die Männer dem Autohändler ihre Technik: Sie tröpfelten eine Flüssigkeit aus einer Ampulle auf die Banknoten und die Farbe verschwand. Allerdings sei es billiger, die Scheine mit ungefärbten Scheinen zu reinigen, sollen sie ergänzt haben. Dafür müssten als Katalysator echte Banknoten desselben Wertes zwischen die gefärbten gelegt und der Stapel in Alufolie verpackt werden. Und dieses Päckchen hätte der Autohändler nicht so schnell öffnen dürfen. Als die Polizei bei der Festnahme nachschaute, befanden sich vier gefälschte 500-Euro-Scheine darin.

Kein Massendelikt, aber es finden sich immer wieder Opfer

Zwar handelt es sich bei dieser abstrusen Betrugsmasche laut Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart nicht um ein Massendelikt. „Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Täter immer wieder Opfer finden“, teilt der Pressesprecher Ulrich Heffner mit. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei vier Fälle, in diesem Jahr fünf. Das Phänomen des Wash-Wash-Betruges ist seit mehr als 15 Jahren bekannt. Seinen Ursprung ordnet der LKA-Sprecher dem Spektrum der Nigeria Connection zu. Mit dem Synonym wird der Vorschussbetrug bezeichnet, bei dem vor allem per E-Mail hohe Summen als Gewinn oder Erbe gegen einen Vorschuss in Aussicht gestellt werden. Seit einigen Jahren macht die Polizei auch Täter aus weiteren westafrikanischen Staaten wie Liberia, Kamerun und Ghana dingfest.

Die Betrüger nehmen beim Wash-Wash-Trick über Anzeigen den Kontakt zu ihren Opfern auf, die Immobilien, Grundstücke oder Autos zu verkaufen haben. Auch über Massen-E-Mails oder soziale Netzwerke bieten sie Menschen für den Kauf beziehungsweise die Unterstützung bei einem Geldtransfer viel Geld an. Als Klassiker bezeichnet Ulrich Heffner die Vorführung, in der schwarze Scheine in echte verwandelt werden – in Wahrheit nicht durch die eingesetzte Chemikalie, sondern durch den geschickten Austausch der Banknoten. Erfolgreich sind die betrügerischen Geldwäscher dann, wenn sie ihr Opfer dazu bringen, sein Geld gegen ihre eingefärbten Papierscheine auszutauschen. Das Verfahren soll am 4. November fortgesetzt werden. Die beiden Angeklagten wollen Angaben machen.