Das Telefon von Jeff Bezos könnte nach Einschätzung von UN-Experten gehackt worden sein. Foto: AP/Brent N. Clarke

Die Vereinten Nationen fordern eine „sofortige“ US-Ermittlung zu einem Hackerangriff auf Bezos’ Telefon. Gegen den Besitzer der „Washington Post“ sei Saudi-Arabien in einer Zeit vorgegangen, als das Land eigentlich mutmaßlich der Tötung von Khashoggi nachging.

Dubai - Das Telefon von Amazon-Gründer Jeff Bezos ist nach Einschätzung von UN-Experten möglicherweise gehackt worden, nachdem er eine Datei vom WhatsApp-Account des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman erhalten hat. Die USA müssten sofort eine Ermittlung einleiten, forderten die Experten der Vereinten Nationen am Mittwoch.

Bezos besitzt die Zeitung „Washington Post“, für die der Kolumnist Jamal Khashoggi gearbeitet und darin kritisch über Saudi-Arabien berichtet hatte. Khashoggi wurde im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul getötet. Kronprinz Mohammed zog Kritik auf sich, weil einige der in den Mord verwickelten Agenten direkt für ihn tätig waren.

Enorme Datenmengen übertragen

Die UN-Experten werteten eine digitale forensische Analyse von Bezos’ iPhone von 2019 aus, die ihnen als UN-Sonderberichterstatter zugänglich gemacht worden sei. Die Daten zeigten, dass Bezos ein Video von dem WhatsApp-Account des Kronprinzen erhalten habe und es in den Stunden danach zu „einem anomalen und extrem veränderten Telefonverhalten“ gekommen sei. Enorme Datenmengen seien in den kommenden Monaten von dem Telefon übertragen worden.

Dies sei zu einer Zeit geschehen, in der Saudi-Arabien mutmaßlich zur Tötung des Journalisten ermittelte und jene strafrechtlich verfolgte, die das Land für verantwortlich hielt. In dieser Zeit habe Saudi-Arabien „heimlich eine massive Online-Kampagne gegen Bezos und Amazon durchgeführt, die hauptsächlich auf ihn als Eigentümer der „Washington Post“ abzielte“, erklärten die UN-Experten.

Im Dezember berichtete das saudische Staatsfernsehen, fünf Personen seien im Mordfall Khashoggi zum Tode verurteilt worden. Saudi-Arabien hat die Verfahren gegen die Beschuldigten fast vollständig im Geheimen abgehalten.