Nana Bikosvili kocht im Rössle alles selbst. Foto: Stefanie Schlecht

Nana Bikosvili feiert ihren Start im Rössle. Sie hat Jura studiert, als Kassiererin gearbeitet – und ist jetzt mit ganzem Herzen Wirtin.

Der Lebensweg von Nana Bikosvili ist bunt und alles andere als geradlinig. Nun ist sie genau da angekommen, wo sie gerne sein möchte: als Gastgeberin im Rössle, dem Vereinsheim des Reit- und Fahrvereins Böblingen. „Ich liebe das Rössle ganz arg, vom ersten Tag an“, sagt die 43-Jährige. Sie liebt die Pferde, die Gäste, das Ambiente, einfach alles. Für sie wird damit ein Traum wahr, dass sie das Lokal, in dem sie seit Februar 2024 als Aushilfe gejobbt hatte, nun selbstständig führt.

 

Denn die Gastronomie ist Teil ihrer DNA: Als Kind wuchs sie in der Taverne ihrer Eltern in Thessaloniki auf und half, wo auch immer man sie brauchte. „Ich bin ein Gastrokind“, sagt sie.

Von der Aushilfe zur Chefin

2012 kam sie nach Deutschland und wagte einen Neuanfang. Allerdings wurde ihr Abschluss als Anwältin – Bikosvili hatte in Russland und Griechenland Jura studiert – hier nicht anerkannt. 2016 eröffnete sie einen „gesunden Imbiss“ in Stuttgart-Zuffenhausen „mit Fitness-Essen und Vollkornnudeln“, sagt sie. Nach zwei Jahren wechselte sie in den Einzelhandel und arbeitete bei Lidl und dm im Verkauf. Um die Familienkasse aufzubessern – Bikosvili hat zwei Kinder – jobbte sie nebenbei im Rössle im Service.

Als der vorherige Gastronom Mustafa Ibili, der ab 1. Juli das Restaurant im Paladion übernimmt, sie vor ein paar Monaten fragte, ob sie das Rössle übernehmen möchte, musste Bikosvili nicht lange überlegen. „Das war ganz einfach“, sagt sie. Zumal sie um die Unterstützung der Stammgäste wusste. „Sie wollten, dass ich bleibe.“ Seit 1. Mai hat sie im Rössle die Fäden in der Hand.

Wertvolle Tipps von Stammgästen

Neu für sie war, vom Service in die Küche zu wechseln. Dort kocht sie ganz alleine, nur bei größeren Veranstaltungen holt sie sich eine Küchenhilfe. Bis zu 100 Personen finden im Rössle innen und außen Platz – Angst macht das der 43-Jährige aber überhaupt nicht. Auch ohne klassische Kochausbildung sagt sie von sich: „Ich bin Koch. Ich kann es und ich liebe es, ich habe viel Erfahrung.“ Dass sie damit richtig liegt, erfahre sie immer wieder von Gästen, die ihre Küche lobten. Außerdem habe sie viel von ihrem Vorgänger Mustafa Ibili gelernt und bekomme wertvolle Tipps von Stammgästen, die Köche in Rente seien.

Die Speisekarte bleibt schwäbisch ausgerichtet, versichert sie, nur auf der Wochenkarte werde sie ab und zu auch griechische Gerichte anbieten. Neben Klassikern wie Rostbraten oder Linsen mit Spätzle bietet sie weiterhin saure Kutteln und saure Nierle an. „Erst hab’ ich das von der Karte genommen, aber die Gäste wollten das unbedingt wieder haben. Das gibt es ja kaum noch irgendwo.“

Der Neustart wird gefeiert

Sie betont, dass sie alle Gerichte frisch und selbst zubereitet, sowohl die Soßen als auch die Maultaschen oder den Kartoffelsalat. Es sind lange Arbeitstage für die zweifache Mutter, „aber es macht mir viel Spaß“.

Um den Neustart des Rössles zu feiern, veranstaltet Bikosvili am Samstag eine Eröffnungsparty mit Fingerfood, Live-Musik und Sektempfang. Los geht es an der Tiergartenstraße 4 um 18 Uhr, die Musik beginnt ab 19 Uhr. Reservierungen sind nicht nötig, es soll ein offenes Kommen und Gehen sein. „Die Leute sollen mich einfach kennenlernen und wissen, da gibt es noch eine gute schwäbische Küche in Böblingen“, sagt die Wirtin.