Probleme haben die Ortsvereine der Landfrauen immer wieder. Aber auch Lösungen, die das Überleben sichern.
Marbach - Die Landfrauenvereine haben es nicht leicht. Sie kämpfen. Nicht nur gegen die Überalterung innerhalb ihrer Ortsvereine. Sondern auch noch gegen das Image der Hausmütterchen, die in Gesellschaft Kuchen backen und Marmelade einkochen. Immer wieder stehen die Köpfe an den Spitzen der Ortsvereine vor der alles entscheidenden Frage: Findet sich vor einem anstehenden Führungswechsel ein neuer Vorstand, der die Arbeit weiterführt.
Bei den Landfrauen in Kleinbottwar wird es vermutlich im März eine neue Vorsitzende geben, denn es stehen Wahlen an. Gudrun Stiefel möchte nicht mehr weitermachen und ist froh, dass ihre Nachfolge voraussichtlich in trockenen Tüchern ist – jemand aus den eigenen Reihen wird sich zur Wahl stellen. Und dennoch legt sie sich ins Zeug. Denn es werden auch dringend neue Mitglieder gesucht, die den Vorstand bei Ihrer Arbeit unterstützen.
Die Jüngste ist 19, die Älteste 91
Fünf neue Mitglieder haben die Kleinbottwarer im vergangenen Jahr rekrutieren können. Und bei der bevorstehenden Osterbrunnenschmück-Aktion möchten die Kleinbottwarer Landfrauen verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Dabei kann sie sich über fehlenden Nachwuchs nicht beklagen. Zwei junge Frauen, 20 und 25 Jahre alt, kümmern sich beispielsweise um die digitalen Aufgaben. Das jüngste Mitglied ist 19 Jahre alt, das älteste 91.
Auch in Großbottwar kann die Vorsitzende mittlerweile getrost dem Ende ihrer 15-jährigen Vorstandszeit entgegensehen – was nicht selbstverständlich ist. Denn zu Anfang hatte das Leitungsteam händeringend Nachfolger gesucht. Ein Aufruf im Großbottwarer Amtsblatt hat dann den Durchbruch gebracht. „Wir haben Peter Traa um Hilfe gebeten“, sagt Irmgard Klatt, die Vorsitzende. Der Coach und Seniorberater des MAG – Miteinander Attraktives Großbottwar, hat sich nicht lange bitten lassen. Gemeinsam hat man eine Anzeige formuliert und einen Infoabend ausgerichtet. 20 junge Frauen haben sich angesprochen gefühlt. Und tatsächlich sind sieben wiedergekommen. Der neue Vorstand wäre damit gesichert. „Wir sind wirklich sehr froh“, sagt Irmgard Klatt. Allerdings hatte sie auch deutlich angekündigt, dass es die Landfrauen Großbottwar nicht mehr geben wird, wenn sich nicht jemand bereit erklärt, an die Spitze der 165 Frauen zu treten.
Der Vorstand hat die Probleme im Blick
Die Landfrauengruppe von Rielingshausen zählt mehr als 100 Mitglieder – und trotzdem ist die Suche nach jungen Frauen im Gange. „Es ist nicht leicht, an sie heranzukommen“, sagt Inge Metzger, die mit Brigitte Zürn eine Doppelspitze bildet. Denn viele junge Leute gingen nicht gerne feste Verpflichtungen ein. Gerade um die Osterzeit soll Nachwuchs rekrutiert werden, Genaues kann Metzger noch nicht sagen. „Wir haben das Thema im Blick“.
Um die 100 Frauen sind es auch in Oberstenfeld, die das Angebot der Landfrauen nutzen. Seit 2019 steht Annette Ulmer an der Spitze des Ortsvereins. Damals habe man Helfer gesucht. „Aus einem bisschen mithelfen ist dann schnell der Vorsitz geworden“, sagt die 56-Jährige. Schnell sei ihr damals deutlich geworden, dass die Öffentlichkeitsarbeit nicht stark genug ist. Sie hat dann auch die Homepage für den Ortsverein erstellt. Ulmer sieht das Imageproblem dabei nicht als ein drängendes an. „Wir sind so aktiv, dass es in der Öffentlichkeit durchgedrungen ist: Bei den Landfrauen geht es um mehr als um Haushalt und Ernährung“.
Bildung, Gemeinschaft, Spaß
Alle Vorstandsfrauen sind sich in einer Sache einig: Die Geselligkeit und die Gemeinschaft sind es, die den Reiz und den Wert der Landfrauengruppen ausmachen. Außerdem die Möglichkeit, in der Gruppe Bildungsveranstaltungen zu besuchen. Dieser Ansicht ist auch Marie-Luise Linckh vom Kreisverband Ludwigsburg. „Vorträge sind zum Beispiel oft Impulse, sich später über ein Thema auszutauschen“, sagt die Kreisvorsitzende. Und toll findet sie auch, dass sich die Frauen mit ihren Wünschen einbringen können. Dabei hat sie auch eine interessante Beobachtung gemacht. Zwar kämpft man auf der einen Seite gegen das Image, dass es hauptsächlich ums Kuchenbacken geht. Auf der anderen Seite sind es aber auch gerade immer wieder die jungen Frauen, die nachfragen, ob man wieder mal über Hefeteig und Sockenstricken sprechen könnte.
Die Kreisvorsitzende Marie-Luise Linckh hat den Überblick. Die Ortsvereine im Kreisverband Ludwigsburg sind gesund. Lediglich in Nußdorf, das zu Eberdingen gehört, kämpft der Ortsverein um die Existenz. In Murr, so Linckh, konnte die Landfrauengruppe vor einigen Jahren nicht gerettet werden. Aber vielleicht kann die Gruppe wiederbelebt werden, hofft sie.
Die Ortsvereine der Landfrauen stehen allen Frauen offen. Gemeinschaft wird groß geschrieben. Häufig gibt es ein Bildungsangebot, Vorträge, Kurse, Lehr- und Besichtigungsfahrten. Von Bedeutung ist zum Beispiel auch das Hilfsangebot bei Krebsdiagnosen. Der Kreisverband Ludwigsburg umfasst 53 Ortsvereine.