Künftig können Senioren und ihre Angehörigen über eine Internet-Chatfunktion Kontakt mit der Wohnberatung des Vereins Wohnvielfalt aufnehmen. Foto: dpa

Der Verein Wohnvielfalt möchte seine Internetseite umgestalten und künftig eine Online-Beratung für Senioren und ihre Angehörigen anbieten. Dafür bekommt der Verein ein stattliches Fördergeld.

Vaihingen - Auch im hohen Alter noch in den eigenen vier Wänden leben, das wünschen sich viele. Damit das reibungslos funktioniert, muss einiges beachtet werden. Treppenstufen beispielsweise können zu unüberwindbaren Hindernissen werden, Teppiche im Bad zu Stolperfallen, schmale Türrahmen sind für Rollatoren und Rollstühle ungeeignet. Kommt dann noch eine Demenzerkrankung hinzu, müssen weitere Dinge beachtet werden. Ein Beispiel: bei fortgeschrittener Krankheit können die Betroffenen die Orientierung verlieren. Das Markieren von Türen und Räumen mit Schildern kann das Zurechtfinden erleichtern.

Für viele ist Demenz ein Tabuthema

Der gemeinnützige Verein Wohnvielfalt wurde 2015 gegründet und berät Senioren, egal ob von einer Demenz betroffen oder nicht, und deren Angehörige in Wohnungsfragen. Dabei geht es um das Leben und die Pflege daheim ebenso wie um Wohngruppen oder Pflegeheime. Die Unterstützung Demenzkranker liegt dem Verein besonders am Herzen. „Viele Betroffene und deren Angehörige sind zunächst mit der Diagnose überfordert“, sagt Silke Hachenberg, die Vorsitzende des Vereins. Zwar gebe es viele Hilfsangebote, die seien aber nicht immer einfach zu finden. Der Dschungel an Angeboten sei oft schwer zu durchdringen.

„Wir haben festgestellt, dass es viel Unterstützungsbedarf gibt, und zwar so früh und so niederschwellig wie möglich“, sagt Hachenberg. Obwohl fast jeder jemanden im näheren Umfeld kenne, der an einer Demenz leide, sei das Thema nach wie vor ein Tabu. Einige Betroffene und Angehörige schämten sich sogar für die Diagnose, sagt Hachenberg. Niederschwellige Hilfsangebote seien deswegen gefragt. Da möchte der Verein Wohnvielfalt ansetzen. Er plant, auf seiner Internetseite eine Chatfunktion einzurichten, schwerpunktmäßig für die Wohnberatung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, aber auch für andere Fragen rund um das Thema Pflege, Leben im Alter sowie zu Förderanträgen beraten die etwa 20 Ehrenamtlichen des Vereins.

Google fördert das Projekt mit 20 000 Euro

„Mit dieser Chatfunktion können Senioren und ihre Angehörigen jederzeit und von überall mit uns in Kontakt treten, ob bequem von Zuhause aus oder unterwegs mit dem Smartphone“, sagt Hachenberg. Eine Telefonberatung ist natürlich auch weiterhin möglich, ebenso eine Terminvereinbarung für die Beratung zu Hause. Da es aber oft schwer sei, einen Termin zu finden, sei die Onlineberatung eine sinnvolle Ergänzung. Das sieht auch das Unternehmen Google so. Im Rahmen der Google Impact Challenge fördert der Konzern ehrenamtliche Projekte von Vereinen. Gesucht wurden Ideen, die die Gesellschaft mit Hilfe von Technologie etwas besser machen können. Wohnvielfalt bekommt für seine Projektidee 20 000 Euro.

Für die Einrichtung der Chatfunktion wird die Homepage des Vereins umgestaltet. Sie soll barrierefrei werden. Das bedeutet, dass sich beispielsweise die Schriftgröße verändern lässt oder der Computer die Texte auf der Internetseite vorliest. Videos sollen Untertitel bekommen. Derzeit vergleicht Wohnvielfalt Angebote von verschiedenen Firmen, die die Umgestaltung der Internetseite übernehmen könnten. „Wir würden uns wünschen, dass wir die Homepage in einem halben Jahr so weit umgestellt haben“, sagt Hachenberg. „Im Idealfall starten wir im neuen Jahr mit dem neuen Angebot.“