Würde gerne mehr für den historischen Ort Hohenasperg tun: Fördervereinsvorstand Herbert Paul. Foto: Simon Granville

Das Ehrenamt gilt als Rückgrat der Gesellschaft – doch in der Praxis kämpfen Engagierte mit Blockaden, Vorschriften und Behördenschimmel. Ein Kommentar über QR-Codes, Windräder und einen Handykurs, der nie stattfand.

Der Hohenasperg soll erzählen – seine Geschichte als Festung und Gefängnis. Deswegen will der Förderverein Hohenasperg 14 digitale Infosäulen rund um den Berg aufstellen. Besucher könnten via QR-Codes auf kurze Filme zugreifen, die Hintergründe liefern: Lokale Geschichte, frei zugänglich, von Bürgern für Bürger.

 

Ein geniales Projekt, wären da nicht die Behörden, die ihre Hand über die Anlage Hohenasperg halten: Unter anderem das Justizministerium und das Amt für Vermögen und Bau.

Statt die Idee zu fördern, bremsen sie den Förderverein aus – und das schon seit Jahrzehnten. Die Gedenkstätte „Hohenasperg, ein deutsches Gefängnis“ allein hat zehn Jahre auf ihre Realisierung warten müssen. Das Brückle über den Wallgraben und die öffentliche Toilette wurden erst nach mehr als 20 Jahren Überzeugungsarbeit genehmigt.

Auch das Infocenter wurde erst nach langem Hin und Her und einem großen Treffen aller Verantwortlichen realisiert – sage und schreibe 27 Behördenvertreter kamen damals in den Asperger Bürgersaal, um sich vom Infocenter überzeugen zu lassen. Jetzt also die Infosäulen. Seit über einem Jahr wartet der Förderverein auf ein Lebenszeichen aus den Amtsstuben.

Behörden stehen im Weg

Stadtverwaltungen, Ministerien, Finanzämter und Datenschutzbehörden legen dem Ehrenamt immer wieder Steine in den Weg – in Form von zäher Vorgaben und Gesetze, manchmal aber auch ohne nachvollziehbare Logik. Das zeigt sich unter anderem beim Thema erneuerbare Energie.

Die Bürgergenossenschaft Ingersheim und Landwirte bei Vaihingen würden gerne viel Energie durch Windkraft in ihren Orten und auf ihren Flächen erzeugen, werden aber zurückgehalten. Obwohl die Landesregierung einen schnellen Ausbau der Windenergie vorantreibt, darf ein Windrad in Zukunft nur auf sogenannten Vorrangflächen gebaut werden.

Für Ingersheim wurde keine Vorrangfläche ausgewiesen, die Fläche bei Vaihingen vor kurzem verkleinert – für Bürgergenossenschaft und Landwirte wird der Winkraft-Turbo zum Bremsklotz.

Auch eine Anekdote aus Stuttgart macht die Absurdität greifbar: Ein Verein aus dem Stadtteil Plieningen wollten in der Bücherei einen Handykurs für alte Menschen anbieten. Die Stadt Stuttgart grätschte dazwischen, wollte erst einmal Führungszeugnisse der Organisatoren sehen und die Räume der Bücherei begutachten – was sich über Monate hinzog. Die Ehrenamtlichen fühlten sich vor den Kopf gestoßen, das Projekt scheint nun zu scheitern.

Ehrenamtliche wissen nicht mehr weiter

Ja, das Land Baden-Württemberg hat zuletzt Geld in die Hand genommen, Förderprogramme aufgesetzt, Bürokratieabbau versprochen, sogar die Ehrenamtskarte eingeführt. In der Praxis hapert es aber immer noch: am Amtsschimmel, am Sicherheitsfetisch der Behörden und Verantwortungsgewurschtel.

Eine aktuelle Umfrage der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt unterstreicht den Frust: Sechseinhalb Stunden pro Woche schlägt sich ein durchschnittlich großer Verein mit bürokratischen Hürden herum. Lösungen sehen wenige. Rund 30 Prozent der 900 befragten Ehrenamtlichen wünschen sich eine Vereinfachung von Vorschriften. Wirklich erschreckend ist jedoch, dass ein erheblicher Teil der Befragten einfach nur noch ratlos und unsicher im Umgang mit Behörden ist.