Wer kann dazu schon Nein sagen: Dieses etwa 100 Gramm schwere Katzenbaby ist drei Wochen alt. Foto: factum/Granville

Seit fast 30 Jahren ist Jutta Framenau die Vorsitzende der Katzenfreunde Bietigheim-Bissingen. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um Streuner und verletzte Tiere im Landkreis.

Bietigheim-Bissingen - Mit tapsigen Schritten begrüßen die vier kleinen Wollknäuel quietschend ihre Ersatzmama. „Ich weiß nicht, ob wir sie durchbringen“, sagt Jutta Framenau. Die 79-Jährige füttert die drei Wochen alten Katzenbabys mit dem Fläschchen. Ihre richtige Mutter, eine Wildkatze, hat die Kleinen auf einer Deponie alleine gelassen. Framenau hat sich ihrer angenommen und kümmert sich jetzt um sie. Um halb fünf morgens ist sie zur ersten Fütterung aufgestanden.

Framenaus Leidenschaft sind die Katzen – sie selbst hält drei Hauskatzen. Ihre Großmutter in Dresden weckte in ihr das Interesse an den Vierbeinern. Vor 27 Jahren hat sie mit ihrem Mann Volker Framenau den Verein Katzenfreunde Bietigheim-Bissingen gegründet. Seitdem ist sie die Vorsitzende des Vereins mit derzeit 78 Mitgliedern. „Das Amt werde ich nicht mehr los“, sagt sie, halb im Scherz.

Ein Tierheim ist für Katzen laut Framenau „das Letzte“

Framenau geht es vor allem darum, das Leid der Katzen zu lindern und ihnen das Tierheim zu ersparen. „Das ist das Letzte für Katzen“, findet sie. Und da es zwischen Heilbronn und Ludwigsburg kein weiteres Tierheim gibt, ist der Katzenfreunde-Verein zu einer beliebten Anlaufstelle geworden, wenn die eigene Katze mal krank ist oder wenn man ein verletztes Tier gefunden hat. „Oft entdecken Spaziergänger mit Hunden auch Wildkatzenbabys im Weinberg“, sagt Framenau. Die resolute Frau zögert dann nicht und rückt mit ihrem Mann aus, um die Tiere zu fangen – und wenn es 23 Uhr an ihrem Geburtstag ist. Wann sie das letzte Mal in den Urlaub gefahren ist, kann sie nicht sagen.

Das Problem laut Framenau sind die vielen Wildkatzen, die mit unkastrierten Katern Nachwuchs zeugen: Zwei Millionen Wildkatzen streunen durch Deutschland. Mehr als 80 junge Kätzchen hat der Verein beispielsweise vor drei Jahren aufgezogen und vermittelt – nicht alle bei Familie Framenau zu Hause, die mittlerweile in Sersheim wohnt, sondern auch bei anderen Vereinsmitgliedern.

Zwei eigene Zimmer für Katzen

Framenau ist für die Aufgabe besonders gut ausgestattet: Im Obergeschoss gibt es zwei eigens dafür genutzte Katzenzimmer. Eines ist ein Quarantänezimmer für Neuzugänge, da man nie wissen könne, ob eine Wildkatze Krankheiten mit sich herumtrage, und ein weiteres Zimmer ist mit diversen Katzenkäfigen versehen. Kratzbäume, Katzenspielzeug und natürlich jede Menge Tierfutter runden das Bild ab. Auch wenn Framenau ihre Leidenschaft teilweise bis zur Selbstaufgabe betreibt – für sie ist es immer noch nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“, wie sie sagt.

Der Verein, der auch Mitglied im Deutschen Tierschutzbund ist, arbeitet mit einer Tierärztin in Bietigheim-Bissingen zusammen, die die Tiere kastriert, impft und medizinisch versorgt. 25 000 Euro wendet der Verein jährlich für Tierarztkosten auf. Von der Stadt Bietigheim-Bissingen gebe es bislang keine finanzielle Unterstützung, sagt Framenau. Mitgliedsbeiträge, Spenden und die Einnahmen von vom Verein organisierten Flohmärkten halten die Katzenfreunde über Wasser.

Vor den Sommerferien wird es wieder hektischer

Jetzt, vor den Sommerferien, wird es wieder hektischer im Hause Framenau: Die Leute wollten in den Urlaub und merkten, dass das mit Katze nicht geht. „Sie glauben gar nicht, auf welche Arten sich die Leute ihrer Katze entledigen“, sagt Framenau. Manchmal gäben Besitzer ihre Hauskatze bei ihr ab mit dem Hinweis, die sei ihnen gerade zugelaufen. Framenau nimmt das Tier dann ohne Kommentar entgegen. „Bei solchen Leuten ist die Katze eh nicht gut aufgehoben.“

Der Verein im Netz:
www.katzenfreunde-bietigheim-bissingen.de