Eine Frau hält bei der Mahnwache in Berlin am 13. Januar ein Plakat hoch, das die Gemeinschaft von Islam, Judentum und Christentum zeigen soll. Auch der Verein Haus Abraham hat zu den Terroranschlägen von Paris Stellung genommen und sich für eine Strategie der Begegnung auf Augenhöhe ausgesprochen. Foto: dpa

Der im Paul-Gerhardt-Gemeindezentrum beheimatete Verein Haus Abraham lädt am Samstag zu einem gemeinsamen Kochabend und anschließendem Essen ein. Dabei geht es vor allem um die Verständigung der Religionen.

Kalthental/Stuttgart-West- - Der Kaltentaler Heiner Küenzlen hat das Haus Abraham mitgegründet und ist der christliche Sprecher des Vereins. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht er über die Ziele, die Aufgaben und seine persönliche Motivation.
Herr Küenzlen, worum geht es dem Verein Haus Abraham?
Es geht um den Dialog der Religionen als Grundlage für eine friedliche Gesellschaft. Wir haben meiner Meinung nach zu lange nichts gemacht in unseren Dörfern, Städten und in unserer Nachbarschaft. Das ist ein Grund dafür, weshalb es auseinander gefallen ist, weshalb es heute so viele Konflikte gibt. Wir in Deutschland haben eine ganze Generation ausländischer Mitbürger nicht wahrgenommen. Vielleicht weil wir dachten: die gehen ja auch wieder. So kommt es, dass heute beispielsweise Menschen mit türkischen Wurzeln, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben, von „den Deutschen“ sprechen, obwohl sie selbst Deutsche sind.
Wie kam es denn zur Gründung des Vereins?
Das Haus Abraham entstand um die Jahrtausendwende als Initiative. Seine Wurzeln sind im Kloster Denkendorf. Der Verein wurde 2007 gegründet. Heute sind wir im Paul-Gerhardt-Gemeindezentrum beheimatet und werden von der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus finanziell unterstützt.
Welche Ziele verfolgt der Verein?
Wir wollen einen Beitrag zum Frieden leisten. Das kann nicht gründlich genug geschehen. Das ist nichts Plakatives, sondern etwas Wichtiges, das Ausdauer braucht. Wir sind keine Sprinter, wir brauchen Kondition. Wir haben längst erkannt, dass die Behauptung: „Es wird schon gut gehen mit den unterschiedlichen Kulturen“ zu wenig ist. Nur wenn man sein Gegenüber wirklich kennt, hat man keine Vorurteile. Darum steht bei uns das gegenseitige Kennenlernen im Zentrum. Dabei darf das Thema Religion nicht ausgeklammert werden. Freundschaften können nur entstehen, wenn man einander wirklich kennt. Eine Freundschaft ist kein Ziel, sondern das Ergebnis eines Prozesses.
Das alles klingt ein bisschen wie bei der Ringparabel in Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“.
Im Grunde ist es auch ein bisschen so. Im Nathan lernen sich Menschen unterschiedlicher Religionen kennen und lieben. Letztlich sind Christentum und Judentum und auch der Islam miteinander verwandt. Man kann sich befreunden und voneinander lernen.
Wie sieht die Arbeit des Vereins aus?
Das Ziel ist eine gemeinsam getragene Arbeit. Das heißt, dass nicht wir Christen uns um die anderen kümmern. Es ist ein Miteinander. Darum hat auch jede Religion – Christen, Muslime, Islam – ihren Sprecher im Vorstand. Die Leitung ist gleichberechtigt. Bei der Teilnahme sieht das naturgemäß etwas anders aus.
Was genau meinen Sie damit?
Für Muslime ist es beispielsweise nicht einfach aus ihrer Gemeinde herauszugehen und zu Veranstaltungen an einem anderen Ort zu kommen. Darum kooperieren wir mit einigen muslimischen Gemeinden.