Die Fußballer der Spvgg Warmbronn freuen sich über knapp 10 000 Euro – die werden nach dem Debüt von Luca Raimund als Profi des VfB Stuttgart fällig. Die Fußball-Liga schüttet insgesamt 1,7 Millionen Euro aus.
Die gute Nachricht kam per Post. Völlig unvermittelt. „Wir wussten nicht was drin ist, als wir das Päckchen in Händen hielten“, erzählt Alfred Thaler, der Clubchef der Spvgg Warmbronn. Es war ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Der Club erhielt von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eine Urkunde, was erfreulich war, sowie eine Überweisung von knapp 10 000 Euro, was noch viel mehr erfreulich war.
Hintergrund: Schafft es ein Fußballer bis zum Profi, hat er seinen ersten Einsatz in der Bundesliga oder Zweiten Liga, wird eine Ausbildungsvergütung für die Vereine fällig, in denen er in der Jugend gekickt hat. Luca Raimund war von den Bambini bis er neun Jahre alt war einer der jungen Buben, die das Trikot der Spvgg Warmbronn trugen.
„Natürlich kann ich mich noch daran erinnern“, sagt Christoph Schenk, „zur Familie haben wir noch immer Kontakt, und Luca auch zur Spvgg.“ Dem Fußball-Abteilungsleiter war bekannt, dass solche Ausbildungsvergütungen existieren, aber irgendwie hatte er es nicht auf dem Schirm, dass eine solche für Luca Raimund fällig wurde.
Der 19-Jährige startete seine Karriere mit dem Ball bei der Spvgg Warmbronn mit fünf Jahren, wechselte mit neun zur SV Böblingen und kam als U-14-Spieler ins Nachwuchsleistungszentrum des VfB Stuttgart. Der Mittelfeldspieler hat es zum deutschen Nationalspieler in der U 17 und U 18 gebracht – und gab am 5. November 2023 mit 18 Jahren bei der 0:2-Niederlage im Spiel beim 1. FC Heidenheim sein Debüt in der Bundesliga im Dress des VfB. Also wurde die Vergütung für den Club seiner Kindheit fällig.
Mehr als elf Millionen Euro ausgeschüttet
Clubs, die unterhalb der dritten Liga spielen, sollen damit für die wichtigen ersten Ausbildungsschritte auf dem Fußballplatz belohnt werden, sie haben sozusagen die Grundlagen geschaffen, damit sich das Talent bis in Liga eins oder zwei hochkämpfen konnte. Kürzlich schüttete die DFL rund 1,7 Millionen Euro an 116 deutsche Vereine aus – 67 Fußballer hatten in der Saison 2023/24 ihren ersten Einsatz als Lizenzspieler in der Bundesliga und der zweiten Liga. Alle waren dabei nicht älter als 23 Jahre. Insgesamt wurden seit Einführung der Ausbildungshonorierung in der Saison 2017/2018 mehr als 11 Millionen Euro von der DFL ausgezahlt.
Pro Saison gibt es mindestens 4200 Euro
Die Höhe der Überweisung hängt davon ab, wie lange der Spieler beim Verein aktiv war. So erhalten Clubs 4200 Euro für eine gesamte Saison für einen Kicker, wenn er zwischen sechs und elf Jahre alt war. Für die Ausbildung in der Spielzeit seines zwölften bis zur Saison seines 21. Geburtstags erhalten Clubs 6750 Euro pro Spielzeit. Nun waren es bei Luca Raimund nicht drei volle Spielzeiten bei der Spvgg Warmbronn, weshalb sich der Verein nicht über 12 600 Euro freuen konnte, sondern lediglich über knapp 10 000 Euro. Zur aktuellen Saison hat die DFL die Zuwendungen reformiert und die jeweiligen Beträge um 25 Prozent erhöht.
„Das ist für uns ein warmer Geldregen“, freut sich Spvgg-Präsident Alfred Thaler, der erzählt, dass die Entwicklung von Luca Raimund im Verein intensiv verfolgt werde und dass „es Dorfgespräch bei uns war, als er den ersten Einsatz in der Bundesliga hatte.“ Kein Wunder: Der 19-Jährige ist der erste Fußballer, der es von der Spvgg bis in den Profibereich geschafft hat. In dieser Saison kam das Talent vor allem bei der U 23 des VfB in der dritten Liga zum Einsatz, derzeit liegt Luca Raimund mit einer hartnäckigen Oberschenkelverletzung seit Oktober auf Eis.
Talente wandern zu großen Clubs ab
Die Spvgg wird das Geld in die Jugend investieren, denn es plagen – wie viele andere Vereine ebenfalls – ein wenig die Sorgen um den Nachwuchs. In dieser Saison haben die Warmbronner kein eigenes Team in der B- und C-Jugend angemeldet, es wird in Spielgemeinschaften angetreten. „Wir haben es nicht leicht“, räumt Abteilungsleiter Schenk ein, „wir haben in der SKV Rutesheim, der Spvgg Renningen und dem SV Leonberg/Eltingen harte Konkurrenten im Umfeld. Ältere Jahrgänge, die eine Chance sehen, höherklassig zu spielen, verlassen uns.“
So war das auch im Fall von Luca Raimund, der mit neun Jahren zur SV Böblingen abgewandert ist. „Einiger seiner damaligen Jugend-Mitspieler sind noch bei uns“, sagt Schenk, „auch seine einstigen Trainer.“ Und sie alle hoffen, dass der Jungprofi bald wieder Zeit findet, in der alten Fußball-Heimat vorbeizuschauen. „Wir arbeiten daran“, verspricht Schenk.