Vorsitzender Dennis Herberg und sein Stellvertreter Christian Brugger-Burg Foto: Holowiecki

Der Cannabis Social Club Stuttgart mit Sitz in Stuttgart-Vaihingen macht sich für die Legalisierung von Haschisch stark. Am 3. Oktober begehen die 60 Mitglieder den „Tag der deutschen Breitheit“. Mit dieser Aktion wollen die Teilnehmer auffallen.

Vaihingen - Beim Amtsgericht ist die Gruppe zweimal abgeblitzt. Der Vereinszweck lege nahe, dass man eine Straftat plane. Erst das Oberlandesgericht entschied: Der Cannabis Social Club (CSC) Stuttgart darf ins Vereinsregister eingetragen werden. Anfang des Jahres war das, und jetzt, am 3. Oktober, setzt der Club auf Provokation und begeht den ersten „Tag der deutschen Breitheit“. Von 14.30 Uhr gibt es auf dem Schillerplatz in der Innenstadt Reden und Musik, danach startet der Demozug zur Villa Reitzenstein. Eigentlich hätten die Teilnehmer des Rausch-Marschs dem Ministerpräsidenten gern Hanfpflanzen – Nutzhanf, wohlgemerkt – vor die Tür gestellt, aber die Stadt habe dieses Versammlungsmittel, wie es amtsdeutsch heißt, nicht zugelassen.

Das Ziel dieses Vereins ist klar

Alles Jux und Blödelei? In diese Ecke wollen sich Dennis Herberg (36) aus Aichwald und Christian Brugger-Burg (38) aus Möhringen nicht stellen lassen. Sie stehen dem CSC vor. Keine benebelten Lottertypen, sondern eloquente Männer mit festen Jobs, die sachlich und besonnen über das reden, was sie wollen.

Ihr Ziel und das der 60 Mitstreiter ist klar: die Legalisierung von Cannabis. Dem Verein schwebt der gemeinschaftliche Anbau und Konsum in einer Kooperative vor, erklärt der stellvertretende Vorsitzende Brugger-Burg, Mitglied der SÖS/Linke-plus-Fraktion im Möhringer Bezirksbeirat. Dieses Modell gebe es etwa in Spanien.

Warum Alkohol, aber kein Cannabis?

„Wir haben gute Argumente“, findet der Vorsitzende Herberg. Zum einen glaubt er an einen besser funktionierenden Jugendschutz, angelehnt an die Alkohol- und Tabakgesetze. Zudem argumentiert er unter anderem mit einer besseren Kontrolle durch das Austrocknen des Schwarzmarktes und einer Entlastung der Polizei, „das ist ein großer Teil des Tagesgeschäfts“. Grundsätzlich leuchtet dem Verein nicht ein, warum Alkohol und Zigaretten anders bewertet werden als Marihuana.

Während einige Ärzte vor einer höheren Gefahr für Psychosen warnen und laut dem Parlamentarischen Staatssekretär im Gesundheitsministerium, Thomas Gebhart, Gesundheitsgefahren erwiesen sind, ist anderswo auf der Welt der Zugriff auf Haschisch längst erleichtert worden. In mehreren US-Staaten ist Cannabis legal, in Kanada wird es von Mitte Oktober an das Rauschmittel straffrei zu kaufen geben, auch in Uruguay und Südafrika wird ohne Repressalien gekifft.

Der Petitionsausschuss des Bundestags hat sich ebenfalls mit dem Thema befasst, nachdem knapp 79 000 Menschen die Forderung des Deutschen Hanfverbands unterzeichnet hatten. Nicht nur in Berlin raucht die Gras-Debatte. Seit Kurzem gibt es die Initiative „Sindelfingen zieht’s durch“. Die SPD Filderstadt hat sich öffentlich für einen CSC ausgesprochen. Im Stuttgarter Gemeinderat gibt es Fürsprecher eines Cannabis-Modellversuchs, beim Bürgerhaushalt 2015 war eine solche Idee auf Platz 15 gelandet. „Es findet ein Paradigmenwechsel statt“, sagt Herberg.

Bei den Treffen werde nicht gekifft

Alle zwei Wochen trifft sich der CSC, der seinen Sitz offiziell in der Vaihinger Wohnung des Schatzmeisters hat, im Stuttgarter Osten. Hasch geraucht werde bei den Treffen nicht, wie beide Clubchefs betonen. „Wir haben alle was zu verlieren“, stellt Herberg klar. Zudem gehe man davon aus, dass sich auch mal ein Zivilfahnder dazugeselle. Stattdessen werden öffentlichkeitswirksame Aktionen besprochen. Regelmäßig sind die CSCler an Infoständen zu finden – und treffen dort auch auf emotionale Gegner, so Herberg. Dass der „Tag der deutschen Breitheit“ bewusst provokant ist, bekennen beide. „Man muss auffallen“, sagt Brugger-Burg, dafür trage man auch mal einen Bauschaum-Joint vor sich her. Er sagt aber auch: „Wir feiern den Tag der deutschen Breitheit einmal im Jahr. Und währenddessen wird auf dem Wasen zwei Wochen lang Alkohol getrunken.“