Gabriele Zull bei ihrer ersten offiziellen Rede als neue OB – in der ersten Reihe rechts Sohn Paul und Ehemann Martin. Foto: Patricia Sigerist

Alle Redner sind absolut überzeugt, dass die neue Oberbürgermeisterin Gabriele Zull es im Fellbacher Rathaus „packen wird“.

Fellbach - Auch der dritte gesellschaftliche Anlass binnen zwei Monaten lockte die lokale Prominenz zum Event, das man nicht verpassen darf: Nach Christoph Palms 50. Geburtstag am 1. September im Schnitzbiegel und seiner Verabschiedung aus dem OB-Amt vor zwei Wochen war es nun am Montagabend die offizielle Kür de r neuen Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, die erneut 600 Besucher in den Hesse-Saal der Schwabenlandhalle lockte.

Gabriele Zull: „Jawohl, ich habe mein Ziel erreicht.“

Die 49-Jährige erinnerte zu Beginn ihrer Rede an jenen von Christoph Palm zum Fellbacher Herbst ersonnenen Slogan: „Nächste Ausfahrt Fellbach: Sie haben Ihr Ziel erreicht“. Wie immer auch dieses vieldeutige Navigationsmotto gemeint gewesen sei: „Ich weiß jedenfalls felsenfest: Jawohl, ich habe mein Ziel erreicht.“

Das Bürgermeisteramt, so betonte die bisherige Göppinger Sozialschultheißin, sei „kein gewöhnlicher Beruf. Wer es bekleiden will, braucht dafür eine Berufung.“ Und dieser Berufung seien ihre Familie und sie gefolgt „und deshalb zu neuen Ufern aufgebrochen, vom Fuße des Hohenstaufens an den Fuß des Kappelbergs. Dass mein Ehemann Martin und unser Sohn Paul diesen Weg mitgehen, ist für mich immer noch ein Geschenk. “

Die neue OB hat Respekt vor ihrer Ausgabe

Ihren Respekt vor der Aufgabe kleidete sie in die Frage: Könne ein einzelner Amtsträger oder eine Amtsträgerin den individuellen Bedürfnissen so vieler unterschiedlicher Menschen gerecht werden? „Stellen Sie sich das einmal bildlich vor: Eine ganze Mercedes-Benz-Arena voller Fellbacherinnen und Fellbacher, um deren Wohl der Oberbürgermeister besorgt sein soll – ist das nicht unrealistisch, was der Amtseid verlangt? Selbst wenn ihm quasi durch das Anlegen der Amtskette übermenschliche Kräfte verliehen wären?“ Herkulesfähigkeiten? In diesen Zusammenhang passt die Bemerkung von CDU-Fraktionschef Hans-Ulrich Spieth: „Die Sorge, dass Sie, liebe Frau Zull, als Einzelkämpferin, sozusagen als Fellbacher Ausgabe von Lara Croft, Ihr Dasein fristen müssen, ist unbegründet. Sie werden hier offene Türen vorfinden.“

Dass Gabriele Zull „es im Fellbacher Rathaus packen wird“, davon ist auch Hartmut Holzwarth aus Winnenden, Sprecher der sechs Oberbürgermeister in den Großen Kreisstädten an Rems und Murr, überzeugt: „Wer in Göppingen unter den OBs Hans Haller, Reinhard Frank und Guido Till auf allen denkbaren Rathaus-Ebenen seinen Weg unbeirrt und erfolgreich gegangen ist, wird es als Oberbürgermeisterin von Fellbach auch erfolgreich schaffen.“

Gabriele Zull tritt in große Fußstapfen

Bärenkräfte, Riesenschritte: Damit waren auch die OB-Vorgänger Friedrich-Wilhelm Kiel und Christoph Palm konfrontiert. Direkt an das im Saal anwesende Duo gerichtet sagte Gabriele Zull: „Ich schätze Sie beide auch menschlich sehr, aber dass Sie mir Amtsschuhe mit der gefühlten Schuhgröße 60 hinterlassen haben, stellt mich rein kleidertechnisch vor ziemliche Probleme. Ich denke, das Beste wird sein, wenn ich in meinen eigenen Schuhen laufe“, sagte Zull (geschätzte Schuhgröße, nachdem aus dem Rathaus kein exaktes Längenmaß zu erhalten war: 38 bis 39).

Für die Bewältigung dieser Aufgaben sicherte der Personalratsvorsitzende Martin Brinkmann die Unterstützung der Belegschaft zu und lobte, dass die neue OB, kaum dass sie vergangene Woche ihr neues Büro im Rathaus bezogen hatte, sich eine Stunde Zeit für den Personalrat genommen habe. Er erklärte aber auch: „Veränderung ist so schlecht nicht. Es gibt immer was zu tun. Eine Stadt ist niemals fertig“, und mahnte augenzwinkernd: „Nobody is perfect, das gilt manchmal auch in Fellbach.“

Wichtige Werte für Zull: Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt

Bewusst verzichtete Gabriele Zull an diesem Abend auf Ausführungen zur tagesaktuellen Kommunalpolitik – diese wird sie im Laufe der Woche in einer Pressekonferenz näher beleuchten. Stattdessen formulierte sie etliche Gedanken über Werte, die „uns bei der Arbeit in den nächsten Jahren leiten sollen“ – als Stichworte genannt seien hier die Begriffe Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Zusammenhalt.

Und jetzt? „Jetzt beginnt der Alltag“, wie Hans-Ulrich Spieth es formulierte. Ein Alltag, in dem fortgesetzt werden soll, was die neue OB bewusst als Überschrift für ihren Wahlkampf gewählt hatte: „Fellbach gewinnt“. Ist sie doch überzeugt: „Es liegt an uns allen und unsere Fähigkeit, uns über die gemeinsamen Ziele zu verständigen, was wir aus unseren Möglichkeiten machen. Wenn wir nur wollen und wenn wir uns einig sind, dann wird Fellbach tatsächlich gewinnen – denn dann liegt die beste Zeit noch vor uns.“