Mit dem 0:1 gegen RB Leipzig ist der VfB Stuttgart noch gut bedient gewesen – Torwart Gregor Kobel verhinderte eine deutlich höhere Niederlage. Für Pellegrino Matarazzo kein Grund für große Enttäuschung: Der VfB-Trainer hält die Sachsen für besser als den FC Bayern München.
Stuttgart - Das Spiel auf dem grünen Rasen hatte noch gar nicht begonnen, da war die nächste Runde des großen Duells hinter den Kulissen schon beendet – diesmal mit durchaus erfreulichem Ausgang. Thomas Hitzlsperger, der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart, und Claus Vogt, der Präsident, taten das, was sie besser schon viel früher getan hätten: Sie sprachen miteinander, um Differenzen aus dem Weg zu räumen und die jüngste Schlammschlacht zu beenden.
Von einem „Gespräch unter Männern“ berichtete Vogt kurz vor dem Anpfiff auf Twitter, während Hitzslperger zeitgleich seine Zuversicht zum Ausdruck brachte, „dass wir die anstehenden Aufgaben im Sinne des VfB lösen“. Versöhnliche Töne also, nachdem Hitzlsperger kurz vor Neujahr schwerste Vorwürfe gegenüber Vogt erhoben und seine eigene Kandidatur für das Präsidentenamt angekündigt hatte. Offen bleibt vorerst, ob er an diesem Vorhaben auch weiterhin festhält.
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Fast hätte man angesichts der Turbulenzen in den vergangenen Tagen vergessen können, dass das Kerngeschäft des VfB der Fußball ist – zur Nebensache war in der öffentlichen Wahrnehmung das Heimspiel gegen RB Leipzig geworden. Pünktlich um 20.30 Uhr am Samstagabend war die Bühne dann aber wieder frei für die Hauptdarsteller in kurzen Hosen. Die Vorlage ihrer Chefs konnten sie aber nicht nutzen – eine Nummer zu groß war für den Aufsteiger der Champions-League-Teilnehmer aus Leipzig. Mit 0:1 (0:0) unterlag der VfB im eigenen Stadion, wartet damit auch weiterhin auf den ersten Heimsieg und hatte es dem bärenstarken Torhüter Gregor Kobel zu verdanken, dass die Niederlage nicht deutlich höher ausfiel. „Leipzig ist die beste Mannschaft, gegen die wir bislang gespielt haben“, sagte VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo, „da müssen wir nicht allzu unglücklich sein.“
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Im Duell mit seinem früheren Lehrmeister bei der TSG Hoffenheim, RB-Trainer Julian Nagelsmann, hatte sich Matarazzo für eine mutige Aufstellung entschieden und neben Mittelstürmer Sasa Kalajdzic auch Nicolas Gonzalez in die Startelf beordert. Doch kam die junge VfB-Mannschaft diesmal kaum dazu, ihre Offensivstärken zur Geltung zu bringen, mit denen sie im alten Jahr das Starensemble Borussia Dortmund beim 5:1-Auswärtssieg geradezu überrollt hatte. Zu dominant waren die Gäste aus Sachsen, zu abgeklärt, zu ballsicher und zu gut organisiert. „Wir hatten das Herz am rechten Fleck und haben völlig verdient gewonnen“, sagte Julian Nagelsmann.
Schon nach drei Minuten wäre RB beinahe in Führung gegangen: Prächtig reagiert Kobel beim Volleyschuss des Spaniers Angelino – die erste von mehreren Topparaden des VfB-Torhüters aus der Schweiz, der sich auch vom Elfmeterpunkt nicht bezwingen ließ: Mit dem rechten Fuß wehrte Kobel den Schuss von Emil Forsberg ab (23.), nachdem der Schwede zuvor im Zweikampf mit Pascal Stenzel zwar nicht gefoult worden, dafür aber zu Boden gegangen war.
VfB-Torwart Gregor Kobel zeigt eine überragende Leistung
Auch nach der Pause war es immer wieder Kobel, der sein Team bei einer Vielzahl von Leipziger Chancen vor möglichen Gegentreffern bewahrte. Nur einmal war auch der überragende VfB-Keeper chancenlos: Eine Angelino-Flanke von links verlängerte Stenzel mit dem Kopf unglücklich an den rechten Pfosten, wo der spanische Stürmer Dani Olmo aus kurzer Distanz zur überfälligen 1:0-Führung vollendete (67.). „So ein Spiel macht einem Torhüter Spaß – noch schöner wäre es gewesen, wenn wir auch noch einen Punkt geholt hätten. Die Niederlage geht aber in Ordnung“, sagte Kobel.
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RB war die klar bessere Mannschaft, der VfB schaffte es nur ganz selten, strukturiere Angriffe vorzutragen – dennoch wären die Gastgeber fast noch zum schmeichelhaften Ausgleich gekommen: Urplötzlich tauchte der aufgerückte Abwehrspieler Waldemar Anton frei vor dem Leipziger Tor auf – und scheiterte am stark reagierenden Peter Gulacsi (85.). „Wir hätten gerne einen Punkt mitgenommen, aber man muss auch zugeben, dass wir einfach gegen eine absolute Topmannschaft gespielt haben“, sagte VfB-Kapitän Gonzalo Castro nach dem Schlusspfiff.
Erstmals seit dem Aufstieg haben die Stuttgarter nun zwei Bundesliga-Spiele in Folge verloren – die nächste Gelegenheit zu Trendwende folgt am nächsten Sonntag (15.30 Uhr), wenn der VfB beim FC Augsburg gastiert.