Die Diakonieschwesternschaft betreibt acht Pflegeheime. Foto: /Simon Granville

Die Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal bezahlt nur die Mitarbeiter in der Pflege nach einem Tarif, der an den öffentlichen Dienst angelehnt ist, die Service-Kräfte nicht. Die Gewerkschaft Verdi will das ändern.

Herrenberg - Die Gewerkschaft Verdi prangert wieder eine Ungleichbehandlung in der Pflege an. Diesmal ist es die Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal, mit ihren 700 Mitarbeitern, die neben anderen Diensten acht Pflegeheime in den Kreisen Böblingen, Ludwigsburg und Calw unterhält.

In der Regel halten sich die kirchlichen Träger von Pflegeheimen und Pflegediensten an die Tarifbestimmungen für den öffentlichen Dienst. Doch vor zehn Jahren, so Marc Kappler, der Stuttgarter Verdi-Sekretär für den Bereich Kirchen, habe die Diakonieschwesternschaft eine Tochter-Gesellschaft gegründet, die DS-Service GmbH, die unterhalb des Tarifs bezahlt. Etwa 100 Mitarbeiter sind dieser Gesellschaft zusammengefasst, oft Küchenpersonal oder Reinigungskräfte, die mit weniger Lohn auskommen müssen, als ihre Kollegen in der Pflege.

Geld fehlt im schmalen Geldbeutel

Nun fehlen diesen Ärmsten der Lohnempfänger weitere 600 Euro im eh schon schmalen Geldbeutel. Der Grund: Im öffentlichen Dienst sowie in den diakonischen Einrichtungen haben sich die Arbeitgeber und Verdi darauf geeinigt, den Mitarbeitern 600 Euro Corona-Prämie zusätzlich zur staatlichen Prämie zu zahlen. Die Mitarbeiter der DS-Service GmbH bekamen nichts. „Wir fordern die Diakonieschwesternschaft auf, die Ungerechtigkeit in der Bezahlung zu beenden“, heißt es in einer Pressemitteilung. die Marc Kappler kürzlich veröffentlich hat.

Bruder Michael Köhler ist der fachliche Vorstand der Diakonieschwesternschaft. Er betont, dass alle 700 Mitarbeiter das Geld der staatlichen Corona-Prämie erhalten hätten, die vom Bund und Land bezahlt worden waren. Nur die 600 Euro extra vom Tarif des öffentlichen Dienstes habe es nicht für alle gegeben.

Reform der Pflegeversicherung

Auch er findet das Gehaltssystem in der Diakonieschwesternschaft nicht optimal, gibt aber zu bedenken, dass das Geld aus der Pflegeversicherung bei Weitem nicht reiche, um die Pflegebedürftigen zu versorgen. Er plädiert für eine große Lösung und damit für eine Reform der Pflegeversicherung, die den diakonischen und karitativen Einrichtungen genug Geld in die Kassen spült, um kostendeckend arbeiten zu können. Denn – so gibt er zu bedenken – alles, „was die Pflege mehr kostet, müssen die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen bezahlen.“

Dennoch scheint es kein unabwendbares Schicksal zu sein, die unteren Lohngruppen zu drücken. Die katholische Stiftung Liebenau mit Sitz in Meckenbeuren, die drei Pflegeeinrichtungen im Kreis Böblingen betreibt, hat erst kürzlich beschlossen, alle Mitarbeiter nach einem Tarif zu bezahlen, der sich an den öffentlichen Dienst anlehnt.

Auch das Deutsche Rote Kreuz, das die meisten Pflegeheime im Landkreis Böblingen unterhält, bezahlt alle Mitarbeiter nach dem Tarif für den öffentlichen Dienst. „Und zwar ohne Abstriche“, wie der Pressesprecher des Deutschen Roten Kreuzes, Wolfgang Heubach, betont.