Kitakinder brauchen Zuwendung und Fürsorge. In einer Gruppe einer Stuttgarter Kita scheint das ganz und gar nicht der Fall gewesen zu sein (Symbolbild). Foto: picture alliance/dpa/Rolf Vennenbernd

Nach den Vorwürfen gegen zwei Mitarbeiter einer städtischen Kita in Stuttgart-Sillenbuch wegen des Verdachts der Demütigung und der Misshandlung von Kindern hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.

Stuttgart - Im Fall der städtischen Kindertageseinrichtung in Sillenbuch, wo es zu Demütigungen und Misshandlungen von Kindern gekommen sein soll, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart den Eingang einer Anzeige der Stadt bestätigt. Man habe Ermittlungen wegen des „Verdachts der Körperverletzung“ aufgenommen, erklärte Pressestaatsanwalt Heiner Römhild. Üblicherweise ergeht dann ein Ermittlungsauftrag an die Polizei. Gegebenenfalls werde man in der Sache auch Zeugen vernehmen, sagte Römhild.

Wie berichtet, richtet sich der Verdacht gegen eine Kita-Gruppenleiterin und einen Auszubildenden in der Einrichtung. Laut eines anonymen Schreibens, das dieser Zeitung vorliegt, sollen Kinder gezwungen worden sein, den Toilettenboden sowie die Kaffeelöffel der Mitarbeiter abzulecken, man habe den Kindern überdies mit einem Kissen ins Gesicht geschlagen. Zu diesen Details will man sich bei der Stadt nicht äußern, von einigen Vorwürfen habe man erst durch die Veröffentlichung des anonymen Schreibens erfahren.

Die Mitarbeiter wurden zügig freigestellt

Die Stadt hatte bereits vor dem Bekanntwerden des Schreibens gehandelt. Stadtsprecher Sven Matis betonte: Das Jugendamt habe „professionell reagiert“ und „in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzzentrum“ dafür gesorgt, dass der Betrieb in der Sillenbucher Kita gut weiterlaufe. Matis: „Die Kinder sind in guter Betreuung, für sie wird ein Projekt organisiert, mit dem sie das Erlebte aufarbeiten können.“ Man habe in der Sache „umgehend gehandelt“, als sich der Verdacht erhärtet habe, dass durch die mutmaßlichen Vorgänge „das Kindswohl gefährdet war“, so der Stadtsprecher. Die betreffenden Personen seien daraufhin unverzüglich von ihren Aufgaben freigestellt und auch Anzeige erstattet worden. Die fristlose Kündigung der beiden Mitarbeiter, die noch nicht ergangen ist, wird vorbereitet.

Offenbar ist am Sonntag, 3. November, eine Mail von Eltern bei der Leiterin der Kita eingegangen, in der Vorwürfe wegen unpädagogischem und das körperliche Wohl der Kinder beeinträchtigendem Verhalten geäußert wurden. Diese Mail, so heißt es, sei an das Jugendamt weitergeleitet worden. Bereits am Montag, 4. November, sei die im Jugendamt zuständige Bereitsleiterin in der Kita vor Ort gewesen und habe mit Eltern gesprochen. Offenbar sind neun der insgesamt 60 Kinder, die in der Einrichtung betreut werden, betroffen. Anders als in dem anonymen Schreiben behauptet, habe es zuvor keine Hinweise auf ein das Kindswohl gefährdendes Verhalten der Mitarbeiter gegeben, heißt es bei der Stadt. Beide hätten erst kurze Zeit zusammen in der Gruppe gearbeitet.

Informationen beim Elternabend

Die betroffenen Familien wurden unter anderem bei einem Elternabend informiert. „Den Eltern wurde ausführlich das Vorgehen geschildert, einzeln und auch bei einem eigens einberufenen Elternabend“, so Sven Matis. Wichtig sei nun, dass in der Einrichtung „die Ruhe der letzten Woche wieder einkehren kann“. Die Stadt betreibt 180 Einrichtungen der Kindertagesbetreuung, rund 27 200 Kinder sind in diesen angemeldet, 7900 Beschäftigte arbeiten dort. In diesen Einrichtungen wird etwa ein Drittel der Stuttgarter Kita-Kinder betreut.