Audi-Chef Markus Duesmann hält den EU-Termin für das geplante Verbrenner-Aus für sinnvoll. Foto: imago//Frank Hoermann

Die Autohersteller und ihre Kunden brauchen Klarheit beim Verbrennerausstieg. Das sagt nicht etwa ein Ökoaktivist, sondern Audi-Chef Duesmann.

Man tritt Markus Duesmann wohl nicht zu nahe, wenn man in ihm keinen innigen Freund von FDP-Bundesverkehrsminister Volker Wissing vermutet. „Es ist wichtig, dass Klarheit herrscht für die Industrie und ihre Kunden“, betonte der Audi-Chef zur Bilanzvorlage am Firmensitz in Ingolstadt. Autokonzerne und Autokäufer müssten gleichermaßen wissen, wohin sie ihre Investitionen lenken sollen. Für das von Wissing vorerst verhinderte Aus für den Verkauf neuer Verbrenner in der EU von 2035 an hat der Automanager deshalb kein Verständnis. Audi werde 2026 letztmals einen neu entwickelten Verbrenner vom Band rollen und die Produktion dieser Technologie bis 2033 weltweit komplett auslaufen lassen, bekräftigte er bestehende Pläne.

E-Fuels für Bestandsflotten, Elektromobilität für Neuwagen

Seine Branche müsse sich fokussieren. „Wir legen den Schalter um“, versicherte Duesmann mit Blick auf Audi. Er sieht sich damit im VW-Konzern, dem die Marke mit den vier Ringen als Premiumhersteller angehört, als Vorreiter, wovon die anderen Konzernmarken profitieren könnten.

Auch zum Thema E-Fuels, also synthetische Biokraftstoffe für Verbrenner, hat der Audi-Chef eine klare Meinung. „Elektroautos sind Verbrennern mit E-Fuels im Wirkungsgrad klar überlegen“, sagt er. Um die weltweiten Bestandsflotten an Verbrennern klimaneutral betreiben zu können, brauche man aber E-Fuels. Für Neuwagen setzt der Audi-Chef dagegen klar auf die Elektromobilität und die nun anrollende größte Produktoffensive der Konzerngeschichte.

Die Ansprüche sind hoch, der Weg ist weit

„Es wird auch ein Elektro-Einstiegsmodell unterhalb des Audi Q4 e-tron geben“, kündigte er an. Zum genauen Zeitpunkt, Produktionsstandort oder gar Preisen schwieg er sich aber aus. Klar ist, dass Audi noch einen weiten Weg vor sich hat, um alle elektromobilen Ansprüche einzulösen.

Von den 1,6 Millionen Fahrzeugen, die die Ingolstädter 2022 verkauft haben, waren erst 118 000 vollelektrisch. Bei der Konkurrenz von BMW und Mercedes mit jeweils 2,1 Millionen insgesamt abgesetzten Autos waren es 150 000 (Mercedes) und 215 000 (BMW) vollelektrische Stromer. Für den Moment hat BMW also elektrisch die Nase vor Mercedes und noch deutlicher vor Audi.

Das drückte sich im Vorjahr auch im EU-Flottenverbrauch für Neuwagenverkäufe aus. Pro Kilometer kommen die Produkte von Audi dabei auf einen Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid von 121 Gramm. Bei Mercedes sind es 113 Gramm und am wenigsten bei BMW mit 105 Gramm. Was die elektromobile Perspektive angeht, ist dagegen Audi mit dem zweistufigen Verbrenner-Aus 2026 und 2033 am ambitioniertesten. 43 Milliarden Euro wollen die Ingolstädter dafür in den nächsten fünf Jahren investieren.

Hinsichtlich Profitabilität sind sie derzeit der profitabelste der drei deutschen Premiumanbieter. Inklusive des lukrativen China-Geschäfts kommt Audi auf knapp 13 Prozent operative Umsatzrendite. Mercedes und BMW fahren in der Hinsicht gleichauf mit 12,2 Prozent leicht hinterher. 2023 rechnet Audi-Finanzchef Jürgen Rittersberger mit sinkender Marge. Ähnliches gilt für die deutsche Premiumkonkurrenz.

Duesmann: Die Politik ist in der Bringschuld

Weil alle Autobauer davon ausgehen, 2023 wegen verbesserter Lieferketten wieder mehr Autos bauen zu können, müssen sie bei der Produktion nicht mehr ihre jeweiligen Spitzenmodelle bevorzugen. Dieser Effekt hatte im Vorjahr die Renditen bei zugleich sinkenden Gesamtstückzahlen allgemein erhöht. Dieses Jahr normalisiert sich die Lage wieder. Audi will den Absatz 2023 konzernweit inklusive der Marken Bentley und Lamborghini auf 1,8 bis 1,9 Millionen Verkäufe steigern – und damit am stärksten innerhalb des Premiumtrios.

Was den Vormarsch der Elektromobilität angeht, sieht Duesmann gerade die Politik in zwei Punkten noch in einer Bringschuld. Zum einen müsse der Ausbau der Ladeinfrastruktur und erneuerbarer Energien forciert werden. Zum anderen müsse die Politik mithelfen, um die Verfügbarkeit von Rohstoffen zu sichern, die für Hochvolt-Batterien benötigt würden. Dabei dürfe es keine Schnellschüsse geben mit einem Verbot für den Bezug solcher Rohstoffe aus bestimmten Weltregionen.