Wer eine Kokosnuss öffnet, erlebt nicht selten eine böse Überraschung. Foto: Adobe Stock/yakovlevadaria

Die Kontrolleure der baden-württembergischen Lebensmittelüberwachung haben ihren Jahresbericht vorgelegt: Kritik gibt es bei 19 Prozent der untersuchten Proben – aber nur bei 0,3 Prozent der Fälle war die Gesundheit der Verbraucher gefährdet.

Stuttgart - Keiner kann vor den Lebensmittelkontrolleuren sicher sein: Im vergangenen Jahr ist jeder dritte Betrieb in Baden-Württemberg, der mit Lebensmitteln zu tun hat, mindestens einmal überprüft worden. Konkret gab es 121 356 Besuche in 81 124 Betrieben. Untersucht wird überall, vom Acker bis zum Teller, vom Marktstand bis zum Weltkonzern, und längst auch im Onlinehandel. Und die Kontrolleure schauen nicht nur auf Birnen und Möhren, auch Kosmetika stehen im Fokus sowie Schmuck, Kleidung, Spielsachen oder etwa Folien, mit denen Lebensmittel eingepackt werden. Also alles, was den Körper direkt oder indirekt bei Genuss oder Kontakt schädigen könnte. Dies sind die wichtigsten Ergebnisse.

Wie viel ist beanstandet worden?

Bei knapp 41 000 Lebensmitteln und 1750 Weinen sind Proben genommen und analysiert werden. Beanstandet hat die Lebensmittelüberwachung stattliche 19 Prozent aller Proben. Allerdings wurde in weit mehr als der Hälfte der Fälle nur eine falsche Kennzeichnung oder eine irreführende Aufmachung gerügt. Wirklich gesundheitsschädlich waren lediglich 0,3 Prozent der Proben. Verbraucherminister Peter Hauk (CDU) sagte deshalb bei der Vorstellung des Jahresberichts: „Der Standard unserer Überwachung ist sehr hoch.“

Gibt es Ausreißer

Einen kleinen Schwerpunkt haben die Kontrolleure im Jahr 2018 auf Kokosnüsse gelegt – ein großer Teil entpuppte sich als „kulinarische Grausamkeit“, so der Bericht. Jede dritte der 17 Proben war verdorben, das Kokosmark war also verschimmelt oder schleimig. Als problematisch erwiesen sich auch Aprikosenkerne: Alle Proben enthielten mehr Blausäure als es der EU-Grenzwert von 20 Milligramm pro Kilogramm erlaubt. Bei bitteren Kernen wurden sogar 2700 Milligramm gefunden. Er habe kein Verständnis für Händler, die solche Kerne in den Verkehr brächten, sagte Hauk. Enttäuschend fiel auch die Analyse von Bambusbechern aus, die als ökologische Alternative zu Papierbechern angeboten werden. Neun von elf Proben mussten beanstandet werden, weil sie mehr Kunststoffe als erlaubt, etwa Melamin, an den Kaffee abgeben. Hauk sprach deshalb auch von „fraglichen Werbeaussagen der Hersteller“.

Wie sieht es mit Pestiziden aus?

Tatsächlich lässt sich nicht sagen, dass die Lebensmittel, die wir verzehren, völlig frei von Pflanzenschutzmitteln sind. So haben die Kontrolleure 2018 insgesamt 1857 Proben von Obst und Gemüse auf die umstrittene Gruppe der Neonicotinoide hin analysiert. 580 Proben – 31 Prozent – enthielten Rückstände von einem oder mehreren der Stoffe. Allerdings lag der Gehalt nur bei vier Proben über den erlaubten Grenzwerten: bei Granatäpfeln, Auberginen, Koriander und Ingwer. Bei Futtermitteln für Tiere wurde ebenfalls in 31 Prozent der Proben Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. In einem Sonderprogramm haben die Behörden auch nach Glyphosat im Trinkwasser gefahndet. In keiner der 99 Proben konnte das Breitbandherbizid entdeckt werden. Die Landeswasserversorgung hat allerdings in eigenen Untersuchungen immer wieder Glyphosat im Oberflächenwasser gefunden und warnt vor einer langsamen Infiltrierung ins Trinkwasser.

Werden auch Speisekarten geprüft?

Selbst Speisekarten in Restaurants klopfen die Kontrolleure auf vermeintlich falsche Angaben hin ab. So dürfen zum Beispiel nur zwei bestimmte Arten von Krebstieren als Scampi bezeichnet werden – tatsächlich stellte sich bei neun von zehn Proben heraus, dass stattdessen Garnelenschwänze auf dem Teller lagen, die der Wirt als Garnele oder Shrimp hätte titulieren müssen.

Welche Gefahren drohen im Netz?

Die Kontrolleure bestellen mittlerweile gerne auch inkognito im Internet. Vergangenes Jahr lag ein Schwerpunkt auf Kosmetika: Sechs von 26 Bestellungen stellten sich als gesundheitsschädlich heraus, drei Mal erließ das Ministerium sogar eine europaweite Schnellwarnung. Peter Hauk riet jedenfalls davon ab, Kosmetika bei unbekannten Firmen zu kaufen; heimische Unternehmen seien unbedenklich. Sogar chinesische Liquids für E-Zigaretten wurden eingekauft: In einer Probe war der Nikotingehalt elf Mal höher als erlaubt.