Innenminister Reinhold Gall will die Aufklärung zum Ku-Klux-Klan dem NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag überlassen Foto: dpa

Die Türkische Gemeinde will, dass Gall „merkwürdige Zufälle“ im NSU-Komplex aufarbeitet, wie den Tod der NSU-Zeugin und ihres Ex-Freundes Florian H. Sie plant eine Mahnwache vor dem Innenministerium am Mittwoch.

Stuttgart - Innenminister Reinhold Gall (SPD) gerät wegen des NSU-Komplexes unter Druck: Sowohl die Gewerkschaft der Polizei als auch die Türkische Gemeinde Deutschlands verlangten lückenlose Aufklärung. Der Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, Rüdiger Seidenspinner, forderte Gall auf, dem Bericht der Stuttgarter Nachrichten über das Interesse mehrerer Polizisten für den rassistischen Ku Klux Klan (KKK) nachzugehen. „Wenn das stimmen würde, wäre das der absolute Hammer“, sagte Seidenspinner am Dienstag in Stuttgart mit Blick auf die StN-Meldung . „Jedes Kind weiß, was der KKK ist.“ Dienstherr Gall will die Aufklärung zum KKK nun dem NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag überlassen.

Die Türkische Gemeinde will, dass Gall „merkwürdige Zufälle“ im NSU-Komplex aufarbeitet, wie den Tod der NSU-Zeugin und ihres Ex-Freundes Florian H. Sie plant eine Mahnwache vor dem Innenministerium am Mittwoch, zu der sie auch den Ressortchef erwartet. „Es ist nicht die Zeit zu schweigen“, sagte Gökay Sofuoglu, der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland ist. Der Sozialarbeiter aus Stuttgart fügte hinzu: „Das Volk verliert immer mehr Vertrauen in die Politik und Justiz.“

Nach Aussagen des damaligen Klansführers waren bis zu 20 Polizisten daran interessiert, in die rassistische Vereinigung aufgenommen zu werden. Ein damals in Stuttgart eingesetztes Polizistenehepaar stand offenbar unmittelbar vor der Aufnahme in die Gruppe, die sich 2002 auflöste. Der Chef des Geheimbundes merkte ironisch an, er erwäge „eine Ortsgruppe für Polizisten zu eröffnen, sollten es noch mehr werden“.

Bislang ist nur bekannt, dass zwei Polizisten 2002 der rassistischen Gruppe „European White Knights of the Ku Klux Klan“ angehörten. Einer der beiden war der am Mordtag eingeteilte Gruppenführer der 2007 in Heilbronn erschossenen Polizistin Michèle Kiesewetter. Die Bluttat wird dem „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) zugerechnet – so wie auch die Morde an neun türkisch- und griechischstämmigen Kleinunternehmern. Der Klan hatte seinen Mittelpunkt in Schwäbisch Hall.