Der Bau der Wunschtrasse für Radler zwischen Erdmannhausen und Marbach am Neckar (Kreis Ludwigsburg) ist Stand jetzt nicht möglich. Es gibt zwar einen Plan B, doch der hat seine Schwächen.
Rielingshausen wurde vor mehr als 50 Jahren nach Marbach eingemeindet, eine kurze Radwegverbindung zur Kernstadt ist aber bis heute Fehlanzeige. Die bestehende Trasse führt bis kurz vor Erdmannhausen an die Schweißbrücke, ab da gelangt man nur über Umwege weiter nach Marbach. Es sei denn, man setzt den Weg auf der schmalen, leicht bergigen Landesstraße fort, was nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig ist.
Deshalb forcieren das Regierungspräsidium Stuttgart sowie die Anrainerkommunen Erdmannhausen und Marbach seit Jahren den Bau eines neuen Radwegs, um den Lückenschluss herzustellen. Doch Stand jetzt wird sich hierbei die Wunschlösung nicht realisieren lassen.
Am Bahndamm entlang Richtung Marbach
Die favorisierte Trasse ist eigentlich, dass Pedaleure an der Schweißbrücke die Straßenseite wechseln und auf dem bestehenden Radweg gen Erdmannhäuser Bahnhof strampeln. Dort würde man einen Schlenker nach rechts machen und auf einer neuen Verbindung quasi am Bahndamm entlang bis zu der Stelle rollen, an der Autos auf der Landesstraße per Brücke die Gleise überwinden. Die Brücke soll neu gebaut werden, und zwar so, dass „die Radwegführung auch berücksichtigt werden kann“, erklärt Stefanie Paprotka, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums (RP). Das sei sogar fix. „Hierfür ist bereits ein Ingenieurbüro in die Planungen eingestiegen. Auch wurden bereits Baugrunduntersuchungen für den betreffenden Bereich beauftragt und begonnen“, betont Stefanie Paprotka.
Auf der anderen Seite der Brücke können die Radler schließlich auf dem vorhandenen Wegenetz Richtung Marbacher Wohngebiet Kirchenweinberg und dem Bahnhof der Schillerstadt rollen.
Grundstück ist für den Radweg unentbehrlich
Das Teilstück ab der neu zu bauenden Brücke ist auch unstrittig. Doch beim Abschnitt vom Erdmannhäuser Bahnhof bis dahin hakt es. Es fehle ein einziges Grundstück für das Projekt, sagt der Erdmannhäuser Bürgermeister Marcus Kohler. Dieses sei nicht sonderlich groß, aber für die favorisierte Trasse unentbehrlich. Weil das Areal bis dato nicht gesichert werden konnte, „bleibt der Bereich hinter dem Erdmannhäuser Bahnhof bei den Planungen weiterhin außen vor“, stellt RP-Sprecherin Paprotka klar.
„Es sollte ein gemeinsamer Termin mit der Gemeinde Erdmannhausen, dem RP Stuttgart und dem betreffenden Eigentümer stattfinden, leider konnte dieser nicht realisiert werden, da der Grundstückseigentümer sich nicht zu den vorgeschlagenen Terminen zurückgemeldet hat“, erklärt sie. Der Besitzer des Schlüsselareals habe auf eine schriftliche Gesprächseinladung nicht reagiert, bestätigt Marcus Kohler. Er habe zudem über ein Familienmitglied versucht, den Eigentümer anzustupsen. Doch auch diese Bemühungen hätten nicht gefruchtet. Insofern habe man nicht einmal ein Angebot unterbreiten können. „Wir gehen noch einmal auf ihn zu, sehen die Chancen für einen reibungslosen Grunderwerb derzeit allerdings leider weiterhin als gering an“, ergänzt Stefanie Paprotka.
Bürgermeister: keine Reaktion auf Gesprächsangebot
Falls am Ende keine Einigung mit ihm erzielt werden kann, „muss leider ein längerer Weg mit mehr Steigung und einer Führung auf bereits bestehenden Wegen oder auf der Fahrbahn durch das Erdmannhäuser Gewerbegebiet in Kauf genommen werden“, konstatiert sie. Heißt: Vom Erdmannhäuser Bahnhof würde es dann ganz grob bergan durch Wohngebiete zum Gewerbegebiet und weiter bis zur Brücke an der L 1124 gehen. Die gute Nachricht ist, dass das Vorhaben dennoch umgesetzt würde, beteuert Paprotka.
Ein Zeitplan stehe schon. „Da wir aufgrund des Brückenneubaus und der damit verbundenen Sperrung der Bahngleise an feste Termine der Deutschen Bahn gebunden sind, sieht es nach derzeitigem Stand so aus, dass wir im Herbst 2026 mit dem Bau sowohl für den Radweg als auch für das Brückenbauwerk starten können“, verkündet die Pressesprecherin.