Bei unserer Umfrage Heimat-Check zeigt sich eine Zufriedenheit mit dem öffentlichen Nahverkehr in Stuttgart. Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), fordert mehr Engagement beim Ausbau des Angebots.
Matthias Lieb, Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland, setzt bei kurzfristigen ÖPNV-Verbesserungen auf den Bus.
Herr Lieb, ist der Stuttgarter Nahverkehr so gut, wie es das Umfrageergebnis suggeriert, oder sind die Menschen einfach nur sehr leidensfähig?
Das Ergebnis wundert mich nicht. Die Stuttgarter Straßenbahnen waren bis vor Kurzem der Fels in der Brandung. Deren Angebot wurde kontinuierlich ausgebaut, die abgelieferte Leistung war sehr gut. Und wo die Leute in Stuttgart auf die S-Bahn angewiesen sind, etwa im Bereich der Innenstadtstrecke, wird wegen der vielen Linien ein so dichter Takt gefahren, dass einzelne Ausfälle oder Verspätungen nicht so ins Gewicht fallen.
Wo sehen Sie dringenden Nachholbedarf beim Nahverkehr in Stuttgart?
Auffallend ist, dass die Werte dort schlechter werden, wo die Stadtbahnanbindung nur am Rand stattfindet, wie zum Beispiel in Plieningen. Wer umsteigen muss, um etwa in die Innenstadt zu kommen, scheint nicht mehr ganz so zufrieden mit dem Nahverkehr zu sein wie Menschen, die in besser erschlossenen Stadtbezirken wohnen.
Nahverkehrsausbau ist eine langwierige Angelegenheit. Wie lassen sich schnell Verbesserungen erreichen?
Der Bau neuer Schienenstrecken dauert lange, die bestehenden Strecken sind gut ausgelastet. Also geht kurzfristig nur im Busnetz etwas. Es ist nicht angemessen, dass auf den Linien in der Innenstadt immer noch ein 10-Minuten-Takt gilt. Da sollten es höchsten drei bis fünf Minuten Wartezeit sein.
Der Interviewpartner
Matthias Lieb
ist Landesvorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland.