SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel rechnet damit, dass sich das Land im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart 21 zu den Kosten eines verbesserten S-Bahn-Halts am Landesflughafen beteiligt. Foto: dpa

Erneut nehmen die S-21-Projektpartner Anlauf, den gordischen Knoten zu den Plänen rund um den Stuttgarter Flughafen zu lösen. Dazu muss aber die Finanzfrage beantwortet wird. SPD-Mann Schmiedel meint, das sei der Fall. Ob da nicht der Wunsch der Vater des Gedankens ist?

Stuttgart/Berlin - Kurz vor dem Treffen der Projektpartner von Stuttgart 21 zeichnet sich ab, dass das Land doch seine Schatulle für eine bessere Anbindung des Landesflughafens an das Bahnprojekt öffnet. Der SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel zeigte sich überzeugt, dass Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) seine bisherige Ablehnung jeglichen zusätzlichen finanziellen Engagements aufgebe und sich an Mehrkosten für ein drittes Gleis im S-Bahnhof am Terminal beteiligt. „Ich bin froh, dass die Grünen ihre Position „Wir zahlen nichts“ aufgegeben haben“, sagte Schmiedel der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag in Stuttgart.

Hermann ließ aber über einen Sprecher wissen: „Der Kostendeckel gilt.“ Der Verkehrsexperte der Grünen-Fraktion, Andreas Schwarz, betonte, nach dem S-21-Finanzierungsvertrag müsse die Bahn für das Vorhaben den Flughafen leistungsfähig anschließen und das auch finanzieren. „Die Deutsche Bahn kann im Gegenzug von ihr gewünschte Einsparungen an anderer Stelle gegenrechnen.“ Er bezieht sich dabei auf Einsparungen am Abstellbahnhof Untertürkheim in Höhe von 150 Millionen Euro.

Das Land wollte bislang nicht mehr als 930 Millionen Euro zu dem 6,5 Milliarden Euro teuren Vorhaben beisteuern. Das dritte Gleis im S-Bahnhof am Flughafen soll dort den S-Bahn-Verkehr und den Fern- und Regionalverkehr entzerren. Nach Ansicht Schmiedels lässt diese Erweiterung einen dichteren Takt für den S-Bahn-Verkehr zu. Diese Lösung würde höchstwahrscheinlich mit der von der Bahn geplanten Trasse kombiniert.

An diesem Freitag treffen sich Hermann, Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) und Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) bei Bahnvorstand Volker Kefer in Berlin. Auch die CDU und FDP im Landtag verlangten ein zusätzliches Engagement des Landes, das die CDU auf 50 Millionen Euro veranschlagt. CDU-Verkehrsexpertin Nicole Razavi sprach von einem jährlich überschaubaren Betrag im Verhältnis zu den Gesamtkosten. Der FDP-Abgeordnete Jochen Haußmann sagte: „Ich rufe alle Beteiligten auf, sämtliche Eitelkeiten über Bord zu werfen und sachorientiert an einer Lösung zu arbeiten, die Raum lässt für zusätzlichen Schienenverkehr in der Zukunft.“

Schmiedel sieht keine Chance mehr für den Filderbahnhof Plus

Laut Schmiedel handelt sich um einen mittleren zweistelligen Millionen-Betrag für ein drittes Gleis für die Fern- und Regionalzüge. Dieser Betrag könne entweder als Barzuschuss oder über zusätzliche Nahverkehrsbestellungen bei der Bauherrin Bahn erbracht werden.

Schmiedel sieht keine Chance mehr für die Variante einer Station unter der Flughafenstraße für Fern- und Regionalverkehr parallel zum bestehenden S-Bahn-Halt. Dieser sogenannte Filderbahnhof Plus würde nur mit enormer zeitlicher Verzögerung und größerem Flächenverbrauch umgesetzt werden können. Dann müsste man auch wieder darüber streiten, wer die Kosten für die Verzögerung trägt, sagte Schmiedel.

Das dritte Gleis löst aber nicht die Probleme durch den Mischverkehr von Fern- und S-Bahn-Verkehr auf der Zuführung zum S-Bahnhof am Terminal. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen, auf deren Gemarkung der S-Bahnhof liegt, befürchtet erhebliche Störungen der S-Bahn - und wurde in dieser Annahme jüngst von einem überarbeiteten Gutachten der Technischen Universität Dresden erneut bestätigt.

Stuttgart-21-Gegner verweisen auch auf die von den Projektpartnern verworfene, im Filderdialog aber bevorzugte Lösung mit einem Umsteigehalt in Stuttgart-Vaihingen für diejenigen Gäubahn-Reisenden, die zum Flughafen wollen. Sie nähmen dann eine S-Bahn zum Airport; damit wäre der Mischverkehr vom Tisch. Die restlichen Passagiere würden mit der Gäubahn zum unterirdischen Bahnhof im Talkessel weiterfahren können. Schmiedel bezeichnete die Idee als „größtmöglichen Blödsinn“.