Armin Zukic hat einen Lauf – und trifft nun auf seine alten Mannschaftskollegen von Calcio. Foto: Archiv Günter Bergmann

Trotz Negativserie wahrt Calcio vor dem Sindelfingen-Spiel Besonnenheit, auch in den Fällen Bortel und Zukic.

Echterdingen - Es gibt so Spiele, nach denen reichen selbst mehrere Tage nicht, um den Pulsschlag wieder auf Normalmaß zu fahren. Das abenteuerliche 4:4 der Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen am vergangenen Wochenende gegen den Spitzenreiter Rutesheim gehört in diese Kategorie. Wie soll man es mit Abstand sehen? Mit hüpfenden Herzen und Hurra? Schließlich hat die Mannschaft „eine tolle Moral gezeigt und trotz Unterzahl zweimal einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt“, lobt der Trainer Francesco Di Frisco. Oder mit nüchternem Blick auf die flankierenden Fakten? Ebenso wahr ist, dass der Filderclub mittels Abwehrpannen erneut Geschenke verteilt hat, dass er nun bereits seit sechs Partien ohne Sieg ist und dass in der Tabelle weiter nur ein enttäuschender elfter Platz zu Buche steht.

Damit sind bereits alle Vorzeichen für die gleich nächste schwere Aufgabe am morgigen Samstag beim Vierten VfL Sindelfingen benannt. Einerseits ist für Di Frisco eindrucksvoll bewiesen, „dass die Truppe lebt“. Insofern mit Rückenwind ans Werk. Andererseits steigt der Druck, endlich mal wieder als Gewinner vom Platz zu gehen. Sonst droht Calcio ein Überwintern an der Kante zur oder gar in der Abstiegszone – so aberwitzig dies in Anbetracht von ursprünglichen Erwartungen, Kaderpotenzial und bislang ja auch durchaus angedeutetem Leistungsvermögen erscheinen mag.

Der Keeper Bortel darf auch einmal einen schwarzen Tag haben

Immerhin: hätte es bei den Echterdingern zu früheren Zeiten in einer solchen Situation längst intern geknirscht, herrscht aktuell Besonnenheit vor. Dass der Torhüter Henning Bortel die obligatorische Nachbesprechung auf dem Rasen schwänzte und stattdessen direkt nach dem Abpfiff in die Kabine rauschte? Di Frisco sieht es gelassen. Die Tatsache, gleich bei drei Gegentoren gepatzt zu haben, sowie die Kritik einiger Mitspieler hatten offenbar an den Nerven des Keepers gezerrt. „Wir haben uns alle später noch unterhalten. Das ist vergessen und abgehakt“, sagt Di Frisco. Fest steht für ihn: „Der Henning hat uns schon zig Spiele gerettet, da darf auch er mal einen schwarzen Tag erwischen.“

Zwischen den Pfosten, klar, ist Bortel unverändert gesetzt. Außerdem, keine Frage nach seinem Tore-Dreierpack, kehrt Gentian Lekaj aus der ungewohnten Jokerrolle in die Startelf zurück. Auf anderen Positionen haben Di Frisco und sein Trainerpartner Francesco Guerra noch mehr zu tüfteln – zum Beispiel, was den Kapitän Shaban Ismaili betrifft. Der ist mittlerweile zum Mann für alle Fälle geworden. Mal Sechserposition, mal Zehnerposition, mal rechter Verteidiger – und gegen Rutesheim nun plötzlich sogar Sturmspitze. „Er kann alles spielen außer Innenverteidigung“, sagt Di Frisco, dem auch die bisher fehlenden Sascha Häcker und Rene Brunner wieder zur Verfügung stehen.

Die Echterdinger sind gewarnt – auch vor Armin Zukic

Gewarnt sind die Echterdinger vor dem folgenden Gegner allemal. Ganz im Gegensatz zu ihnen hat jener aus zuletzt fünf niederlagenlosen Spielen 13 von 15 möglichen Punkten geholt – und dabei bemerkenswerte 22 Tore erzielt. Vor allem einer hat gerade einen Lauf: Armin Zukic – jener Mann, der bis Juli noch bei Calcio unter Vertrag stand, ehe sich nach nur einer gemeinsamen Saison etwas überraschend die Wege trennten. Nach Anlaufproblemen hatte Zukic eine starke Rückrunde gespielt. „Insgesamt hat er aber nicht so eingeschlagen wie vorgestellt. Zudem sind wir von den finanziellen Vorstellungen her nicht weiter übereingekommen“, sagt Di Frisco.

Unschwer auszumalen, dass auf Sindelfinger Seite morgen einer ganz besonders motiviert auflaufen wird– nämlich um zu beweisen, dass dies ein Fehler war.