Der Torjäger Sascha Häcker (vorne) und dessen Echterdinger Teamkollegen erwischten einen gebrauchten Tag. Foto: Yavuz Dural

Eine abwesend wirkende Calcio-Mannschaft unterliegt dem Außenseiter SSV Ehingen-Süd auf eigenem Platz mit 1:4, wobei vor allem ein Echterdinger Spieler für Unmut sorgt.

Echterdingen - Es gibt so Tage, an denen man sich hinterher fragt, ob es nicht die bessere Entscheidung gewesen wäre, im Bett zu bleiben. Dass er einen solchen erwischt hatte, mag Francesco Di Frisco früh geschwant haben. Erst saß der Trainer auf Ibiza fest. Sein Flieger zurück von einem Geschäftstermin ging mit eineinhalb Stunden Verspätung. Dann schaffte er es im Schweinsgalopp gerade noch so zum Spiel seiner Mannschaft ins Stadion. Und wofür das Ganze? Um schließlich von jener eine ihrer schlechtesten Saisonleistungen zu sehen. So außerplanmäßig Di Friscos Balearen-Trip geendet war, so außerplanmäßig verlief auch der Auftritt auf dem Rasen: Die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen unterlagen am Sonntag dem Abstiegskandidaten SSV Ehingen-Süd zuhause mit 1:4 – was indes nicht das einzige Ärgernis für die Gastgeber bedeutete.

So musste Di Frisco nach dem Abpfiff erst einmal tief Luft holen. Sein Fazit: „Da hat heute gar nix gestimmt bei uns. Zum Zuschauen war es grausam.“ Und das ausgerechnet in der Partie, die sie auf Echterdinger Seite zum Matchball-Spiel deklariert hatten. Mit einem Heimerfolg wäre der Abstand zur Abstiegszone auf zehn Punkte angewachsen – keine Frage, das wäre die Vorentscheidung auf dem erhofften Weg zum frühzeitigen Klassenverbleib gewesen. Stattdessen beträgt das Polster nun nur noch sechs Zähler. „Ärgerlich. Wir hätten das jetzt gern vollends fix gemacht, um Planungssicherheit zu haben“, sagte Di Frisco, dessen Team mit dem Ergebnis allerdings sogar noch gut bedient war.

Di Frisco: „Auf dem Zahnfleisch“

Die Gründe für den Formknick, nachdem zuvor aus sieben Spielen fünf Siege gelungen waren? Meint man es gut mit den Echterdingern, schließt man sich zuvorderst Di Friscos Argumentation vom Substanzverlust an. Nach den vielen Begegnungen von zuletzt und in Anbetracht der angespannten Personalsituation komme „die Truppe gerade auf dem Zahnfleisch daher“. Und in der Tat haben der Coach und sein Partner Francesco Guerra derzeit kaum mehr Wechseloptionen. Die notgedrungene Devise lautet: wer in der Lage ist, auf zwei Füßen geradeaus zu laufen, der spielt.

Wählt man einen kritischeren Ansatz, muss man aber auch konstatieren: Calcio hatte schlicht auch ein Einstellungsproblem. Halbherzig in den Zweikämpfen, schludrig im Abwehrverhalten, unkonzentriert im Aufbauspiel – so stolperten die Echterdinger durch eine Begegnung, in der sie vor allem in der ersten Hälfte den Eindruck erweckten, gedanklich eher auf einer Freibadliegewiese als auf dem Spielfeld zu sein. Symptomatisch die beiden ersten Gegentreffer. Beim 0:1 leitete ein Ballverlust Niko Zalacs einen Ehinger Gegenzug ein, den Samuel Kollmann vollendete. Und beim 1:2 schaute die komplette Calcio-Defensive interessiert zu, was der frühere Ulmer Regionalliga-Kicker Timo Barwan wohl machen wird. Die Antwort: ob des ihm gewährten Freiraums nahm er Maß und drosch die Kugel aus 25 Metern in die Dreiangel. Der 1:1-Ausgleich von Bastian Joas war somit sogleich zunichte gemacht.

Als dann nach der Pause Hannes Pöschl und der eingewechselte Semir Telalovic für die Gäste nach zwei Kontern erhöhten, war die Nummer überhaupt durch – zur Erleichterung des Gästetrainers Michael Bochtler. „Die Punkte tun uns super gut. Aber wir haben es lange unnötig spannend gemacht“, befand der einstige VfB-Profi. Zu notieren waren für die Seinen außerdem: zwei Pfostentreffer, ein wegen eines vorangegangenen Foulspiels aberkanntes Kopfballtor sowie mehrere weitere Großchancen in Durchgang zwei. Zu dem Zeitpunkt freilich gab es für Calcio bereits unstrittig mildernde Umstände anzuführen. Und damit zum angedeuteten personellen Ärgernis des Nachmittags.

Erneut Rot für Pranjic

Josip Pranjic hatte in der 40. Spielminute wegen Schiedsrichterbeleidigung Rot gesehen. Das Filderteam agierte also in Unterzahl. Ein Bärendienst, zumal bei diesen sommerlichen Temperaturen. Und eine Begebenheit, die auch noch ein internes Nachspiel haben könnte, ist der Routinier doch Wiederholungstäter. Schon in der Hinrunde in Ilshofen hatte sein zu loses Mundwerk Pranjic einen Platzverweis eingebracht. „Er hat sich in der Halbzeitpause bei der Mannschaft entschuldigt. Aber mit solchen Aktionen lässt man die anderen im Stich“, knurrte Di Frisco.

Letzteres gilt auch im Hinblick auf die nächste Partie schon am Mittwoch in Tübingen, wo der Sünder nun gesperrt fehlt. Immerhin: zumindest unter einem Aspekt dürfte es für Di Frisco persönlich trotzdem entspannter werden. Er wird wohl kein weiteres Mal vor Beginn im Sprint feinen Zwirn gegen kurze Hosen wechseln müssen, um noch rechtzeitig im passenden Outfit an der Seitenlinie zu stehen.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Zalac (58. Koukos), Paurevic, Ege – Scheuring (61. Lekaj), Ismaili, Pranjic, Vidic – Joas, Häcker (84. Mazza), Bahadir.

SSV Ehingen-Süd:
Gralla – Gnandt (61. Maier), Sameisla, Hess, Kästle – Haas (69. Telalovic), Deiss, Sapina (80. Oliveira), Barwan – Kollmann, Pöschl.