Noch sind der Torjäger Gentian Lekaj und dessen Teamkollegen am Boden. Das soll sich aber am Sonntag ändern. Foto: Archiv Yavuz Dural

Nach dem Debakel beim Tabellenletzten geht es für den Verbandsligisten Calcio um Wiedergutmachung. Allerdings sieht der Trainer auch „eine große Gefahr“.

Echterdingen - Wer den Schaden hat, braucht bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. Zumal nicht in Zeiten der sogenannten sozialen Medien. So mussten die Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen in dieser Woche einiges über sich ergehen lassen. Die Kommentare reichten von den „Deppen der Liga“ über das „Gespött der Liga“ bis hin zu einer Mannschaft, die es wohl nie lernen werde. Wie es halt so ist, wenn man es fertig bringt, beim bis dahin sieglosen Tabellenletzten sang- und klanglos mit 0:4 unterzugehen.

Während der Trainer Francesco Di Frisco und die Seinen sich bemühen, die Lästerstimmen nach dem peinlichen Auftritt in Wangen an sich abperlen zu lassen, gilt es eines freilich Ernst zu nehmen. Von der Saison ist gerade einmal ein Drittel absolviert, und schon stehen die Echterdinger an einem kritischen Punkt. Verschleudert der Filderclub seine Chancen in diesem Spieljahr, bevor jenes überhaupt richtig begonnen hat? Verliert Calcio seine großen Ziele frühzeitig aus den Augen? Und das, da nun am Sonntag ausgerechnet der ursprüngliche große Titelfavorit als nächster Gegner in die Goldäcker kommt – der TSV Essingen, quasi der FC Bayern der Liga. Oder muss es heißen: passenderweise genau jetzt?

Di Frisco: „Ein Zeichen setzen“

Über etwaige Motivationsprobleme braucht sich Di Frisco diesmal jedenfalls keine Gedanken zu machen. „Vergangene Woche hatte ich die deutlich größeren Magenkrämpfe“, sagt der Coach. Aktuell, ist er überzeugt, dass allein der Name des Kontrahenten den eigenen Kickern Beine machen wird. Hinzu kommt, klar, der Wille zur Wiedergutmachung, nachdem „wir gerade ganz tief am Boden sind“, wie Di Frisco sagt. Das unausgesprochene Motto: nun soll der Klassenkrösus als Blitzableiter herhalten. „Wir müssen ein Zeichen setzen“, sagt der Trainer, „a) für uns und b) für die Konkurrenz.“

Andernfalls, das weiß auch er, droht das Unternehmen „Angriff auf die vorderen Tabellenplätze“ zum Rohrkrepierer zu werden. Nicht, weil es an der hierfür nötigen Qualität mangelte. Und auch nicht, weil die Leistungen bisher insgesamt schlecht gewesen wären. Es ist nur so, dass die Echterdinger sich ein ums andere Mal selbst im Weg stehen. Die Zahl der Spiele, die Calcio am Ende wahlweise stöhnend, schimpfend oder hadernd unter der Rubrik „Möglich gewesen wäre mehr“ einsortieren musste, hat inzwischen eine beträchtliche Zahl erreicht. Sie beinhaltet ebenso aus fehlender Kaltschnäuzigkeit resultierende Punktegeschenke (Nagold, Hollenbach, Dorfmerkingen) wie einstellungsbedingte Bruchlandungen (Tübingen, Heiningen und eben Wangen).

Demnach sieht Di Frisco in der anstehenden Partie einerseits die Möglichkeit eines Befreiungsschlags, andererseits im Verbund mit den sich anschließenden kaum leichteren Aufgaben beim Dritten Laupheim und gegen den Zweiten Rutesheim aber auch „eine große Gefahr“. „Wenn wir so spielen wie zuletzt“, ahnt er, „gehen wir aus diesem Programm mit null Punkten raus.“ Und dann wäre nicht Aufstiegskampf, sondern erst einmal Abstiegskampf angesagt – so aberwitzig es in Anbetracht des Kaderpotenzials wirken würde.

Gegner mit drei Ex-Profis verstärkt

Das Beruhigende: auch der aktuelle Gast hat seine Sorgen. Nachdem der Ostalb-Club im Sommer eine Großoffensive auf dem Transfermarkt gestartet hatte, schien der Fall klar: Es kann nur einen Meister geben. Bislang allerdings holpern die vermeintlich Übermächtigen durch ihr Programm. Dem Essinger 3:2-Pokalcoup gegen den Drittligisten Großaspach steht in der Liga ein enttäuschender siebter Platz gegenüber, dies mit bereits sieben Zählern Rückstand auf die Spitze. Der Luxuskader um die neu verpflichteten Ex-Profis Marc Gallego (früher zweite Liga beim FSV Frankfurt), Fabian Weiß (früher zweite Liga in Aalen) und Niklas Weißenberger (früher dritte Liga in Würzburg) will noch nicht richtig in Tritt kommen.

Demgegenüber geht Di Frisco davon aus, dass die angeschlagenen Josip Biljeskovic (Knieprellung), Henning Bortel, Josip Pranjic, Volkan Candan und Rene Brunner (alle starke Erkältung) rechtzeitig zur Partie fit werden. Beschlossen ist bereits, dass der vor Wochenfrist zunächst pausierende Torjäger Gentian Lekaj in die Startelf zurückkehrt.

Vielleicht ja auch, weil er einer der verbliebenen Helden der letztjährigen Begegnung an selber Stätte ist. Seinerzeit schossen Lekaj und Co. den TSV Essingen nach einem schnellen 0:2-Rückstand noch mit 6:4 aus dem Stadion – wonach es damals keine Häme gab, sondern „Ahs“ und „Ohs“.