Ecke Emre Yildizeli, Kopfball Ugur Yilmaz (von links) – so hat es für den SV Bonlanden noch zum insgesamt verdienten Ausgleich ­gereicht. Foto: Yavuz Dural

Obwohl ohne Cheftrainer und ohne fünf Leistungsträger am Start, erreicht der SV Bonlanden im Landesliga-Spitzenspiel ein 1:1. Die spannende Frage: was wird möglich sein, wenn erst einmal die Bestformation zur Verfügung steht?

Bonlanden - Wie die Nachricht im 450 Kilometer entfernten Westfälischen aufgenommen worden ist, ist nicht überliefert. Aber es darf vermutet werden, dass Klaus Kämmerer durchaus zufrieden war mit dem, was ihm sein Assistent Roger Bay am Samstagabend übermittelt hat. Während der Cheftrainer auf einer Fortbildung an der DFB-Sportschule in Kamen-Kaiserau weilte, trotzten seine Fußballer des SV Bonlanden dem SV Ebersbach im Landesliga-Gipfelduell ein 1:1-Unentschieden ab. Den möglichen Sprung an die Tabellenspitze hat die Mannschaft damit zwar verpasst. Doch bot sie nicht nur nach Bays Einschätzung „eine für die widrigen Umstände gute, couragierte Leistung“.

Zur Erläuterung: gefehlt haben außer dem Coach Kämmerer vor allem auch fünf Stammspieler. So wirft sich die Frage auf: Was wird für den amtierenden Vizemeister in dieser Saison erst möglich sein, wenn einmal die Bestformation zur Verfügung steht?

Der Spielfilm

Personalnot hin, Personalnot her – in den ersten 45 Minuten bestimmten entschlossene und kombinationsstarke Bonlandener das Geschehen. Dass in Sascha Häcker (verletzt), Nico Presthofer, Andreas Pottmeyer (beide schulisch/beruflich verhindert), Mike Baradel (Einschulung seiner Tochter) und Alexander Ringger (Urlaub) wie gesagt gleich fünf Leistungsträger nicht dabei waren? Es schien die Betroffenen so sehr zu jucken wie der viel zitierte umfallende Reissack in China.

Das einzige Manko: die Gastgeber nutzten ihre Torchancen nicht. Und das rächte sich nach der Pause. In Durchgang zwei erhöhte der Gegner die Schlagzahl, verließen Bays Kicker ihre Linie. Statt weiter spielerische Lösungen zu suchen, droschen sie die Bälle plötzlich nur noch hoch und weit nach vorn – von wo sie postwendend wie ein Bumerang zurückkamen. Und dann stand es auf einmal 0:1. Nach einem Pass in die Tiefe des Ebersbachers Dominik Breit reklamierte die ausgehebelte Bonlandener Verteidigung auf Abseits. Dumm aber, dass dieser Pfiff nicht kam. Und so hatte Daniel Schmidt freie Bahn zur Gästeführung (57.). Ein Rückstand, auf den die improvisierte Elf der Schwarz-Weißen zunächst keine wirkliche Antwort mehr hatte.

Ob es tatsächlich Abseits war? „Für mich nicht zu sagen“, sagt Bay, „meine Abwehrkette schwört Stein und Bein.“

Der Retter

Zum Bonlandener Glück gibt es aber ja auch noch Standardsituationen – und einen Mann im Aufgebot mit eingebauter Torgarantie. Die längste Zeit der Begegnung hatte Ugur Yilmaz diesmal einen schweren Stand. Dann fiel doch noch der Ausgleich – und der Schütze hieß? Yilmaz, klar. Eine Ecke von Emre Yildizeli, ein energischer Kopfball: das war Saisontreffer Nummer sieben für den 31-Jährigen (79.), womit er in der Schützenliste weiter mit Abstand führt.

Zugleich gewann Yilmaz das aktuelle Ballermann-Duell. Sein Pendant Franco Petruso, Landesliga-Torschützenkönig der Spielzeiten 2013/2014 und 2014/21015, ging leer aus. Er fand zuletzt im stark reagierenden Keeper Luca Wiedmann seinen Meister (90.+2).

Der Gescheiterte

Weniger glücklich wirkte Yilmaz’ Angriffspartner, Nils Schaller. Der Ex-Echterdinger läuft seinerseits weiter dem ersten Punktspieltreffer für seinen neuen Verein hinterher. Und das, obwohl er jenen auf dem Silbertablett serviert bekam. Schaller vergab die Riesenmöglichkeit zur Bonlandener Führung (31.). Vom Youngster Lasse Fröschle in Szene gesetzt, brauchte er den Ball nur noch in leere Tor zu schieben. Doch was geschah? Ein Überlegen, ein Zögern, und am Ende war noch ein Ebersbacher Abwehrbein im Weg.

„Schon da mussten wir uns einfach belohnen“, sagt Bay und fügt nüchtern an: „Im Strafraum mehrere Sekunden Zeit, um zu schießen, das hat man selbst in der Kreisliga nicht.“

Die Zwischenbilanz

Erneut kein Heimsieg. Drittes Spiel vor eigenem Publikum, drittes Remis. So kann man es sehen. Man kann es aber auch so betrachten: Die Bonlandener sind weiter ungeschlagen, sie haben nun zwei Punkte mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der schließlich rauschenden vergangenen Saison. Und sie haben, so Bay, aktuell „den Härtetest gegen den ersten richtigen Gradmesser bestanden“. Und das alles, wohlgemerkt, obwohl die Wunschformation noch kein einziges Mal möglich war.

Muss der Konkurrenz also mulmig werden? Wehe, wenn dieses Ensemble mal in Vollbesetzung ins Rollen kommt? Bay sagt: „Wir wissen, dass wir ein gutes Team haben. Aber wir schauen weiter von Spiel zu Spiel“, folglich nun aufs Duell mit dem gleich nächsten Mitfavoriten am kommenden Freitag in Oberensingen. Auch das dürfte ganz im Sinn des dann wieder anwesenden Chefs Kämmerer sein.

SV Bonlanden:
Wiedmann – Yildizeli (90.+5 Steve Bay), Schilling, Imme, Liebenstein – Fröschle (68. Pein), Steffen Schmidt, Andretti (81. Taubald), Pehlivan – Schaller (61. Savic), Ugur Yilmaz.

SV Ebersbach:
Schurr – Breit, Grünenwald, Grahic, Kanarya – Uluköyli, Baumgartner, Magno (58. Can Yilmaz), Daniel Schmidt (74. Celiktas) – Froschauer, Petruso.