Die neue Regionaldirektorin Nicola Schelling mit Regionalpräsident Thomas Bopp. Foto: Max Kovalenko

Seit zwei Jahren ist der Führungsposten beim Verband Region Stuttgart quasi unbesetzt. Am Mittwoch hat die Regionalversammlung Nicola Schelling zur neuen Regionaldirektorin gewählt – im zweiten Anlauf.

Seit zwei Jahren ist der Führungsposten beim Verband Region Stuttgart quasi unbesetzt. Am Mittwoch hat die Regionalversammlung Nicola Schelling zur neuen Regionaldirektorin gewählt – im zweiten Anlauf.

Stuttgart - Als ihr Vorhaben vollbracht ist, fällt die Anspannung ab. Nicola Schelling hat zwei Auszählungen lang ihre Aufregung kaum verbergen können, hat auf ihrem Stuhl im Zuschauerraum immer wieder die Hände gestreckt – um schließlich tief auszuatmen. Dann kehrt das gewinnende Lächeln in ihr Gesicht zurück. Um 15.08 Uhr verkündet Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) im Schiller-Saal der Liederhalle, dass 44 von 85 anwesenden Regionalräten der parteilosen Schelling ihre Stimme gegeben haben. 39 wählten CDU-Mitglied Matthias Wittlinger, drei enthielten sich. Das war’s. „Ja, ich nehme die Wahl an!“, platzt es aus Schelling, wieder zurück auf dem Podium, förmlich heraus. Und sie fügt ziemlich glaubwürdig hinzu: „Ich freue mich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit!“

Vorausgegangen ist eine spannende Wahl für die Nachfolge der in den Ruhestand versetzten Jeannette Wopperer – obwohl nur zwei anstatt der gewünschten drei Kandidaten antraten. Ein CDU-Bewerber hatte seine Kandidatur dem Vernehmen nach am Montag zurückgezogen, weil die 29-köpfige Fraktion der Christdemokraten nicht garantierte, sich geschlossen für ihn zu entscheiden.

Am Mittwoch macht nun Nicola Schelling den Anfang – und legt mit einer geschliffenen Rede vor. Die verheiratete Juristin, die eine Lehre als Holzmechanikerin vorweisen kann, ist in Stuttgart geboren und seit drei Jahren Leiterin des Referats Europapolitik in der Vertretung des Landes bei der EU in Brüssel. Die 46-Jährige berücksichtigt, dass sich der Regionaldirektor immer wieder den Gemeinderäten der 179 Mitgliedskommunen stellen muss und betont, dass „die politische Kommunikation ins Land hinein bis zu den Kommunen“ schon jetzt ihre Aufgabe sei.

„Verlässlich, stetig und kreativ“ den Ballungsraum weiterbringen

Als Richterin habe sie einst manchen Vergleich geschlossen und traue es sich also jetzt zu, „mit den Bürgermeistern gewinnbringend zusammenzuarbeiten“. Die Landräte, mit denen der Verband zurzeit mal wieder im Streit um die Busverkehre liegt, nennt sie nicht. Sie wolle der Region in Brüssel wie in Bund und Land ein Gesicht geben und mit deren Stärken werben. Und sie wisse wohl, dass „wir die Infrastruktur in der Region noch verbessern können und müssen“. „Verlässlich, stetig und kreativ“ wolle sie den Ballungsraum weiterbringen.

Matthias Wittlinger, der während Schellings Rede vor dem Saal warten muss, präsentiert sich in großen Teilen quasi als Gegenentwurf. Der 41-jährige gebürtige Geislinger, der erst im April als Bürgermeister von Uhingen (Kreis Göppingen) wiedergewählt worden ist, grüßt mit schwäbischem Einschlag erstmal die Gäste aus Uhingen im Saal. Er dankt seiner Familie – bestehend aus Ehefrau und vier Kindern – die seine aufwendige Arbeit und auch diese Bewerbung stets unterstützten. Zur Bewertung seiner Arbeit in seiner neuen Heimatstadt zitiert er aus der Lokalzeitung.

Wittlinger ist ebenfalls Jurist, stellt aber eher seine frühere Tätigkeit als parlamentarischer Berater der CDU-Landtagsfraktion und den Job als Bürgermeister in den Vordergrund. „Ich habe das politische Geschäft von der Pike auf gelernt“, sagt er, der von seiner Frau begleitet wird. Im Spannungsfeld mit dem kommunalen Lager geht Wittlinger auf Schmusekurs: „Ein gutes Verhältnis zu den Landkreisen und Kommunen zu schaffen, wird ein wichtiges Ziel zur Beginn meiner Amtszeit sein“, sagt er. Tatsächlich war die Region im Frühjahr im Streit um den Erlass einer Vorschrift für den Busverkehr noch geneigt, es auf eine Klage ankommen zu lassen. Wittlinger will eher in der Region als außerhalb für die Region werben.

Im ersten Wahlgang verfehlt Nicola Schelling die absolute Mehrheit von 44 Stimmen um eine einzige. Im zweiten Wahlgang, als ihr die einfache Mehrheit reicht, bekommt sie eine Stimme mehr. Im Frühjahr will die Regionaldirektorin ihre Stelle antreten, der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Dann wird die Führungsspitze des Regionalverbands nach langer Zeit wieder komplett sein.