Am 3. Dezember 2013 ist die Welt für Nicola Schelling (rechts) in Ordnung: Da ist sie gerade zur Regionaldirektorin gewählt worden. Foto: Max Kovalenko

Der Kampf um Macht und Einfluss an der Spitze der Region Stuttgart hat jetzt auch den Ältestenrat der Verbandsversammlung beschäftigt. Das Gremium der Fraktionschefs hofft, dass sich der Verbandsvorsitzende Thomas Bopp und Regionaldirektorin Nicola Schelling doch noch zusammenraufen.

Stuttgart - In der Zentrale des Verbandes Region Stuttgart (VRS) in der Kronenstraße ist am Mittwoch kollektives Schweigen angesagt. Der Ältestenrat und die zerstrittenen Führungskräfte haben es sich selbst verordnet, nachdem sie tags zuvor in nichtöffentlicher Sitzung den Machtkampf im Haus erörtert hatten. Man wolle den Schaden für den Verband nicht noch vergrößern, heißt es.

Der Ältestenrat jedenfalls soll sich außerstande gesehen haben, in diesen Machtkampf entscheidend einzugreifen. Alle hätten ihre Beobachtungen und Bewertungen beigetragen. Die Fronten zwischen dem Verbandsvorsitzenden Thomas Bopp (CDU) und der parteilosen Verwaltungschefin Nicola Schelling seien sehr deutlich geworden. Bewegung habe es nicht gegeben. Man wolle „im Gespräch bleiben“. Bopp und Schelling sind nun aufgefordert, das Gespräch zu überdenken und die Voraussetzungen für eine weitere Zusammenarbeit zu schaffen, meint ein Teilnehmer des Gesprächs. Eine Personaldebatte wie vor gut drei Jahren, als es monatelang nur noch darum ging, wie sich der Verband von der resignierten und erkrankten Regionaldirektorin Jeannette Wopperer trennen könnte, möchte man unbedingt vermeiden.

Schwierige Konstruktion an der Spitze

Mehr denn je hadern die Akteure damit, dass der Landesgesetzgeber ihnen so eine Konstruktion bescherte. Gemeint ist die Doppelspitze aus ehrenamtlichem Verbandschef aus der Mitte der gewählten Regionalräte und hauptamtlicher Verwaltungsspitze. Das ist etwas, was es in der Süddeutschen Ratsverfassung und in Baden-Württemberg sonst nicht gebe. Manche Kenner der Problematik würden beschwören, dass der Landtag diese Form wählte, damit der Verband nicht zu stark wird. Aber das Murren hilft nicht – die Region wird weiter damit leben müssen. Nur wie?

Schelling pochte bisher darauf, dass sie den Verband nach innen und außen zu vertreten habe. Dass sie nicht Weisungsempfängerin von Bopp sei. Dass der Vorsitzende nicht eigenmächtig über die Verwaltungsgeschäftsstelle und Räume verfügen dürfe.

Schelling wird mehr Gleichmut empfohlen

Bopp sagte öffentlich nichts, verwies nur darauf, dass er sich als „Dienstvorgesetzter“ nicht über Schelling äußern wolle. Beobachter meinen, Bopp habe in einer einjährigen Interimszeit zwischen Wopperers Abschied und Schellings Dienstantritt das Vakuum ausgefüllt. Er wolle seine Gestaltungsmacht erhalten und sich von Schelling nicht zum bloßen Vorbereiter von Sitzungen und Organisator von Mehrheiten in der Regionalversammlung degradieren lassen.

Viel spricht dafür, dass Schelling in einer Hinsicht deutlich Grenzen aufgezeigt wurden: weil sie Bopp das Recht streitig machte, Mitarbeiter der Verwaltung in ein Besprechungszimmer zu rufen. Bopp sei ein Organ des Verbandes, ist am Mittwoch zu hören, er habe das Recht, mit Mitarbeitern zu reden und auf Konferenzzimmer zurückzugreifen. An dem Punkt wird Schelling mehr Gleichmut empfohlen.

Fraktionen hoffen auf Einigung

Erneut kommt in diesen Tagen der Hinweis, dass sie ihre Rolle im Verband und für den Verband noch finden müsse. Die politische Vertretung, sagen die einen, sehe man weiterhin bei Bopp. Die anderen drängen dem Vernehmen nach darauf, dass die Verwaltung parteipolitisch neutral bleibt und die CDU ihren Führungsanspruch nicht auf die Verwaltungsebene ausdehnt. Noch hofft man allenthalben auf Einigung der völlig Zerstrittenen. Doch Schellings Einschätzung, dass die Situation bezüglich der Arbeitsfähigkeit des Verbandes „ernst“ sei, stimme durchaus.