Ein Distelfalter sitzt auf einem blühenden Sommerflieder. In privaten Gärten und öffentlichen Parks kann viel für die Artenvielfalt getan werden. Foto: dpa/Peter Zimmermann

Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau sieht sich bei Klimaschutz und Ökologie in der Mitverantwortung. Von Verboten hält der Geschäftsführer nichts.

Rasenfläche, Blumenbeet und Gartenzwerg – oder doch Naturgarten und Insektenparadies? Für Reiner Bierig, den Geschäftsführer des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg (Galabau), stellt sich die Frage nicht. Natürlich seien ökologische Themen wichtig. Es gebe aber nicht nur Schwarz und Weiß. Kinder seien ein gutes Argument für mehr Rasen. Der wiederum schließe naturbelassene Blühinseln nicht aus. Man müsse von Fall zu Fall sehen, was möglich und sinnvoll sei, so seine Argumentation.

Darüber zu informieren ist eines der Anliegen des 1975 gegründeten Verbandes mit Sitz in Musberg, in dem momentan 817 Betriebe organisiert sind. Er halte mehr von der Schaffung eines Bewusstseins für Umweltthemen als von Verboten, sagt Bierig. Die Branche sei in dieser Hinsicht und allgemein auf einem guten Weg, wie die Zahlen zeigen: 2022 lag der Gesamtumsatz im Land bei 1,93 Milliarden Euro, 62 Prozent davon seien private Investitionen. Der Garten als erweitertes Wohnzimmer habe Konjunktur – und zunehmend interessierten sich Kunden auch für Themen wie Klimaschutz oder Regenwassermanagement.

Photovoltaik und Dachbegrünung lassen sich kombinieren

Dennoch sieht Bierig eine Menge ungenutztes Potenzial. Teilweise hänge das mit Unwissenheit zusammen. Deshalb arbeitet der Verband an einer Broschüre zum Thema Photovoltaik und Dachbegrünung. Immer noch sei zu wenig bekannt, wie gut sich beides vereinbaren lasse. Ein Pool wiederum könne elegant mit echtem Teichambiente kombiniert werden – und nicht jedes Fußballstadion sei ökologisch nutzlos: Zwar sei der Rasen so angelegt, dass das Wasser schnell ablaufe; in einer tieferen Schicht könne man das wertvolle Nass aber auffangen und speichern, um zu verhindern, dass es direkt versickere. „Das ist ein kleiner Beitrag zur Vorbeugung gegen die zunehmende Trockenheit, wie sie den Landwirten in Frankreich gerade zu schaffen macht“, erklärt der Agraringenieur.

Wasserspeicher, etwa begrünte Dächer, seien auch sinnvoll, um eine Überlastung der Abwasserkanäle zu vermeiden – und damit Überschwemmungen. Leider, räumt Bierig ein, werde bei Bauprojekten oft an ökologischen Aspekten gespart, wenn das Geld ausgehe. Andererseits werde Nachhaltigkeit für Firmen stärker zu einem Teil des Renommees. Beispiel Kärcher: Der Reinigungsgeräte-Hersteller aus Winnenden im Rems-Murr-Kreis erhielt im Jahr 2022 einen Preis für sein Engagement in Sachen Klimaschutz. Ausgezeichnet wurde das 23 000 Quadratmeter umfassende naturnahe Außengelände am Hauptsitz – ein Galabau-Projekt.

Ökologische Expertise

„Wir können nicht davon ausgehen, dass wir künftig keine Flächen mehr für Wohn- und Gewerbegebiete benötigen“, sagt Reiner Bierig. Wichtig sei, umsichtig in die Natur einzugreifen und Ausgleichsflächen zu schaffen. Neben der Gestaltung von Gärten, Park- und Sportanlagen gewännen Themen wie Gebäudebegrünung für die Branche an Bedeutung. Der baden-württembergische Verband hat bei seiner jüngsten Mitgliederversammlung einen Beauftragten für nachhaltiges Wirtschaften im Garten-und Landschaftsbau benannt.

Man wolle die Mitgliedsbetriebe künftig entsprechend schulen, kündigt der Geschäftsführer an. Beitrittsbedingung ist der Nachweis eines Meisters, Ingenieur- oder Techniker-Abschlusses. Landschaftsgärtner ist zwar ein Ausbildungsberuf aber kein geschützter Handwerksberuf. Der Verband steht für fachliche Qualifikation und Know-how. Wer sich an einen Betrieb wende, der das Siegel des Verbandes trage, solle auch ökologische Expertise in Anspruch nehmen können, sagt Bierig.

„Ich möchte niemandem vorschreiben, wie er seinen Garten anzulegen hat. Aber ich möchte umfassende Beratung ermöglichen“, erklärt er. Die Themen reichen von der Verwendung recycelter Materialien bis zum CO2 -neutralen Kunstrasen für Sportvereine, vom Auffangbecken für Regenwasser bis zur Begrünung eines Schrägdachs, wie es Bierig auch bei seinem Haus gemacht hat. „Als wir vor Jahren unser Dach begrünt haben, wurden wir von einigen Leuten gefragt, ob wir nicht Bedenken hätten, dass uns die Wurzeln durch die Decke wachsen“, erzählt er amüsiert. „Auch das zeigt: Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten.“

Der Verband vertritt 817 Fachbetriebe im Land

Verband
Der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg vertritt als Wirtschafts- und Arbeitgeberverband die Interessen der grünen Branche auf Landesebene. Beheimatet ist er im Leinfelden-Echterdinger Ortsteil Musberg.

Mitglieder
Derzeit sind 817 Fachbetriebe, kleine bis mittelständische Firmen, im Verband organisiert. Der Gesamtumsatz der Branche im Land stieg 2022 um fünf Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro. Die Branche hat etwa 14 800 Beschäftigte und bildet derzeit 1397 Jugendliche zu Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtnern aus.