Immer mehr Burschaften distanzieren sich vom Verband Deutsche Burschenschaft. Jetzt ist die Stuttgarter Ghibellinia ausgetreten (Symbolbild). Foto: dpa

Mit der Stuttgarter Ghibellinia ist eine weitere reformorientierte Burschenschaft aus dem Verband Deutsche Burschenschaft (DB) ausgetreten. „Die Verbandsziele stehen nicht mehr im Einklang mit den Vorstellungen der Stuttgarter Verbindung“, sagte ein Sprecher.

Stuttgart - Mit der Stuttgarter Ghibellinia ist eine weitere reformorientierte Burschenschaft aus dem Verband Deutsche Burschenschaft (DB) ausgetreten. „Die Verbandsziele stehen nicht mehr im Einklang mit den Vorstellungen der Stuttgarter Verbindung“, sagte ein Sprecher am Montagabend. Für einen Austritt aus dem Dachverband habe der Bundesconvent, das höchste Gremium der Stuttgarter Burschenschaft Ghibellinia, am 9. Februar 2012 mit sehr großer Mehrheit gestimmt.

Der liberale Flügel kritisiert seit Jahren die rechtslastige Ausrichtung des Verbandes, der von der ultrakonservativen Burschenschaftlichen Gemeinschaft dominiert wird. Damit muss die traditionsreiche Deutsche Burschenschaft innerhalb von 18 Jahren die zweite Spaltung hinnehmen. 1996 hatten ihr etliche Bünde den Rücken gekehrt und sich zur Neuen Deutschen Burschenschaft mit etwa 20 Mitgliedern zusammengetan. Einer der Streitpunkte damals war die Aufnahme von Kriegsdienstverweigerern.

Bekenntnis zur "freiheitlichen und demokratischen Grundordnung"

Die Mitglieder der Burschenschaft Ghibellinia bekennen sich in einer Pressemitteilung zu den Menschenrechten, zur persönlichen und akademischen Freiheit und zu den grundlegenden Rechten jedes Einzelnen, sowie dessen Pflichten gegenüber der Gesellschaft. „Durch unser Bekenntnis zur freiheitlichen und demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland distanzieren wir uns von jedweden extremistischen politischen Ansichten innerhalb und außerhalb der Deutschen Burschenschaft“, sagte der Sprecher weiter.

In den vergangenen Jahren habe die Mehrheit der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft wiederholt gezeigt, dass ihrerseits weder ein Interesse an Reformen, noch an einer klaren Abgrenzung zu offen rassistischen, verfassungsfeindlichen und nationalsozialistisch geprägten Handlungen und Positionen bestehe. „Vielmehr verzehrte sich der Verband in rückwärtsgewandten Diskussionen und in seinen inneren Unstimmigkeiten, die ihn zunehmend handlungsunfähiger werden ließen“, sagte der Vorsitzende des Altherrenverbandes, Hubert Grosser. Nach seinen Angaben haben seit dem außerordentlichen Burschentag in Stuttgart Ende November allein in Baden-Württemberg 16 von deutschlandweit 111 Burschenschaften mit geschätzt 10.000 Mitgliedern den Dachverband verlassen.

Beim nächsten Burschentag in Eisenach sollen noch offene Fragen innerhalb des Dachverbandes gelöst werden. Dazu gehört eine Entscheidung über die Deutschstämmigkeit als Aufnahmekriterium in eine Burschenschaft. Mit dem Thema befasst sich derzeit eine Kommission der Burschenschaften. Bis dahin gilt die Regelung aus dem Jahr 1971, wonach in eine Burschenschaft „männliche Studierende an Hochschulen, die Deutsche sind“ aufgenommen werden können.