Die Teilnehmer der inklusiven Tanzperformance „Tanz der Schönheit“ bei einer Probe in der Waiblinger Michaelskirche. Zu sehen ist die Aufführung im Rahmen der Reihe „Inklusion ohne Grenzen“ am 9. März. Foto: Horst Rudel

„Inklusion ohne Grenzen“ verspricht eine Reihe des Kirchenbezirks Waiblingen. Dabei sollen Konzerte, Gesprächsrunden, Gottesdienste und Tanzperformances Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenbringen.

Waiblingen - Es braucht tatsächliche Begegnungen, davon ist Matthias Wagner überzeugt. „Bei der Inklusion kann man nur dadurch weiterkommen und so langfristig eine Veränderung im Umgang miteinander erreichen“, sagt der Waiblinger Diakoniepfarrer. Und räumt ein: „Die Kirche muss sich da auch an die eigene Nase fassen.“ Das fange bei der fehlenden Behinderten-Toilette in der Kirche an und gehe weiter mit einer schlechten Beleuchtung, mieser Akustik und einer komplizierten Sprache im Gottesdienst. So manches müsse sich verändern, „aber das muss man sich oft hart erkämpfen. “

Auf Praxis statt Theorie, auf das Reden miteinander statt übereinander, setzt eine Veranstaltungsreihe, die Matthias Wagner gemeinsam mit einigen Mitstreitern ins Laufen gebracht hat. Unter dem Titel „Inklusion ohne Grenzen“ gibt es vom 9. bis zum 18. März im Kirchenbezirk Waiblingen viele Gelegenheiten zu Begegnungen mit anderen Menschen – auch mit Menschen, deren Lebensweg sich sonst eher nicht mit dem eigenen kreuzen würde. Die Vorschläge fürs Programm haben Kirchengemeinden und verschiedene Inklusionsgruppen eingereicht.

Der Pantomime Jomi kommt

Das Motto aller 27 Veranstaltungen sei „Inklusion ohne Exklusion“, sagt Wagner. Sprich: die Macher wollen nicht ausschließlich Menschen mit Behinderungen in den Fokus rücken, sondern auch andere benachteiligte Personen. So kann man etwa am 16. März in Waiblingen-Beinstein bei Theater, Musik und Fotos ehemals Wohnungslosen begegnen, am 18. März einen Gottesdienst mit der Gehörlosengemeinde Schwaikheim und dem international bekannten Pantomimen Jomi erleben oder im Café International am Nachmittag des 11. März in Korb Menschen kennen lernen, die aus aller Herren Länder stammen, von wo sie zum Teil geflüchtet sind. Auch bei einem Begegnungsabend in Winnenden am 14. März gehören Geflüchtete zu den Teilnehmern, zusammen mit dem Männerkreis der Kirchengemeinde Winnenden.

Bei einem Gottesdienst am 11. März praktiziert die Diakonie Stetten „Inklusion andersrum“, wie es Matthias Wagner formuliert: In der Stettener Schlosskirche tritt dann ein junger Stuttgarter Chor auf, der auch Menschen von außerhalb in die Einrichtung locken soll.

Anmelden muss man sich lediglich für eine Veranstaltung, die am 16. März im Klinikum Schloss Winnenden stattfindet. Das Thema an diesem Nachmittag ist die Frage: „Hilft Psychiatrie – und wenn ja, wie?“ Zwischen 16 und 18 Uhr gibt es neben einem Rundgang durch die Klinik auch die Chance auf einen Austausch mit Mitarbeitern und Menschen mit Psychiatrieerfahrung. Anmelden kann man sich bis 9. März bei Pfarrer Andreas Gruhn (0 71 95/900 25 47, E-Mail: Andreas.Gruhn@elkw.de).

Konzerte und Performances

Weitere Highlights sind eine Tanzperformance mit dem Titel „Tanz mit der Schönheit“ für Menschen mit und ohne Behinderung in der Michaelskirche Waiblingen am 9. März und eine Aufführung in der Winnender Schlosskirche, bei der am Abend des 16. März unter dem Motto „Menschen tanzen“ Einheimische und Geflüchtete gemeinsam auftreten. Eine große Veranstaltung ist auch das Konzert der Vertigo Big Band des städtischen Orchesters Waiblingen am 18. März, bei dem die Band Groove Inclusion mit von der Partie ist. Diese Veranstaltung ist kostenpflichtig, Karten kosten 15 Euro, ermäßigt acht Euro.

„Ich bin sehr zufrieden“, sagt Matthias Wagner über das Programm. Allerdings habe er Rückmeldung bekommen, dass man dieses noch weiter hätte fassen können: „Einschränkungen durch das Alter haben wir diesmal nicht berücksichtigt. Aber das wäre ein Aspekt für eine weitere Reihe.“ Das komplette Programm findet man hier.

Grenzenlose Inklusion

Organisatoren: Ein Lenkungskreis hat „Inklusion ohne Grenzen“ entwickelt, zu diesem gehören neben Matthias Wagner die Pfarrerinnen Nancy Bullard-Werner und Anne-Dorothee Koch, der Diakon Traugott Ziwich und Monika Deyle von der Paulinenpflege. Der Eintritt ist – bis auf das Konzert am 18. März - frei.

Finanzierung: Die Veranstaltungsreihe wird mit Geld aus dem Fonds „Inklusion leben“ der Landeskirche und des Diakonischen Werks finanziert. Noch bis Ende 2020 können Fördermittel aus dem Fonds beantragt werden.

Projekte: Bereits geförderte Projekte im Land sind neben der Waiblinger Reihe etwa eine Assistenz für eine Konfirmandin mit Behinderungen, ein Tanzprojekt für Jugendliche mit Behinderung, Migrations- oder Fluchthintergrund, die Förderung Ehrenamtlicher in der Suchthilfe, ein Fahrdienst für ältere Menschen, aber auch mobile induktive Höranlagen für Kirchen.