Nicht jeder kann oder will die Weihnachtsfeiertage im Kreise seiner Liebsten verbringen. Auf den Fildern und in der Umgebung gibt es an Heiligabend Angebote gegen die Einsamkeit und das Gefühl des Alleingelassenwerdens. Hier ein Überblick.
Weihnachten – das Fest der Liebe, des Zusammenkommens. Die Feiertage im Dezember sind mit besonders hohen Erwartungen verknüpft: ein reichlich gedeckter Tisch, Geschenke unterm Weihnachtsbaum – aber vor allem viele gesellige Stunden im gemütlichen Zuhause.
Besonders schwierig können die anstehenden Feiertage daher für die Menschen sein, die das Weihnachtsfest nicht mit ihrer Familie oder Freunden verbringen können oder wollen. Vor allem Seniorinnen und Senioren sind von Einsamkeit betroffen. Die Gründe hierfür können vielfältig sein: etwa der Verlust von Angehörigen, Krankheit oder auch eine zu große Entfernung zu den Liebsten. Auch für Geschiedene, Arbeitslose und Menschen mit niedrigem Schulabschluss ist Einsamkeit oft ein Problem. Eine Studie aus dem Fachblatt „BMC Psychiatry“ zeigt, dass drei Prozent der Deutschen zwischen 14 und 75 Jahren Weihnachten alleine zu Hause verbringen. Hochgerechnet sind das etwa 2,4 Millionen Menschen, die nicht im Kreise ihrer Liebsten feiern. Allerdings sind an den eigentlich funkelnden Festtagen nicht mehr Menschen allein als an jedem anderen Tag im Jahr – sie fühlen sich nur deutlich einsamer, wie eine andere Studie zeigt.
Um gegen diese Einsamkeit und das Gefühl des Alleingelassenwerdens anzukämpfen, veranstalten verschiedene Vereine, Organisationen und Gaststätten Veranstaltungen an den Weihnachtsfeiertagen. Auch auf den Fildern und in der Umgebung gibt es Angebote.
Der Treffpunkt Impuls in Leinfelden-Echterdingen lädt an Heiligabend von 15 bis 18.30 Uhr in die Zehntscheuer zum gemütlichen Beisammensein ein. In den vergangenen Jahren haben Ehrenamtliche ein Festessen für Menschen, die den 24. Dezember ansonsten alleine hätten verbringen müssen, ausgerichtet. Allerdings habe man in diesem Jahr keine freiwilligen Helfer gefunden. Die Treffpunktleiterin Verena Schöneberg hat sich deshalb mit ihrem Partner dazu entschieden, selbst etwas gegen die Einsamkeit an Weihachten zu unternehmen. Durch die finanzielle Unterstützung der Elfriede-Frank-Stiftung kann in diesem Jahr ein mehrgängiges Menü für acht Euro pro Person angeboten werden. Eine Besonderheit in diesem Jahr ist das Schrottwichteln. Wer möchte, kann als kleines Geschenk etwas Altes oder Gebrauchtes mitbringen. Eine Anmeldung ist bis zum 17. Dezember unter Telefon 0711/160 03 08 oder 0711/1600662 erforderlich.
Zur gemeinsamen Heiligabendfeier lädt auch das Begegnungs- und Servicezentrum Salzäcker der AWO im Stadtteil Fasanenhof in Möhringen ein. Ab 15 Uhr gibt es am 24. Dezember Kaffee und weihnachtliches Gebäck. Anschließend wird der Abend mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Die Kosten für die Feier betragen pro Person 15 Euro. Da die Platzzahl begrenzt ist, ist eine Anmeldung erforderlich. Diese kann entweder unter der Telefonnummer 0711/69396862 oder direkt im Begegnungs- und Servicezentrum Salzäcker in der Widmaierstraße 137 vorgenommen werden.
Weihnachtsessen in Leinfelden-Echterdingen
Ganz nach dem Motto „Gemeinsam ist Weihnachten noch schöner“ lädt die Ortsgruppe Bonlanden des Schwäbischen Albvereins an Heiligabend in die weihnachtlich geschmückte Kelter in der Unterdorfstraße 100 ein. Bei wohliger Wärme am Kachelofen warten auf die Besucherinnen und Besucher zwei herzhafte Gerichte – eines davon vegetarisch. Außerdem gibt es Geschichten und weihnachtliche Musik zum Mitsingen. Die Veranstaltung am 24. Dezember beginnt um 18 Uhr. Interessierte müssen sich unter der Telefonnummer 07127/9547788 oder per Mail an Anmeldung@sav-bonlanden.de. für die Veranstaltung anmelden.
Saitenwürstle und Kartoffelsalat im „Anker“ und „Momente der Nähe“ in Kirchheim
Wortwörtlich einen Anker für einsame Menschen bietet auch eine Gaststätte im Ortsteil Bernhausen in Filderstadt. Das Restaurant „Anker“ öffnet seine Türen in der Nürtinger Straße 69 sowohl an Heiligabend als auch am ersten Weihnachtsfeiertag ab 16 Uhr. Für die Wirtin Silvia Forlano und ihre Familie hat der Weihnachtsabend in der eigenen Gaststätte längst Tradition, für viele Ortsansässige ebenso. Um ihre Mitarbeiter zu entlasten, bietet Silvia Forlano am 24. Dezember eine abgespeckte Speisekarte. Neben den üblichen Getränken gibt es den schwäbischen Klassiker: Saitenwürstle und Kartoffelsalat sowie eine warme Kartoffelsuppe. Die Gäste, die den Heiligabend im Anker verbringen, seien bunt gemischt. Familien kommen, auch Teile der Belegschaft, ebenso wie Junggesellen und Einsame. Manche zum Essen, manche für einen Glühwein nach der Bescherung. Einige auch, um Weggezogene auf Heimatbesuch zu treffen.
Die Hilfsorganisation der Malteser hat unter dem Motto „Momente der Nähe“ bereits in der Vorweihnachtszeit in ganz Baden-Württemberg mit verschiedenen Veranstaltungen ein Zeichen gegen Armut und Einsamkeit gesetzt. Doch auch am 24. Dezember ist noch nicht Schluss. Denn dann laden die Malteser in Kirchheim unter Teck Senioren, die etwa keine Angehörigen mehr haben, zum gemeinsamen weihnachtlichen Essen, Singen und Feiern in die Hans-Böckler-Straße 1 in Kirchheim ein.
Im Treffpunkt Stadtmitte in Wendlingen finden Menschen, die alleine sind, an Heiligabend ebenfalls Gleichgesinnte. Organisiert wird der Weihnachtsabend von der Gruppe „Wendlingen mit Rat und Tat“, einem Team von Ehrenamtlichen aus unterschiedlichen Institutionen. Von 15.30 bis 19.30 Uhr gibt es Kaffee, Plätzchen, Hefezopf und Kuchen. Die Gäste können sich außerdem auf musikalische Darbietungen, gemeinsames Singen und eine Weihnachtsgeschichte freuen. Zum Abschluss werden Saitenwürstchen und Kartoffelsalat serviert. Die Teilnahme ist kostenlos, doch die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmelden kann man sich telefonisch unter der Nummer 07024 / 943210 oder per Mail an neu@wendlingen.de.
Auch junge Leute sind von Einsamkeit an Weihnachten betroffen
Soziale Medien
Die Online-Plattform „Keine(r) bleibt allein“ vermittelt vor allem junge Menschen, die sich einsam fühlen, auf sozialen Netzwerken untereinander und bringt sie in der Weihnachtszeit zusammen. Bereits 2016 entstand die Aktion aus einem Hashtag mit dem Ziel, Menschen, die sich an Weihnachten einsam fühlten, zusammenzubringen. Der Mannheimer Projekt-Initiator Christian Fein entwickelte die Aktion schließlich immer weiter. Heute kann man sich via Direktnachricht auf Instagram oder Facebook-Messenger anmelden und sich an Menschen, die an Weihnachten ebenfalls Anschluss suchen, vermitteln lassen. Die Aktion gilt für den gesamten deutschsprachigen Raum, bringt aber Menschen aus derselben Stadt oder Region zusammen. Die Teilnehmenden können dann selbst entscheiden, ob, wie und wo sie sich treffen. Mehr Informationen gibt es unter: www.keinerbleibtallein.net
Telefonseelsorge
Wer an Weihnachten zuhause bleiben muss oder möchte, sich aber trotzdem nach einem Gegenüber sehnt und dringend reden möchte, kann sich anonym – auch an den Feiertagen – an die Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 08 00 / 1 11 01 11 wenden.