Ein persönlicher Kontakt zum Hausarzt ist für viele Patienten wichtig. Foto: dpa

Auf dem Land finden immer mehr Mediziner keinen Nachfolger – eine Veranstaltung soll den Blick für Fördermöglichkeiten für neue Praxen weiten.

Murrhardt - Wenn Peter Krubasik als Arzt aufhört, geht in seiner Gemeinde Eschach im Ostalbkreis eine Epoche zu Ende. 38 Jahre lang hat der Hausarzt gemeinsam mit seiner Frau Inge in dem Dorf am Ostrand des Schwäbischen Waldes eine Hausarztpraxis betrieben. Er sei sehr gerne Arzt gewesen und habe deshalb auch über die Altersgrenze hinaus gearbeitet, sagt der 70-Jährige. Doch nun muss sich Krubasik nach einem Nachfolger umtun und darüber wird er an diesem Donnerstag neben anderen Rednern in der Murrhardter Festhalle sprechen. In einer Veranstaltung, die um 19 Uhr beginnt und mit „Ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“ überschrieben ist.

In vielen Kommunen des Schwäbischen Waldes stelle sich die Nachfolgerfrage bei den Ärzten, sagen die Organisatorinnen Julia Bär und Jessica Welz, die gemeinsam mit Klaus Rinkel vom Hartmannbund die Veranstaltung auf die Beine gestellt haben. Sie wünschen sich im Publikum daher nicht nur viele Mediziner, sondern auch Akteure aus der Kommunalpolitik, die Fördergelder nutzen möchten, um neue Arztpraxen oder gar Ärztehäuser zu ermöglichen.

Zwei EU-Fachfrauen helfen

Bär und Welz arbeiten beide in der Förderstelle für das EU-Projekt Leader im Murrhardter Rathaus – ein Programm, das zum Ziel hat, den ländlichen Raum mit EU-Mitteln gezielt zu verbessern. Die Geografin und die Betriebswirtin wünschen sich nicht nur eine rege Diskussion im Anschluss an die Vorträge, sondern viele Rückmeldungen im Nachgang der Veranstaltung. Knappe drei Jahre wird die Leader-Geschäftsstelle in Murrhardt noch bestehen, so lange haben die dortigen Kommunen noch Zeit, die Hilfe der beiden Fachfrauen beim Stellen von Förderanträgen in Anspruch zu nehmen. Ein Patentrezept für die Kommunen gebe es freilich nicht, sagt Julia Bär. Manche wünschten sich vielleicht eine neu eingerichtete Praxis, andere hofften auf ein Ärztehaus, in dem sich auch Fachärzte niederlassen könnten. Das Beste sei es, Ideen aufzugreifen, die es vielleicht schon gebe, die aber noch mehr Unterstützung bedürften, um zur Reife zu kommen, sagt Julia Bär.

Bis zu 60 000 Euro Zuschuss

Peter Krubasik wird auch über die Fördermöglichkeiten sprechen, die die Kassenärztliche Vereinigung zur Verfügung stellt. Zwischen 40 000 und 60 000 Euro stünden demnach als Zuschuss für jeden jungen Kollegen zur Verfügung, der sich im Schwäbischen Wald niederlasse. Die Mittel werden locker gemacht, weil der Mangel schon in wenigen Jahren greifbar sein wird. In einer weiteren Praxis nahe Eschach stelle sich die Nachfolgerfrage in den kommenden zwei bis drei Jahren, in drei weiteren Praxen in den kommenden sechs bis acht Jahren, sagt Krubasik.

Auf dem Land hat Krubasik als Arzt immer mit Überzeugung gearbeitet. Man kenne seine Patienten einfach besser, zudem habe er den Vorteil, ein sehr treues und verlässliches Personal zu haben, sagt der Landarzt. Ein weiterer Pluspunkt sei gewesen, dass er sich die Praxis mit seiner Frau habe teilen können. Und die Zahl der Notdienste, die viele junge Ärzte vom Gang auf das Land abschreckten, habe spürbar nachgelassen. Die Zeit, in der Ärzte alle drei bis vier Wochen am Wochenende für Notdienste zur Verfügung hätten stehen müssen, seien vorbei.