Das Rathaus ist wieder einer der Schauplätze der Nachtschicht Kunst. Foto: Werner Kuhnle

Vier Jahre nach dem letzten Event wird die Nachtschicht Kunst in Marbach im September wieder stattfinden. Es könnte aber das letzte Mal gewesen sein . . .

Welchen Wert hat die Kultur in Marbach überhaupt noch? Das ist die Frage, die Mark Scheuerle angesichts der jüngsten Debatte um das Thema in den Raum wirft. Dass das Friedrich-Schiller-Gymnasium kürzlich seine Musical-Aufführung nicht in Marbach sondern stattdessen in Ludwigsburg auf die Bühne brachte, sorgte für Gesprächsstoff. Der Grund dafür war nämlich, dass die Karlskaserne günstiger zu haben war, als die Stadthalle in Marbach.

Die braucht der Kulturverein Südlich vom Ochsen, in dessen Vorstand Mark Scheuerle seit Jahren ist, für sein nächstes großes Vorhaben zum Glück nicht. Seit 1999 stellt der Verein zahlreiche kulturelle Veranstaltungen in der Stadt auf die Beine: Vor allem sind es eigene Theaterproduktionen und Produktionen befreundeter Vereine, die Südlich vom Ochsen auf und über die Bühne bringt, aber auch die Nachtschicht Kunst – ein Event, bei dem Kunst- und Kulturschaffende aller Couleur in Marbach ihre Ateliers für das interessierte Publikum öffnen können.

Entstanden ist jedes Mal – 2016, 2017 und zuletzt 2019 – ein bunter Abend und eine ebensolche Nacht mit vielfältigen Einblicken in die Marbacher Kunst- und Kultur-Szene. Dabei wird auch dieses Mal der Kunstbegriff wieder bewusst weit gefächert sein und von bildender Kunst bis hin zur Musik gehen. Auch der Termin für das Event steht schon fest, es ist Samstag, 9. September. Zwischen 19 und 23 Uhr werden rund 15  Locations in der Marbacher Altstadt geöffnet haben. Die Besucher wandeln von einem zum nächsten und bleiben, wo es ihnen gefällt, ziehen weiter, lassen sich inspirieren.

Bildende Kunst, Schmuck und mehr

Zum Beispiel im Schlosskeller, wo Nadja Muckle und Gabi Glock ihre Bilder zeigen. Sie haben während der Coronapandemie mit dem Malen begonnen und sind dementsprechend erstmals bei der Nachtschicht Kunst dabei. Oder bei Tina Krepalla, die in der Strohgasse ebenfalls bildende Kunst ausstellt. Oder bei Katrin Köhler oder Doris Zell, die beide jeweils ihre Schmuck-Ateliers in der Oberen- beziehungsweise der Mittleren Holdergasse öffnen.

Galeristin Monika Schreiber ist natürlich ebenfalls mit von der Partie. Unter ihrer Federführung kann am 9. September nicht nur in ihrer Galerie Wendelinskapelle, sondern auch in der Stadtkirche und im Rathaus Kunst genossen werden. Markus Schneider öffnet seine Buchhandlung Taube für die Kunstnacht und ebenso die Scheune in der Oberen Holdergasse, wo Werke des Marbacher Künstlers Frank Lukas präsentiert werden. Auch die Rennschnecke, der Mopedladen in der Marktstraße wird diesmal Teil der Nachtschicht Kunst – primär mit Musik, aber auch die historischen Mofas, Roller und Co. sind ja Kunst im weitesten Sinne.

Diese also – und weitere Teilnehmer – werden in ihren Ateliers, Werkstätten und Galerien die Gäste der Nachtschicht Kunst empfangen. Vielleicht in diesem Rahmen aber zum letzten Mal. Denn ein Großteil des Vorstands von Südlich vom Ochsen hört zum Jahresende auf. Die Gründe dafür sind vielfältig. Viele sind schon lange dabei und selbst nicht mehr die Jüngsten, ein bisschen ausgebrannt und die Coronazeit hat auch das Ihrige getan. „Es wird Zeit, dass Jüngere weitermachen“, sagt Mark Scheuerle.

Er sieht die Nachtschicht Kunst diesen Herbst daher als Abschiedsvorstellung des bisherigen Vorstands oder – wenn es dumm läuft – auch als die des ganzen Kulturvereins. Denn den wird es nicht mehr geben, wenn sich keine Nachfolger finden. Insofern ist das Event vielleicht auch eine Chance. „Wir hoffen, dass es weitergeht“, so Scheuerle. „Aber dazu braucht es Menschen, die das machen.“ Und wieder stellt er die entscheidende Frage: „Was ist uns die Kultur wert?“