Die Hälde wird ein Ziel beim kommunalpolitischen Spaziergang sein. Foto: factum/Granville

Hemmingen ist mit dem Neubaugebiet Hälde stark gewachsen. Lange Zeit hatte die Gemeinde rund 7500 Einwohner, inzwischen sind es mehr als 8000. Mit einem besonderen Spaziergang will der Bürgermeister alle ansprechen.

Hemmingen - Thomas Schäfer führt an diesem Samstag auch in das Neubaugebiet Hälde. Der kommunalpolitische Spaziergang ist keine Hemminger Erfindung. Der Bürgermeister Thomas Schäfer hat dies in seiner Zeit als Heimerdinger Ortschaftsrat kennengelernt.

Herr Schäfer, kommunalpolitische Spaziergänge gibt es seit Langem in Ditzingen. Haben Sie keine Scheu, nachzumachen, was die Nachbarn vorgemacht haben?

Noch als Heimerdinger Ortschaftrat war ich als Gast bei verschiedenen Spaziergängen in Ditzingen und den Teilorten mit dabei. Ich fand dies ein gelungenes Format und habe gleich zugesagt, als die erste Anfrage der Volkshochschule kam. Dinge im kommunalen Umfeld nachzumachen halte ich nicht für ehrenrührig. Heutzutage muss man schauen, was „Best-practice-Beispiele“ sind und diese auf die eigene Kommune übertragen.

Hemmingen ist mit der aufgesiedelten Hälde stark gewachsen. Gibt es in der Folge die Notwendigkeit für Veranstaltungen, die alle sowohl Alt- als auch Neubürger ansprechen?

Die häufig doch dürftig besuchten Gemeinderatssitzungen zeigen, wenn die Bürger nicht zum Rathaus kommen, dann muss das Rathaus eben zum Bürger kommen. Von daher liegt der Fokus auf Alt- wie Neubürgern, doch bietet sich für letztere vielleicht umso mehr die Möglichkeit, noch Neues zu erfahren oder unbekanntere Ecken der neuen Heimat zu entdecken.

Erinnerung an vergangene Zeiten

Ist das starke Wachstum problematisch für die Gemeinde? Hemmingen hat aufgrund der Gemeindereform ja schon früher Erfahrungen damit gemacht.

Nein, das glaube ich nicht. Bereits in den 1970er Jahren gelang in Hemmingen die Leistung, gut 5000 Neubürger zu integrieren, als Hemmingen die am stärksten wachsende Gemeinde in Baden-Württemberg war. Damals wie heute bieten Vereine, Kirchen und Organisationen die Möglichkeit, sich schnell in die örtliche Gemeinschaft einzufinden.

Was wollen Sie den Bürgern beim Rundgang schwerpunktmäßig näherbringen?

Dieses Mal wird es um die aktuellen Baumaßnahmen gehen: Kita Hälde und Feuerwehrgerätehaus. Dabei werden die neugestaltete Eisenbahnstraße und der Bahnübergang Schwieberdinger Straße passiert.

Eine neue Form der Bürgerbeteiligung?

Der Spaziergang ist eine niederschwellige Möglichkeit, mit dem Bürgermeister ins Gespräch zu kommen. Ist das auch eine Möglichkeit, um Wutbürgern zu begegnen?

Ich glaube, der Wutbürger wird kaum am Spaziergang teilnehmen. Von Angesicht zu Angesicht ist da weniger gefragt, eher die Anonymität des Internets.

Der Spaziergang ist gleichwohl keine klassische Bürgerbeteiligung. Braucht es davon nicht mehr in diesen Tagen?

Die große Bandbreite von Bürgerbeteiligung ist kraft Gesetz schon gegeben. Nur wird diese häufig zu wenig eingefordert beziehungsweise werden mögliche Formate nicht in dem Maße genutzt sich einzubringen. Allein die schwierige Suche der Parteien nach Kandidaten für die Kommunalwahl zeigt, dass kommunalpolitische Beteiligung nicht en vogue zu sein scheint.

Unterwegs mit dem Schultes

Der Bürgermeister
Thomas Schäfer ist seit mehr als acht Jahren Bürgermeister der Gemeinde Hemmingen. Der Christdemokrat löste Werner Nafz (Freie Wähler) ab, der das Amt 32 Jahre inne hatte. Schäfer war zuvor Amtsleiter in Asperg. Zugleich war der gebürtige Heimerdinger in dieser Zeit aber auch kommunalpolitisch im Heimerdinger Ortschaftsrat engagiert.

Die Gemeinde
Hemmingen hat im Zug der Kommunalreform um die Eigenständigkeit gerungen. Um diese zu bewahren, wurde binnen kurzer Zeit massiv Wohnraum geschaffen. Der Wohnpark Schlossgut entstand, der die Skyline des Orts bildet. Integriert wurden die Neubürger damals vor allem über die Vereine.

Die Veranstaltung
„Politik.Live – Kommunalpolitischer Spaziergang“ heißt die Veranstaltung von der Schiller-Volkshochschule des Landkreises und der Gemeinde, die an diesem Samstag, 10. November, stattfindet. Treffpunkt für den 90-minütigen Rundgang ist um 14 Uhr am Rathaus, Münchinger Straße. Thema dieser Spaziergänge sind stets die aktuellen Projekte eines Ortes. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenfrei.