Wolfgang Werner war zuvor Lehrer an der Schule, die er nun leitet. Foto: factum/Granville

Wolfgang Werner wollte nicht Schulleiter werden. Aber er sah sich in der Verantwortung.

Korntal-Münchingen - Wolfgang Werner war zufrieden. Sein Chef, der Schulleiter Wolfgang Schoner ließ ihm Freiheiten, um die Berufsorientierung an der Münchinger Flattichschule aufzubauen. Werner, der Lehrer, vermisste nichts. Und doch bewarb er sich um das Amt des Schulleiters. Nach mehr als einem Jahr der Vakanz an der Spitze der Schule wird Werner an diesem Dienstag in sein Amt eingesetzt.

Geplant hatte Werner diesen Karriereschritt nicht. Er habe sich vielmehr aus einer Verantwortung heraus für den Leitungsposten beworben, erzählt der Pädagoge, der 22 Jahre an der Flattichschule unterricht hat.

Sein vormaliger Chef, Werner Schoner, war im vergangenen Jahr in den Ruhestand gewechselt. Die Stelle blieb vakant, der Konrektor leitete die Schule interimsweise. Als auch der langjährige Konrektor im Sommer in Pension ging, sah sich Werner in der Verantwortung. Er habe dort mehr als zwei Jahrzehnte eine gute Zeit gehabt und wollte nun der Schule weiterhelfen, macht er deutlich. Es wäre das Schlimmste gewesen, „es ist kein Schulleiter da, und wir dümpeln vor uns hin“. Zumal in dieser Zeit.

Werner wollte seiner Schule helfen

Die Schule auf dem Buddenberg-Areal ist mitten im Umbruch, baulich wie personell. Einerseits weil die Werkrealschule wegfällt und sich damit die Schulgemeinschaft wandelt: Auf dem vergleichsweise weitläufigen Gelände halten sich von nächstem Schuljahr an ausschließlich Kinder, keine Jugendlichen mehr auf. Eine neue Mensa wurde gebaut. Zudem muss der Umzug der ausgelagerten Strohgäu-Förderschule zurück auf das Buddenberg-Areal bewerkstelligt werden. „Seit zwei Jahren wird hier gebaut“, verdeutlicht Werner den sichtbaren Umbruch.

Andererseits wandelte sich das Lehrerkollegium. Einige gingen in Pension, neue kamen hinzu. „Es geht darum, die Umbruchsituation zu bewältigen“, beschreibt Werner seine Hauptaufgabe an einer Schule mit 402 Schülern. Doch „atmosphärische Störungen“ gebe es keine mehr, sagt er. Er weiß, dass nicht jeder die Entwicklung der jüngsten Vergangenheit guthieß. Er weiß auch, dass er sich erst in der veränderten Rolle – vom Lehrer zum Schulleiter – einfinden musste. Aber er kann sich offenbar auch einer hohen Verbundenheit mit der Schule gewiss sein. „Das Kollegium hat es mir leicht gemacht.“

Die Lehrer seien nicht endlos belastbar, dennoch will Werner es versuchen, die Zusammenarbeit etwa mit Vereinen im Ort zu intensivieren. „Es ist wichtig, dass man voneinander weiß.“ So wie die Schule für alle Grundschüler offen stehe, will er die Vielfalt der Gesellschaft nutzen. Als gelungen bezeichnet er ein Projekt, bei dem sich Landfrauen mit den Kindern trafen.

Den Werkrealschülern einen guten Übergang ermöglichen

Werner weiß, was er an seinem Beruf und der Schule hat, zumal der Lehrer immer auch außerhalb tätig war, etwa die Medienbegutachtung am Landesmedienzentrum. Er sah die Lehrfilme vorab, die seine Kollegen später landesweit im Unterricht zeigten. Reizvoll sei es gewesen, über die Tätigkeit des Lehrers hinauszublicken, sagt Werner. Er mochte die anderen Impulse. Sie bewahrten ihn seiner Meinung nach vielleicht auch vor einem Burn-out. Er sah die Schule immer auch von einer anderen Seite, hatte als Pädagoge nicht nur Kontakt mit Kindern und Jugendlichen, sondern auch mit Erwachsenen.

Trotz der Leitungsfunktion unterrichtet der 62-Jährige auch weiterhin Schüler, den letzten Jahrgang der Werkrealschule. Deutsch, Mathe und Wirtschaftslehre sind seine Fächer. Er ist zwar nicht mehr ihr Klassenlehrer. Aber er will ihnen einen guten Übergang in den Beruf ermöglichen.