Die Reste einer Luftabwehrstellung aus dem Zweiten Weltkrieg ... Foto: Archiv/Heimatgeschichtsverein

Der Aidlinger Venusberg lockt nicht nur mit seiner einmaligen Kulturlandschaft. Mitten im Wald sind auch die Ruinen einer Luftabwehrstellung aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden. Für Hungrige gibt es leckere Einkehrmöglichkeiten.

Ein schönes Fleckchen Erde ist der Venusberg nahe Aidlingen im Kreis Böblingen. Als einer der höchstgelegenen Orte im Kreis erlaubt er idyllische Ausblicke bei gleichzeitig wenig Andrang. Das wissen auch Heckengäu-Naturführer wie Ursula Kupke, die über den Venusberg führt. Wer Glück hat, trifft dort den Spaziergänger, Mundartdichter und Wünschelrutengänger Hanno Kluge, der auch die fast vergessene Vergangenheit kennt. Nur Trümmer erinnern noch daran.

Weltkriegs-Ruine Mitten im Wald in der Nähe des neuen Wasserhochbehälters bei Lehenweiler sind Richtung Aidlingen die Reste einer Luftabwehrstellung aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden. Mauerreste zweier Gebäude stehen zwischen Kiefern und Fichten. Und ein Mauerkranz von etwa einem Meter Dicke und 30 Meter Durchmesser lässt staunen. Allein der Durchmesser weist auf eine Anlage mit enormen Ausmaßen hin. „Geplant waren auch Schienen, damit das Radgerät hin und herfahren konnte“, erklärt Andreas Wolf vom Heimatgeschichtsverein Aidlingen, der immer wieder Führungen anbietet, wenn sich Kriegsbeginn oder -ende jähren. „Die Ruinen gehören zu einer Funknavigationsanlage der deutschen Luftwaffe, die vor Kriegsende begonnen und nie ganz fertig gestellt wurde. Die Anlage wurde noch vor dem Einmarsch der Alliierten gesprengt, um den feindlichen Truppen nicht ein zur damaligen Zeit hoch entwickeltes technisches Gerät zu überlassen“, weiß Norbert Prothmann von der Forschungsgruppe Untertage, der im Auftrag des Heimatgeschichtsvereins Aidlingen schon durch die Militärruine führte. Alles war demnach streng geheim. Keiner im Dorf wurde informiert, was die Wehrmacht 1944 im Wald oberhalb von Lehenweiler baute.

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Wanderroute Wer sich an schöneren Dingen des Lebens erfreuen will, ist auf dem Venusberg ebenfalls goldrichtig. Er ist Ausgangspunkt einer 12,5 Kilometer langen und gekennzeichneten Natur.Nah.Rundtour. In dreieinhalb Stunden sind Wacholderheiden, Hecken, Steinriegel und Streuobstwiesen – ganz typische Elemente des Heckengäus zu erleben. Die Zeit scheint stehen geblieben und nur die vierbeinigen zotteligen Landschaftspfleger lassen erkennen, dass der Schein trügt.

Erlebnispfad Über den Venusberg führt auch der Heckengäu-Erlebnispfad der Gemeinde Aidlingen – ebenfalls ein Rundweg, der allerdings über die gesamte Markung führt und weitere Erlebnismöglichkeiten wie einen Sinnesspielplatz und einen Niederseilparcours für den Nachwuchs bereit hält. Die Wanderwege-Beschilderung des Schwarzwaldvereins enthält Zielpunkte mit Entfernungsangaben sowie besondere Hinweise auf Gasthäuser, Parkplätze, Aussichtspunkte und Haltestellen des öffentlichen Personennahverkehrs. Der dazugehörige Flyer führt auch den Bodenlehrpfad auf, der am Venusberg bei Lehenweiler gelegen ist und an drei Standorten die typischen Bodenprofile des Heckengäus mit ihren vielfältigen Funktionen darstellt.

Kunstwerke Selbst die Kunst hat auf dem Venusberg ihren Platz gefunden. Die Ausstellung „EigenArt – Kunst und Natur am Venusberg“ unter freiem Himmel zum 50-jährigen Jubiläum des Landes hat vor 20 Jahren ihre zeitlosen Spuren und Kunstwerke hinterlassen. Etwa die von Bildhauer Ulrich Kittel geschaffene Plastik „Phönix – Mensch/Technik/Natur“ aus Eichenholz und Edelstahl, die mit ihren Auslegern in den Himmel ragt, vielleicht sogar mahnend.

Einkehr Ausklingen lassen kann man den Tag im „Café zum süßen Huhn“. Der Name kommt nicht von ungefähr. Das Kleintierzüchterheim im Kirchtal öffnen Anita Wenner und Ingrid Schmitt an Sonn- und Feiertagen. Rustikales wie Weißwürste und Krautsalat, aber auch selbst gebackener Kuchen finden sich auf der Speisekarte.

Heckengäu-Köche Wem bei der Heimfahrt der Magen knurrt, der kann im Aidlinger Waldhorn einkehren, wo Heckengäu-Koch Werner Großhans von Donnerstag bis Sonntag ab 17 Uhr geöffnet hat sowie sonntags und feiertags von 11.30 bis 14.30 Uhr. Von Lehenweiler ist es nach Dätzingen nicht weit, wo im Engel ebenfalls die Heckengäu-Küche zelebriert wird, und zwar Dienstag bis Freitag von 11.30 bis 14 Uhr und Dienstag bis Samstag von 17.30 bis 22 Uhr.

Natürlich kann auch ein Picknick eingeplant werden auf dem Venusberg. Eine Decke, ein Korb mit leckerem Inhalt und am besten in Begleitung – schon hat der Ausflug nach Aidlingen einen schönen Ausklang, solange nichts hinter Hecken oder Steinriegel landet.

Unterwegs in der Region und Anfahrt zum Venusberg

Serie
Auf Erkundungstour in der Region – zu geheimnisvollen Burgen und Ruinen, prächtigen Schlössern und eindrucksvollen Kirchen. Wir machen uns in und um Stuttgart auf die Suche nach Schlossgespenstern, erzählen spannende Geschichten aus vergangenen Tagen und liefern Wissenswertes zu mächtigen Mauern in luftigen Höhen. Unsere Sommerserie widmet sich kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten und bietet Anregungen für Ausflüge, die sich lohnen. Wetten, dass für Sie etwas dabei ist?

Service
 Hier empfiehlt sich eine Anreise mit dem Auto, denn ausgehend vom Parkplatz am Aidlinger Kleintierzüchterheim oder von der Bushaltestelle in Lehenweiler öffnet sich der Blick auf die herrliche Landschaft des Naturschutzgebietes rund um den Venusberg. Zum Beispiel vom S-Bahn-Halt Gärtringen (S 1) erreicht man aber mit der Buslinie 768 auch das idyllische Lehenweiler. Auf den Hinweistafeln der staatlichen Naturschutzverwaltung Baden-Württemberg, erklärt Linus, der Neuntöter, was es hier zu erleben gibt.