Restaurator Wolfgang Kenter mit dem Original-Zifferblatt der Kirche. Foto: Leif Piechowski

Sanierung der Veitskapelle in Mühlhausen ist eine fast unendliche Aufgabe – Lotterie spendet 85.000 Euro

Stuttgart - Die 1380 erbaute Veitskapelle in Mühlhausen ist die älteste Kirche Stuttgarts. Seit zwei Jahren laufen an dem kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerk umfassende Sanierungsarbeiten, die zum großen Teil über Spenden finanziert werden. Aktuell hat die Glücksspirale mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz das Spendenkonto um 85.000 Euro aufgestockt.

Von außen und innen ist die Kapelle derzeit von Gerüsten umgeben, einzelne Bodenplatten fehlen, überall liegt Werkzeug. Die kleine Kirche ist zwischen den Gerüststangen kaum noch zu erkennen. „Wir wünschen uns aber, den Weihnachtsgottesdienst wieder in der Kirche zu feiern“, sagt Gerhard Jeutter, Zweiter Vorsitzender des Fördervereins. Die Architekten seien zuversichtlich, die Bauarbeiten im Inneren der Kapelle bis Oktober dieses Jahres fertigzustellen, sagt Pfarrerin Charlotte Sander. „Die Innenausstattung wird dann aber noch mindestens zwei Monate in Anspruch nehmen.“ Die Außenarbeiten werden bis dahin nicht abgeschlossen sein.

Im ersten Schritt der Sanierung wurde das einsturzgefährdete Dach erneuert. Das Dachtragwerk geriet bei einem Bombenangriff 1943 in Brand und wurde dann fehlerhaft wiederaufgebaut. Durch marode Stellen drang Feuchtigkeit ein, die in der Kapelle große Schäden angerichtet hat.

Um die wertvollen Wandgemälde zu retten, müssen diese aufwendig restauriert werden. Außerdem wird die Fassade neu verputzt, dass sich im Mauerwerk keine Feuchtigkeit mehr staut. Gearbeitet wird dabei nicht mit modernsten Materialien und Methoden, sondern mit historischen, „nach mittelalterlichen Rezepturen“, wie Sander es ausdrückt. Das bedeutet aufwendige Handarbeit.

Kirchengemeinde wird wohl schon bald neuen Antrag an Stiftung Denkmalschutz stellen

Unterstützung findet die Kirchengemeinde vor allem bei der Glücksspirale und der Stiftung Denkmalschutz, die inzwischen drei Förderverträge im Wert von insgesamt fast 400.000 Euro abgeschlossen haben. Vom Förderverein kommen noch einmal 200.000 Euro Spendengelder dazu. Privatpersonen wie der Degerlocher Historiker Gerhard Raff beteiligen sich ebenso wie die Landeskirche und die Stadt an der Finanzierung. „Wobei der Förderwille nachgelassen hat. Wir tun uns schwer, neue Spender zu finden“, sagt Armin Brendle, Vorsitzender des Fördervereins.

Die Kosten für die Gesamtsanierung belaufen sich inzwischen auf knapp 2,5 Millionen Euro. „Bei so einem alten Gemäuer ist man aber nie gefeit vor Überraschungen, die dann gleich 100.000 Euro mehr kosten“, sagt Sander.

Außerdem wird die Kirchengemeinde wohl schon bald einen neuen Antrag an die Stiftung Denkmalschutz stellen. Zum einen braucht der Turm ein neues Fundament, zum anderen machen die Außenmauern Sorgen. Sie bröseln auseinander. Der Lehmputz löst sich auf und das Füllwerk, in dem Fall Sand, rieselt heraus. „Da kommen einem ganze Steine entgegen“, sagt Sanders. „Wir würden das gerne innerhalb des nächsten Jahres durchziehen.“

Die Alternative zur gründlichen Sanierung, die wohl 40 bis 50 Jahre halten wird, wären Provisorien und Flickarbeiten gewesen, die schon nach zehn Jahren hätten erneuert werden müssen. Trotz des hohen Aufwands und des enormen finanziellen Risikos bereut keiner, den Schritt gewagt zu haben. Charlotte Sander lächelt und sagt: „Da ist dann schon ein bisschen Gottvertrauen nötig, um sich an so etwas Großes heranzuwagen.“