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Veganer versus Fleischfans – auf beiden Seiten kocht Hass hoch. Fanta-Manager Andreas „Bär“ Läsker, der die tierlose Ernährung propagiert, ist zur Zielscheibe im Netz geworden.

Stuttgart - Veganer versus Fleischfans – auf beiden Seiten kocht Hass hoch. Fanta-Manager Andreas „Bär“ Läsker, der die tierlose Ernährung propagiert, ist zur Zielscheibe im Netz geworden.

Woran man Fleischesser erkennt? Sie riechen mies! Forscher der Universität Prag wollen herausgefunden haben, dass der Schweißgeruch von Männern, die sich vegetarisch ernähren, Frauen viel mehr anmacht. „Attraktiver, erotischer, weniger intensiv“, so heißt es in der Studie, seien die Ausdünstungen beim starken Geschlecht, sofern es auf Kohlrabi und Kürbis steht, nicht auf Steak und Salami.

Nicht alle Geschöpfe Gottes reagieren gleich. Bei Mücken verhält es sich genau andersrum. Die wiederum werden, anders als Frauen, vom Geruch der Fleischesser angelockt. Das freut Vegetarier und Veganer, wenn die nervigen Stecher mit Vorliebe über jene Menschen herfallen, die – um es in ihrer Sprache zu sagen – den Verwesungsgeruch der armen Tiere verströmen, die sie auf dem Gewissen haben.

Spinnefeind standen sich einst militante Raucher und militante Nichtraucher gegenüber. Was sich da abspielte, ist jedoch harmlos im Vergleich zum Kampf, den sich Veganer und Fleischfans liefern.

Ist das schon neuer Rassismus? Rigoros lehnt es die eine Seite ab, mit der anderen an einem Esstisch zu sitzen.

Andreas „Bär“ Läsker, der Manager der Fantastischen Vier und Autor des Buchs „No need for meat“, ist mit über 20 000 Facebook-Fans zur Galionsfigur des fleischlosen Lebens geworden (sein Slogan: „Nix wie veg“) – und damit zur Zielscheibe von Angriffen im Internet.

Big Brother is Watching Bär.

„Läskerwatch“, so heißt eine Webseite, die sich mit dem „Leben, Wirken und Posten von Deutschlands erstem veganen Musikmanager und seinem Gefolge“ befasst. „Dieses ewig langweilige Missioniergehabe kotzt einen echt an“, heißt es da, „man kann einen Glauben missionieren – aber Ernährung ist kein Glauben.“

„Die Vorwürfe werden immer abstruser“, kontert Läser. Er sei kein „Ernährungs-Taliban und denke nicht ans Missionieren, die veganen Vorteile behält er aber nicht für sich. „Man fühlt sich leichter, schläft besser, regeneriert schneller nach dem Sport.“ So oder ähnlich lauten seine täglichen Botschaften im Internet.

Wer hinter der Hass-Seite „Läskerwatch“ steckt, weiß er nicht. Anonyme Angriffe sind zum neuen Trendsport in den sozialen Netzwerken geworden. Das World Wide Web ist kein rechtsfreier Raum. Juristisch unterscheidet sich eine Beleidigung auf Twitter oder Facebook nicht von einer Beleidigung auf der Straße. Die Strafe aber kann weitaus höher sein. Auf der Straße hören nur wenige zu – im Netz können es Millionen sein.

Anwälte haben sich darauf spezialisiert,Ehrverletzungen in Internet-Foren zu verfolgen. Von den Betreffenden wird neben dem Unterlassen finanzielle Wiedergutmachung verlangt. Aber nur über die Polizei kann vom Provider verlangt werden, die IP-Adressen des Autors von beleidigenden Beiträgen herauszurücken.

Eine Anzeige gegen „Läskerwatch“ hat „Bär“ bisher nicht gestellt. „Ich hab’ so viel anderes zu tun“, sagt er. Was seien schon eine Handvoll Stalker gegen eine Million Besucher, die er bei Facebook hat? Warum Veganer Hass auf sich ziehen, erklärt er sich so: „Bei Fleischessern wird das schlechte Gewissen stärker, wenn sie Menschen treffen, die vegan leben.“

Veganer versus Fleischesser. Sich Gedanken zu machen über Ernährung, das ist das Privileg einer Zeit ohne Hungersnot. Daran sollte man denken, wenn’s heiß hergeht. Man muss die sich Andersernährenden auch nicht gleich zum Essen auf den Balkon schicken. Wohl bekomm’s.