Tierlos glücklich – das geht auch und vor allem bei süßen Spezialitäten. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Der Vegan Street Day am Pfingstsonntag hat Einblick in den wachsenden Markt veganer Produkte gewährt – und die Veganer einen ganz eigenen Humor bewiesen.

Stuttgart - Wer vegan leben will, muss nicht auf Fleischgenuss verzichten. Nur muss das Fleisch eben pflanzlich sein. Wo pulled pork draufsteht, ist beim Vegan Street Day die tropische Jackfrucht drin. Auch veganer Döner oder vegane Hot Dogs sind am Pfingstsonntag auf Markt- und Schillerplatz im Angebot. „Es geht ja gar nicht darum, den Fleischgeschmack zu verdammen“, erklärt Martin Donauer, der eben zwei geräucherte Weizenwürste für zuhause erstanden hat. „Ich war jahrzehntelang Fleischesser und ich mag es auch immer noch. Aber ich habe ein Problem mit der Massentierhaltung. Und wozu sollten wir weiterhin Tiere schlachten, wenn wir den Gaumenkitzel auch anders erzeugen können?“

Der beste Freund des Menschen wird zumindest von manchen Veganern gleich in die Ernährungsumstellung einbezogen. Die 21-jährige Theresa ist seit vier Jahren Veganerin und ernährt ihre Hündin Sue komplett fleischlos. „Hunde sind Omnivoren“, erklärt sie. „Dass sie von Natur aus reine Fleischfresser sind, ist ein Gerücht.“ Verschiedene Ersatzprodukte gibt es auch für den Vierbeiner: Statt am Schweineohr nagt er am Cerea-Ohr aus Maisstärke. Während die Zoo-Gefangenschaft von Wildtieren in einer Fotoausstellung angeprangert wird, ist Hundehaltung offenbar kein Grundsatzproblem. Etliche Street Day-Flaneure haben ihr Haustier dabei. „Der Hund könnte in der Natur gar nicht mehr überleben“, so Theresa. „Er ist auf den Menschen angewiesen.“

Diese Restaurants servieren vegetarisch und vegane Küche.

Bert Rutkowsky bietet an seinem Stand veganen Honig an. Mit Bienenfleiß sammelt er eigenhändig Löwenzahn- oder Lindenblüten, die er in mühevoller Handarbeit von sämtlichem Grün befreit und im Anschluss mit Rohrzucker einkocht. Der Ertrag: 40 Gläser in zwei Tagen. „Das ist schon mühsam“, räumt er ein. Dafür kann er guten Gewissens behaupten, kein Tier ausgenutzt zu haben. Das gilt auch für Koch und Buchautor Björn Moschinski, der auf der Showbühne am Rathaus unter anderem zeigt, wie sich mittels Sojamilch problemlos Mayonnaise ohne Ei herstellen lässt.

Längst ist das Klischee von der Vorherrschaft fader Tofumasse am veganen Herd überholt. Ob Käse aus Cashew-Kernen oder Sportlernahrung: Die Angebotspalette auf dem Straßenmarkt ist breit gefächert. Neben Kulinarischem betrifft das auch Kosmetika und Bekleidung. Hinzu kommen zahlreiche Info-Stände von Tierrechts-Organisationen verschiedener Couleur. „Es geht um eine moralische Entscheidung“, stellt Daniela Donauer fest, die wie ihr Mann seit eineinhalb Jahren vegan lebt. „Tiere sind keine Ware“. Ein anderer Besucher drückt es mit seinem T-Shirt-Slogan profaner aus: „Ich esse nichts, was pupst.“