Der künftige Theatersaal des neuen Varietés an der Siemensstraße Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Fast vor dem Nichts schien man im Jahr 2013 zu stehen, als die L-Bank zunächst als Sponsor ausstieg und dann auch noch die Rotunde, die dem Friedrichsbau-Varieté 19 Jahre als Spielstätte gedient hatte, kündigte. Und jetzt? Jetzt sind es keine zwei Wochen mehr hin, dass das neue Gebäude  mit einer großen Elvis-Show eröffnet wird.

Stuttgart - Hin und wieder entpuppt sich die vermeintliche Hiobsbotschaft tatsächlich als Beginn einer unverhofften Erfolgsgeschichte. Dies trifft nun auch auf das Varieté zu. Fast vor dem Nichts schien man im Jahr 2013 zu stehen, als die L-Bank zunächst als Sponsor ausstieg und dann auch noch die Rotunde, die 19 Jahre als Spielstätte gedient hatte, kündigte. Und jetzt? Jetzt sind es keine zwei Wochen mehr hin, dass das neue Gebäude in der Siemensstraße, direkt neben dem Theaterhaus gelegen, mit einer großen Elvis-Show eröffnet wird. Und in nahezu allen Belangen gibt es auf dem von der Stadt Stuttgart zur Verfügung gestellten Grundstück Verbesserungen.

Das neue Quartier, ein Fertighallensystem in Holz, basiert auf einer antiken Bauform, nämlich einer dreischiffigen Basilika. In den beiden Seitentrakten befinden sich die Gastronomie und das Techniklager beziehungsweise Künstler-Garderoben und Büros. Die größte Verbesserung aber ist der Theatersaal im Hauptschiff. Die Bühne liegt 1,20 Meter oberhalb des Zuschauerraums – also 70 Zentimeter höher als jene im Friedrichsbau. „Das garantiert beste Sicht auch von den hinteren Plätzen“, verspricht Geschäftsführer Timo Steinhauer am Freitagvormittag bei einer Baustellenbesichtigung. Die Bühne ist zudem deutlich größer, „da kann sich das Showleben richtig entfalten“, etwa bei der Luftartistik.

Der einzige Nachteil des Saals: Mit 342 Plätzen hat er nunmehr 27 weniger als bisher. Dafür können die Tische großzügiger angeordnet werden, „acht bis zehn Personen sitzen sich gegenüber, das verbessert die Kommunikation“. Weiterer Vorteil: Die Gastronomie-Partner der Firma Goldrausch können nun endlich Mehrgangmenüs direkt an den Tischen servieren.

Die gesamten Baukosten betragen 1,9 Millionen Euro. Die Rückzahlung der Kredite durch die gemeinnützige Varieté-GmbH, die am 1. Januar 2014 gegründet wurde, ist auf zehn Jahre angelegt. Weil durch Versäumnisse in der städtischen Bauverwaltung das Grundstück erst mit Verspätung für die Bebauung zur Verfügung stand, musste die eigentlich für den 7. November geplante Premiere um vier Wochen verschoben werden, was erhebliche Einnahmeausfälle zur Folge hat. Der Gemeinderat hat darauf einem Investitionszuschuss in Höhe von 450 000 Euro zugestimmt. Bisher lag die Auslastung bei 65 bis 70 Prozent. Fürs neue Haus hat man zunächst einmal defensiv mit 58 Prozent kalkuliert, „so viel brauchen wir“, so Steinhauer. Er hofft jedoch, dass der Zuspruch angesichts der Neugier der potenziellen Besucher höher ausfällt.

„Wir können jetzt richtig Varieté-Unterhaltung mit Weltniveau bieten – und zwar zu fairen Preisen“, schwärmt Steinhauer. „Man kann schon ab 27 Euro hier drin sitzen, und am Wochenende zahlt man selbst in der teuersten Kategorie inklusive eines Dreigangmenüs 77 Euro, das ist preislich absolut in Ordnung.“ Am bisherigen Namen soll übrigens nicht gerüttelt werden. „Das ist unsere Identität und gehört einfach zu uns“, sagt Steinhauer. „Ich mache das jetzt seit 21 Jahren und habe für das Friedrichsbau Varieté gelebt“, ergänzt Co-Geschäftsführerin Gabriele Frenzel, „da wollte ich nicht noch mal 20 Jahre investieren, um etwa ein Prag-Varieté zu etablieren.“